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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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leisten.«
    »Wenn drei Verdammte vor ihren Mauern stehen?«, polterte Luk. »Seit wann glaubst du an Wunder?!«
    »Ich schlage trotzdem vor, dass wir auf dieser Straße bleiben«, sagte ich. »Die ist wenigstens frei.«
    »Aber klar doch!«, höhnte Luk. »So, wie es in der Gegend von Nabatorern wimmelt, würd’s mich nicht überraschen, wenn wir demnächst einer Patrouille, Kundschaftern, Boten oder Soldaten in die Arme laufen!«
    »Hör auf zu unken«, bemerkte Ga-nor grinsend.
    »Ich?!«, empörte sich Luk. »Da platzt doch die Kröte! Ich unke nie!«
    »Aus, du Hund?«, fragte Yumi in höchst zweifelndem Ton und kratzte sich den rosafarbenen Bauch.
    Diese Frechheit verschlug Luk die Sprache.
    »Vermutlich denkst du an die Straße, die zwei Tagesritte östlich von unserer liegt«, wandte ich mich an Luk. »Da sie geradewegs zur Treppe des Gehenkten führt, nehme ich an, dass man da wegen all der Nabatorer jetzt wirklich nicht mehr durchkommt. Die Armee muss schließlich versorgt werden, und diese Straße ist dafür wie geschaffen.«
    »Unsere Straße ist verglichen damit tatsächlich der reinste Spazierweg«, pflichtete mir Ga-nor bei. »Deshalb finde ich auch, dass wir sie nehmen sollten. Wie weit ist es eigentlich noch bis Korunn?«
    »Etwas weniger als eine Woche«, beantwortete ich seine Frage. »Vorausgesetzt, die Feinde interessieren sich nicht für die Städte und Festungen im Westen. Falls doch, brauchen wir wahrscheinlich noch fast einen Monat bis Korunn, weil wir dann bis zur morassischen Grenze ausweichen müssten.«
    Als Luk und Ga-nor anfingen, unsere Pläne für morgen zu erörtern, blieb ich noch ein Weilchen sitzen, ging dann aber zum Fluss hinunter. Yumi schloss sich mir an und sprang munter voraus. Seine Fuchsohren waren spitz aufgestellt, um in die abendliche Stille hineinzulauschen, sein feines Näschen fing noch die zarteste Windböe auf.
    Ich stapfte durch ein kleines Waldstück mit alten, hohen Eichen, dessen Boden mit Eicheln übersät war, die den letzten Ansturm von Wildschweinen überstanden hatten. Als ich aus dem Wald heraustrat, stieß der untere Rand der riesigen Sonnenscheibe gerade auf den Horizont, während Yumi im hohen Gras verschwand und ein paar kleine Vögel aufscheuchte, die es sich bereits zur Nacht gemütlich gemacht hatten. Empört mit den Flügeln schlagend, stiegen sie zum wolkenlosen Himmel auf. Anschließend eilte der Waiya zum Flussufer und trank gierig etwas Wasser. Ich hörte ihn sogar schlürfen.
    Nach einer Weile hielt er mit dieser Tätigkeit inne, fiepte selig etwas von seinem Hund – und sprang in die Wellen, planschte, schnaubte und schoss wie ein Walfisch dahin.
    Ich setzte mich ans Ufer, riss einen langen Grashalm aus, wickelte ihn mir wie einen Ring um den Finger und dachte darüber nach, wie gut Lahen und ich es miteinander hatten, jetzt, da wir wieder zusammen waren …
    Erst als die Sonne ihre letzten Strahlen ausschickte, kehrten Yumi und ich zu den anderen zurück.
    Die ganze Nacht über träumte ich irgendeinen Mist zusammen, wälzte mich, wachte mehrmals auf, sah zu den unzähligen Sternen hoch und lauschte auf das leise Schnarchen Luks. Gegen Morgen kroch Yumi zitternd neben mich. Tau hatte sein ganzes Fell genässt. Ich deckte den armen Kerl erst einmal mit meiner Jacke zu. Er grunzte beglückt, rollte sich ein und schlief süß und selig ein. Genau wie ich nach einer Weile.
    Eine Lahen mit fuchsrotem Haar wollte mir über eine abgrundtiefe Schlucht hinweg zuspringen. Am Boden dieser Schlucht wütete eine blutrote Flamme, die eine ganze Funkengarbe zum schwarzen Himmel hinaufschickte. Bevor Lahen auf meiner Seite aufkam, schloss ich die Augen. Dann stürzte ich zur Schlucht, aber sie war zu weit weg: Als ich den Rand erreichte, hörte ich nur noch Lahens verzweifelten Schrei, während sie ins Nichts fiel.
    Danach ging alles von vorn los. Wieder und wieder.
    Lahens Sprung, ihr Sturz, ihr Schrei …
    Es war eine Marter ohne Ende. Irgendwann wich meine Verzweiflung allerdings der Wut. Wer auch immer Lahen zu diesen endlosen Sprüngen zwang – ich würde ihn umbringen. Doch schon wieder stürzte ich vor, während die Welt langsam in sich zusammenbrach. Diesmal sprang ich Lahen hinterher, fasste ihre Hand …
    Nur dass ich dann plötzlich am Rand der Schlucht lag und versuchte, meinen Augenstern zu mir heraufzuziehen.
    »Ich lass dich nicht fallen!«, schrie ich. »Ich halte dich fest!«
    Sie lächelte.
    Und ich wachte auf.
    Ein Wachtelkönig

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