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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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sich und ging mit ihr so dicht wie möglich an die Lampe heran. Als die Leine spannte, setzte sie sich auf den Boden und versuchte, den Verschluss des Armreifs mit der Ahle aufzuhebeln. Obwohl sie ahnte, dass auch dieser Versuch töricht war, wollte sie nichts unversucht lassen. Tatsächlich hinterließ das Werkzeug nicht einmal einen Kratzer auf dem festen Material. Enttäuscht warf sie die Ahle zur Seite und holte sich das Beil. Sie wog es in der Hand und blickte es nachdenklich an.
    Innerhalb einer Minute war die Entscheidung herangereift, ihr blieb nicht einmal Zeit, vor ihr zurückzuschrecken. Verzweifelt sah sie sich nach einem Hackklotz um. Am Ende entschied sie sich für eine der Kisten. Nie zuvor hätte Algha gedacht, dass sie zu dergleichen fähig sei. Aber welche Wahl blieb ihr denn, jetzt, da sie mit dem Rücken zur Wand stand und in wenigen Tagen Blatter begegnen sollte?
    Bevor sie es sich anders überlegte oder Angst vor der eigenen Courage entwickelte, machte sie sich ans Werk.
    Sie legte die rechte Hand auf die Kiste, zwang sich, die Augen nicht zu schließen, hob das Beil – brachte es aber nicht fertig, es niedersausen zu lassen: Der Armreif glühte weiß auf. Einen lauten Schmerzensschrei ausstoßend, wurde Algha einige Schritte nach hinten geschleudert.
    Tränen schossen ihr aus den Augen. Vorsichtig beäugte sie ihre rechte Hand, erwartete sie doch, verkohltes Fleisch vor sich zu haben. Die Haut war jedoch völlig unversehrt, zeigte weder eine Rötung noch eine Brandblase. Und der Armreif sah wieder aus wie immer: schwarz und kalt.
    Das Beil lag keine fünf Yard von ihr entfernt. In störrischer Entschlossenheit stapfte sie zu ihm. Doch abermals durchschoss sie Schmerz.
    Und abermals wurde sie zurückgeschleudert, zwar nicht sehr weit, aber doch ausreichend, damit zwischen ihr und dem begehrten Gegenstand ein sicherer Abstand klaffte. Knurrend kroch sie erneut auf ihr Ziel zu – und verlor vorübergehend das Bewusstsein.
    Als sie wieder zu sich kam, tanzten dunkle Kreise vor ihren Augen. Sie hatte sich die Lippen aufgebissen. Trotzdem unternahm sie einen weiteren Versuch, das Beil an sich zu bringen. Und wurde wieder ohnmächtig. Diesmal sehr lange.
    Der Sonnenstrahl fiel so warm und zärtlich auf ihr Gesicht, als segne Meloth sie. Das Rascheln des Strohs verriet ihr, dass sich jemand in der Scheune befand. Mühselig öffnete sie die Augen und stemmte sich auf die Ellbogen hoch.
    »Du bist wirklich stur«, begrüßte Gritha sie, die eine Schüssel mit Wasser auf dem Boden abstellte und das Beil an sich nahm. »Hast du wirklich gehofft, Herr Ka habe nicht jede auch nur denkbare Möglichkeit in Betracht gezogen? Der Armreif liest deine Gedanken und weiß genau, was du vorhast. Dergleichen versteht der Skorpion jedoch zu verhindern.« Dann drehte sie sich um und rief: »Nadel!«
    Der Meuchelmörder tauchte in der Türfüllung auf. Gritha warf ihm das Beil zu.
    »Wenn ich mich nicht irre, habe ich dich gebeten, die Scheune zu überprüfen, bevor das Mädchen hier untergebracht wird«, fuhr sie ihn an. »Du Schwachkopf! Auf dich ist wirklich kein Verlass!«
    Nadel setzte an, sich zu rechtfertigen, aber Gritha bedeutete ihm nur mit einer herrischen Geste abzuziehen.
    »Du bist kühn«, wandte sie sich wieder Algha zu. Ihr Blick schweifte noch einmal durch die Scheune. Als sie die Ahle entdeckte, steckte sie sie in einen Beutel an ihrem Gürtel. »Sich den Arm abzuhacken – das hätten selbst viele Männer nicht gewagt. Wasch dich jetzt, du siehst erbärmlich aus. Ich bringe dir gleich frische Kleidung. Mit diesen Fetzen könntest du ja sogar einen Untoten erschrecken.«
    Sobald Gritha die Scheune verlassen hatte, spritzte sich Algha das kaum angewärmte Wasser ins Gesicht. Anschließend betrachtete sie ihre Hand, die sie sich noch gestern hatte abhacken wollen. Eisiges Entsetzen durchrieselte sie. Beinah hätte sie etwas getan, das sich nicht wieder hätte gutmachen lassen. Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr heute speiübel.
    Nun kehrte Gritha auch schon mit frischer Kleidung zurück, einem einfachen hellbraunen Kleid, einer weißen Schürze und Schuhen.
    »Zieh dich um«, verlangte sie. »Auf der Stelle.«
    Da sie die Scheune nicht wieder verließ, musste Algha der Aufforderung in Anwesenheit der Nekromantin nachkommen. Das Kleid spannte ein wenig an der Brust, aber deswegen würde sie sich nicht beschweren. Die Schürze ignorierte sie jedoch geflissentlich. Immerhin passten die

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