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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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kann … weil ich weiß, dass sie hier bei mit ist.«
    »Mein Name ist Lindsay Lechner«, sagte die Blonde, die aussah wie ein Model. Sie stand erstaunlich entspannt da – zumindest ihren Füßen schien es wieder besser zu gehen. »Ich saß in einem Flugzeug nach Vegas, als das alles anfing. Ich wollte mein Glück als Showgirl versuchen.« Sie lächelte, und in ihren Augen blitzten für einen Moment all ihre unerfüllten Träume auf. »Acht Jahre Ballett- und Steppuntericht, dann nochmal vier Jahre Klassisches. Um ehrlich zu sein, eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich hier bei euch geblieben bin. Der einzige Grund, der mir spontan einfällt, ist, dass dieser Richard so ein Arschloch ist.«
    Alle lachten kurz, verstummten aber schnell wieder.
    »Ich bin Evelyn Hartman und komme aus Nirgendwo in Kalifornien. Ich war zum Promotionsstudium am Scripps-Institut für Ozeanografie, dann hatte mein Vater einen Unfall. Ich musste nachhause kommen und auf der Farm aushelfen. Als er starb, hat er mich mit seinen letzten Worten auf die Odyssee hierher geschickt, nach ›Mehr Menschentränen‹, und ich schätze, dass wir alle aus einem ähnlichen Grund hier sind.«
    »Ich heiße Phoenix«, sagte der Junge mit den rosafarbenen Augen, »aber das ist auch schon so ziemlich alles, was ich weiß. Ein Mann hat mich mein ganzes Leben lang in einem dunklen Keller gefangen gehalten, bis Adam und Norman mich vor dem Schwarm gerettet haben. Viel mehr kann ich nicht sagen.« Er zuckte die Achseln.
    »Was ist der Schwarm?«, fragte Mare.
    »Das sind die, die hinter uns her sind. Sie sind die Lasterhaften, die Sünder, deren Seelen nicht ins Himmelreich eingehen können. Sie sind im sprichwörtlichen Sinn gefangen im Laster, in ihren Körpern. Sie sind die Schlangen, die auf zwei Beinen gehen, Gottes auserwählte Armee, mit der Er die Welt zerstört, die dunkle Seite, die jeder von uns in sich trägt. Wo sie hinkommen, bringen sie nichts als Schmerz und Leiden. Ihr einziger Daseinszweck ist es, den Tagen der Menschheit ein Ende zu setzen.«
    »Wieso sollte Gott wollen, dass wir alle sterben?«, fragte Missy.
    »Ich glaube gar nicht, dass er das will«, erwiderte Phoenix und machte eine kurze Pause. »Ich glaube, dass das der Grund ist, warum wir hier sind. Vielleicht sind wir der Teil der Menschheit, den er verschonen will.«
    »Warum hetzt er uns dann eine Armee auf den Leib?« Das war Norman. »Für mich klingt das irgendwie, als würde er uns doch auslöschen wollen, findest du nicht?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Phoenix und sah weg. »Alles, was ich weiß, ist das, was ich sehe, wenn ich meine Augen schließe, und selbst dann ist es nicht allzu klar. Es ist, als würde ich Dinge, die noch nicht geschehen sind, durch die Augen anderer Menschen sehen, ohne dass ich dabei weiß, was sie gerade denken oder empfinden. Erst wenn diese Dinge tatsächlich geschehen, verstehe ich ihre Bedeutung. Ich glaube, Gott gibt uns Hinweise, damit Er sehen kann, ob wir es wert sind zu überleben. Ob wir genauso stark an Ihn glauben, wie Er an uns glaubt. So etwas wie eine allerletzte Chance. Aber wenn wir die nicht nutzen, wird Er keine Sekunde länger zögern, uns alle zu vernichten, dessen bin ich mir sicher.«

XVIII
     
    INTERSTATE HIGHWAY 80, RICHTUNG OSTEN
     
    Richard saß auf dem Beifahrersitz von Grays Pick-up, Richtung Seitenfenster gelehnt, und beobachtete, wie sein Atem auf dem Glas kondensierte und die kleinen Wölkchen sich dann auflösten, während sich draußen Salzebenen mit kleineren Kiefernwäldern abwechselten. Die Schneeflocken waren jetzt, da sie den Highway erreicht hatten, fast doppelt so groß wie zuvor und so dick, dass es aussah, als würden sie durch einen Schwarm von Riesenmotten fahren. Die Straße vor ihnen war vollkommen zugeschneit, aber die Schotterbegrenzungen zu beiden Seiten waren an ihrem sanften Auf und Ab immer noch gut zu erkennen, während sie sich in der Mitte der Fahrbahn ihren Weg bahnten. Die liegengebliebenen Fahrzeuge verschwanden langsam unter der Schneedecke, standen gestrandet an der Seitenbegrenzung oder einfach mitten auf der Interstate, doch sie konnten sie ohne größere Probleme umfahren. Sie hatten mehr Passagiere in den Pick-up gepfercht, als es Sicherheitsgurte gab, deshalb sah Richard auch keine Veranlassung, sich zu beschweren, als sie wegen der schlechter werdenden Straßenverhältnisse immer langsamer vorankamen.
    Garrett saß zusammengekauert zu seiner Linken, ihre Beine unter dem

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