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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Newmans Höhle verharren, ohne Wasser oder etwas zu essen?«
    Das Gejohle der Menge war ohrenbetäubend.
    »Also frage ich euch, die ihr diesen Albtraum bisher überlebt habt … Wollt ihr lieber mit mir kommen und eine realistische Chance haben, es zu schaffen, oder wollt ihr hierbleiben und elend zugrunde gehen?«
    Die Antwort der Zuhörer war eine Mischung aus begeisterten Schreien und Applaus. Fäuste schossen in die Luft. Richard legte den Kopf in den Nacken und hob seinen Blick gen Himmel. Er genoss jeden einzelnen Augenblick des Spektakels in vollen Zügen.
    Adam versuchte, etwas dazwischenzurufen, aber nicht einmal er selbst konnte seine Stimme hören. Dann drehte er sich um und sah Phoenix an, dessen Tränen im Schein des Feuers glänzten. Der Junge ließ seinen Kopf auf die Brust sinken.
    Sie würden alle sterben.

XVI
     
    IN DEN RUINEN VON DENVER, COLORADO
     
    Krieg erklomm auf dem Rücken von Donner, seinem riesigen Reittier, den östlichen Rand des Kraters. Majestätisch ließ er sein Pferd in einem Halbkreis dahinschreiten und inspizierte seine Armee. Überall, so weit er nur sehen konnte, leuchteten gelbe Augen, fast bis hin zu dem Turm, auf dem Tod stand und seine Armee begutachtete, wie sie hinter den Bergen verschwand.
    Die Nacht war schließlich hereingebrochen, schwärzer als die Sünde. Das dichte Schneetreiben darin war nahezu unsichtbar und wurde nur hin und wieder von Blitzen erleuchtet, die es wie zu einer Momentaufnahme von einem flimmernden Fernsehbildschirm erstarren ließen. Das Zucken atmosphärischer Elektrizität flirrte über den Himmel und spiegelte sich auf schwarzer, glatter Reptilienhaut und der Panzerung aus geschmolzenem Metall, mit der die schuppigen Körper überzogen waren, während der Erdboden unter den trampelnden Schritten mit tödlichem Stahl armierter Klauenfüße erzitterte. So zog die schwarze Karawane, zu beiden Seiten von Fackelträgern flankiert, hinaus in den alles erstickenden Sturm, und ihr flackernder Feuerschein wand sich durch die Ebene bis außer Sichtweite.
    Krieg zog sich seine Kapuze tief ins Gesicht, um den Schnee von seinen flammenden Augen fernzuhalten, dann riss er an der Dornenmähne von Donner. Der Knochenschädel der Bestie zuckte hin und her, Feuer blies aus seinen Nüstern, dann wandte sich Kriegs Reittier nach Westen, wo der Schneesturm den gezackten Kamm der Rocky Mountains verdeckte und das Vorgebirge bereits unter tiefem Schnee begraben lag.
    Eine Bewegung zu seiner Linken zog Kriegs Aufmerksamkeit auf sich, und obwohl er zunächst in dem dichten Schneetreiben nichts Ungewöhnliches entdecken konnte, erspähten seine scharfen Augen schließlich den Ursprung der Bewegung. Ein großer, weißer Falke saß auf einem Stück versengter Ziegelmauer, dem letzten Überrest des benachbarten Gebäudes, das jetzt in Trümmern darum herum verstreut lag. Er neigte seinen Kopf etwas zur Seite und sah, wie das Tier es ihm gleichtat. Ohne sich seine Absicht anmerken zu lassen, griff Krieg unter seinen Umhang aus vertrocknetem Fleisch und legte seine Finger um den Griff eines zu einem gezackten Wurfmesser geschnitzten Knochens. Mit einer blitzschnellen Bewegung seines Handgelenks ließ er den Dolch auf den Vogel zujagen, der sich direkt in seine Brust bohrte, noch bevor das Tier überhaupt seine Flügel ausbreiten konnte. Die Wucht des Wurfgeschosses riss den Falken mit sich – nur sein Todesschrei und ein paar blutverschmierte weiße Federn schwebten noch einen Moment lang in der Luft.
    Noch weitere dieser elfenbeinfarbenen Vögel erhoben sich aus ihren Verstecken, gaben erst jetzt zu erkennen, dass sie überhaupt da gewesen waren, und flogen davon in den Sturm, und noch bevor Krieg nach einem weiteren Dolch greifen konnte, hatte das Schneetreiben sie auch schon verschlungen.
    Er führte Donner zu der Stelle, wo er den Falken erlegt hatte, stieg von seinem Reittier ab und hob den zerzausten weißen Kadaver von der Motorhaube eines ausgebrannten SUV. An seinen langen Klauen hielt der den toten Vogel mit dem Kopf nach unten, und noch immer tropfte Blut aus der Wunde und färbte das weiße Federkleid feuerrot wie eine Tischdecke, auf der die Blütenblätter einer Rose verstreut lagen.
    Vor seinem inneren Auge sah Krieg die Oberfläche eines Sees, die nur wenige Zentimeter unter ihm vorbeiraste. Am Horizont erhob sich eine glatte Felswand und kam immer näher, während am Ufer des Sees langsam eine Gruppe Menschen Gestalt annahm, die um ein Feuer herumstand,

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