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Sturm der Seelen: Roman

Sturm der Seelen: Roman

Titel: Sturm der Seelen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Benzin übergießen und in Brand stecken. Sollten diese Monster sich erst mal die Haut von den Knochen reißen bei dem Versuch, über den Zaun und durch den Stacheldraht zu kommen, und danach im Feuer rösten. Und falls ein paar von ihnen es wie durch ein Wunder tatsächlich bis auf das Grundstück schaffen sollten, wären sie leichte Beute für die Schützen auf dem Dach. Richard würde begeistert sein …
    Aus dem Inneren des Hotels fiel ein Lichtschein auf die Balkone unter ihm. Garrett riss sofort sein Gewehr hoch und brachte es in Anschlag.
    Überall um ihn herum erhob sich Jubelgeschrei, die Arbeiter ließen alles liegen und stehen und starrten hinauf zu dem elektrischen Licht. Garrett blieb gar nichts anderes übrig, als ihnen diesen kleinen Triumph zu gönnen. Es war etwas, das sie sich alle gemeinsam erarbeitet hatten, ein Symbol der Hoffnung und der Unbeugsamkeit des menschlichen Willens; ein Vorzeichen dafür, dass sie nicht nur die ihnen bevorstehenden Prüfungen bestehen, sondern bald auch ihr altes Leben wiederhaben würden. Der erste, kleine Schritt auf dem Weg, der ihnen schließlich wieder gekochte Mahlzeiten, warmes Wasser, Zentralheizung und Klimaanlagen und eines Tages vielleicht sogar Radio- und Fernsehprogramm bringen würde. Zunächst jedoch waren sie jetzt in der Lage, den Zaun unter Strom zu setzen und andere, noch ausgefeiltere Verteidigungsvorrichtungen zu installieren. Die Möglichkeiten waren praktisch unbegrenzt.
    Garrett drehte sich weg und ging durch die Tür zurück in das eben noch stockfinstere Treppenhaus, das jetzt hell erleuchtet war. Einen Moment lang glaubte er sogar zu spüren, wie ein Lufthauch aus den Lüftungsschlitzen in der Decke drang.
    »Du hast auf mich geschossen«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Garrett fuhr herum. »Nehmen Sie es als Warnung.«
    Der Mann nahm die Hand von seinem verschorften Ohr, das aussah, als hätte jemand ein Stück herausgebissen und dabei auch einen ganzen Fetzen Kopfhaut mitsamt Haaren mitgerissen.
    »Fühlt sich nicht an wie eine bloße Warnung. Sieht es vielleicht so aus?« Die Augen des Mannes waren wild, sie starrten ihn geradewegs an, ohne auch nur zu blinzeln, und die Adern auf seinem Hals traten hervor, was die darauf tätowierte Schlange fast lebendig aussehen ließ.
    »Entweder wir alle arbeiten so schnell es nur irgend geht, oder wir werden sterben. Begreifen Sie das?«
    Mit wutverzerrtem Gesicht streckte der Mann seinen Zeigefinger aus und rammte ihn gegen Garretts Brust, als wolle er ihn erdolchen. »Oder vielleicht bist es nur du, der sterben …«
    Garrett packte den Finger und bog ihn mit aller Kraft nach hinten. Ein Knacken, und das gezackte Ende eines gebrochenen Fingerknochens stach durch die Haut.
    Der Mann schrie auf und ging in die Knie, während er sich die verletzte Hand gegen die Brust presste.
    Garrett presste ihm beide Hände auf die Schläfen und drückte so fest zu, dass die Augen aus den Höhlen des Mannes zu treten schienen, dann riss er den Kopf nach vorn und hob gleichzeitig sein Knie.
    Ein letztes Krachen von splitternden Knochen, dann sank der Mann nach hinten, wo er leblos auf dem Rücken liegen blieb.
    »Späne«, murmelte Garrett, packte den Kragen seiner Jacke und schleifte den Mann in sein Zimmer.

XXXV
     
    AM OSTUFER DES GROSSEN SALZSEES
     
    Der Untergrund wurde etwas flacher, Richard drehte den Gasgriff auf, und sein Motorschlitten beschleunigte endlich. Er hätte gleich wissen müssen, dass die High-Tech-Schneemobile nicht mehr funktionieren würden. Seine Männer hatten sie unter großen Anstrengungen von ihren Podesten heruntergewuchtet, nur um den Motoren nicht einmal eine einzige Umdrehung entlocken zu können. Verdammte Mikroprozessorsteuerung. Glücklicherweise hatten sie in einem entlegenen Winkel des Grundstücks noch ein paar ältere Modelle gefunden, klobige Blechkisten, die wenig mit ihren schnittigen Nachfolgern gemeinsam hatten. Die kastige Form, der unbequeme Fahrersitz mit der senkrechten Lehne und nicht zuletzt das Fehlen jeglichen Schnickschnacks erinnerten ihn eher an einen Panzer, aber zumindest würden diese alten Kisten sie von A nach B bringen, und das war alles, was zählte.
    Die Reste des leuchtend orangefarbenen Preisschilds auf der Windschutzscheibe behinderten zwar seine Sicht, aber bei weitem nicht so stark wie der Schneesturm, der den Lichtstrahl des Scheinwerfers schon wenige Zentimeter hinter der runden Glasscheibe abzuschneiden schien. Ihm blieb nichts anderes übrig,

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