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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Sprung nicht schaffte, wie konnte er es dann von den anderen erwarten? Die drängendere Frage jedoch, die in seinen Eingeweiden rumorte wie ein Herd von Parasiten, war, ob er damit würde leben können, falls sie tatsächlich alle hingeschlachtet wurden – und das mit dem Wissen, dass er sie hätte aufhalten können.
    »Du hast alles getan, was du konntest«, sagte Phoenix und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Habe ich das?« Adam schüttelte die Hand von seiner Schulter und ging zu den Reifenspuren, die hinaus in die salzige Ebene führten. Wie ein Hahnenschwanz erhob sich ein aufgefächerter weißer Schleier hinter der Karawane, dort am Horizont, wo die anderen jeden Moment für immer aus ihrem Blickfeld verschwinden würden.
    Bis auf einen verbeulten alten Ford Pick-up und drei Motorräder hatten sie alle Fahrzeuge mitgenommen. Es gab zwar auch noch andere Arten, sich fortzubewegen – bei Gott, waren sie nicht selbst auf dem Rücken von geflügelten Seepferden gereist? -, trotzdem wurde er dieses Gefühl von rapide zunehmender Isolation nicht los. Schlimmer noch, er befand sich in einem selbst gewählten Exil, mitten im Nirgendwo, mit so gut wie keinen Essensvorräten und noch weniger Aussicht, die Situation irgendwie meistern zu können. Sie hatten bereits fast alles Holz im Umkreis von mehreren Meilen verbrannt. In was zum Teufel hatte er sie da nur hineingeritten?
    Als die Karawane außer Sichtweite war, ging Adam zurück zu den anderen.
    »Ihr wisst, dass keiner von euch hierbleiben muss«, sagte er. »Ich kann es keinem verdenken, wenn er sich jetzt auf den Weg macht, um die anderen noch einzuholen.«
    Es folgte eine lange Stille. Windböen trugen immer mehr Schnee heran, der bereits liegen blieb, kaum zu unterscheiden vom Weiß des Strandes, und sich am Fuß des Berges zu kleinen Verwehungen aufhäufte.
    »Sie werden alle sterben«, flüsterte Jill zitternd.
    Wieder Stille.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Norman und sah dabei Adam an.
    »Ich schätze, wir sollten uns zunächst einmal alle vorstellen. Mir scheint, das wäre ein guter Anfang.« Nachdem niemand vortrat, begann Adam. »Mein Name ist Adam Newman. Ich bin Allgemeinarzt, und bis vor kurzem habe ich noch mein letztes Jahr Militärdienst in einem Flüchtlingslager im Iran abgeleistet.«
    Mit nach oben gezogenen Augenbrauen sah er Norman an.
    »Kyle Norman. Ich bin Sanitäter der 51. Luftlandeeinheit. Ich war am Persischen Golf, als diese Hölle über uns hereinbrach.« Er versuchte ein verlegenes Lächeln und wischte sich die Schneeflocken von seinem Tarnanzug. »Und jetzt, schätze ich, bin ich einfach ein Kerl in dreckigen Klamotten, der in einer Höhle haust.« Er drehte sich in die Richtung des Mädchens mit den kurzen schwarzen Haaren neben ihm.
    »Missy Stringer«, sagte sie mit ihrem drolligen Südstaatenakzent. »Mein Bruder Mare und ich kommen aus Dover in Tennessee.«
    »Wie meine große Schwester gerade schon gesagt hat, heiße ich Mare.« Er sah nach links, wo Jill saß, die merklich blass geworden war und sich augenscheinlich immer mehr in sich selbst zurückzog.
    »Jill Rayburn«, sagte sie mit in Falten gelegter Stirn, als konzentriere sie sich gerade auf irgendetwas. »Bis vor ein paar Tagen war ich noch Studienanfängerin an der University of Oregon in Eugene. Aber dann … begann ich, diese Visionen zu bekommen, und jetzt …« Sie zog kurz die Nase hoch. »Jetzt werde ich sie nicht mehr los.«
    »Schon gut«, flüsterte April und legte ihren Arm um Jills Schulter, die sich dankbar an sie lehnte. »Ich heiße April Henson. Ich komme ebenfalls aus Eugene hierher, und das habe ich Jills Visionen zu verdanken. Wäre sie nicht gewesen … ich weiß nicht, was passiert wäre.« Sie ergriff Darrens Hand und drückte sie.
    »Darren O’Neal. Ich kam mit den beiden aus Oregon. Ich bin Medizinstudent im zweiten Semester … ich meine, ich war im zweiten Semester.« Er schüttelte den Kopf. »Ich schätze, ich muss mich erst noch daran gewöhnen, von diesen Dingen in der Vergangenheit zu sprechen.«
    »Ich heiße Ray Gorman. Ich denke, eigentlich sollte ich dankbar sein, dass ich es überhaupt mit meinen Freunden bis hierher geschafft habe, aber auf dem Weg … habe ich das schönste Mädchen der Welt verloren.« Tränen liefen über sein Gesicht, aber er wischte sie schnell wieder weg, während er seine losen Haarsträhnen zurück hinter die Ohren klemmte. »Und ich weiß, dass ich hierhergehöre, weil … weil ich sie hier spüren

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