Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)
versonnen, »es ist an der Zeit, von diesem hübschen Ding Gebrauch zu machen.«
»Diesen Vorschlag wollte ich dir auch gerade machen. Soll Ka das erledigen?«
»Ja. Er dürfte der Einzige sein, der zu Ceyra Asani vordringen kann.«
»Dieser Pfeil kommt wie gerufen«, bemerkte Ley. »Und ich bin sehr froh, dass der Schütze nicht getroffen hat.«
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich erst bin«, erwiderte Alenari lachend. »Da hat sich Thia einen schönen Schützen ausgesucht … Weißt du, was ich an ihrem Tod am meisten bedauere? Dass ich jetzt nie das Geheimnis der Wegblüten erfahre.«
»Finde den Heiler, und er wird es dir verraten.«
»Gut möglich. Im Übrigen habe ich ihn bereits gefunden.«
»Er ist hier?!«
»Nein. Er war zusammen mit Thia in Bragun-San. Mithipha hat seinen Funken gespürt. Damit weiß sie nun aber auch, welchen Trumpf Thia noch im Ärmel hatte.«
»Was willst du jetzt unternehmen?«
»Nichts. Dawy ist tot, uns ist nur Ka geblieben. Solange die Mutter noch eine Gefahr darstellt, werde ich sein Leben nicht riskieren. Ceyra Asani ist zwar nicht so stark wie wir, aber sie hat viele Funkenträger zu ihrer Unterstützung. Deshalb muss sie um jeden Preis getötet werden. Sobald das geschehen ist, kann sich Ka der nächsten Aufgabe annehmen. Immerhin wissen wir jetzt, wo wir nach dem Heiler suchen müssen. Was ist? Du machst ein Gesicht, als hättest du etwas gegen diesen Plan einzuwenden!«
»Bei Ug, das habe ich. Der Heiler kann wer weiß was anrichten. Wir sollten ihn also besser auf der Stelle in unsere Gewalt bringen. Ich werde einige Männer ausschicken, damit sie ihn suchen. Falls du nichts dagegen hast, versteht sich.«
Alenari antwortete nicht gleich. Offenbar ging sie zunächst mit sich selbst zu Rate.
»Gut«, brachte sie schließlich widerwillig heraus. »Aber du musst mir versprechen, ihm kein Härchen zu krümmen. Dazu ist er zu wichtig für uns alle – und für mich ganz besonders.«
»Als ob ich das nicht wüsste!«, stieß Ley aus. »Glaub mir, ich weiß genau, wie kostbar dieser Heiler ist. Niemand wird ihm auch nur einen Kratzer zufügen. Ich schicke umgehend einige Einheiten nach Bragun-San. Vielleicht finden sie ihn ja. Doch jetzt sollten wir unsere Offensive besprechen.«
Er ließ eine Karte in der Luft entstehen, die ihnen alle Straßen, Wälder, Seen, Städte, Dörfer und Felder zeigte.
»Wir müssen an mehreren Stellen gleichzeitig zuschlagen«, er zeigte auf einige staubige Straßen, die sich durchs Imperium wanden. »Hier stehen einige Regimenter der Nordländer. Die müssen wir in die Zange nehmen, bevor sie auch nur wissen, wie ihnen geschieht. Anschließend werden meine Truppen gegen Korunn ziehen. Von hier aus ist das bloß ein Tagesmarsch. Du schickst deine Kräfte zwei Stunden später hinterher.«
»Warum sollen sie nicht gemeinsam marschieren?«
»Falls wir Probleme mit dem Koloss bekommen, werde ich dich nicht auch noch mit ins Reich der Tiefe ziehen!«
»Glaubst du tatsächlich, wir könnten am Koloss scheitern?«, fragte sie, nachdem sie sich wieder neben Ley gesetzt hatte.
»Du weißt genauso gut wie ich, dass der Koloss bisher noch nie zum Einsatz gekommen ist«, antwortete Ley und bettete seinen Kopf auf ihre Schenkel. »Angeblich tötet er alle Feinde, die sich den Stadtmauern nähern. Aber wer weiß, ob das stimmt. Der Skulptor hat etliche Werke geschaffen, und nicht alle haben die in sie gesteckten Erwartungen erfüllt. Vielleicht trifft das ja auch auf den Koloss zu. Darüber hinaus muss dieser erst einmal einen Angriffsbefehl erhalten. Möglicherweise erinnert sich der Imperator ja gar nicht, welche Worte dafür nötig sind …«
»Darauf können wir leider nicht hoffen. Denn selbst wenn sich der Imperator nicht erinnert, sein Blut weiß genau, was zu tun ist. Was ist mit uns? Haben wir alles für das Ritual vorbereitet?«
»Ja.«
»Dann hol dir das Mädchen dafür«, forderte sie ihn auf, während ihre Finger sanft durch sein rotes Haar fuhren. »Es wartet bereits auf dich.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte er. »Meine Spione haben noch einen Mann gefunden. Der hat weit mehr Silberhaar an den Schläfen als dieses Mädchen. Den werde ich für das Ritual nehmen.«
»Du bringst einfach nicht gern Frauen um!«, bemerkte Alenari lachend.
»Darin sehe ich nichts Verwerfliches!«, entgegnete er ebenso lachend. »Frauen sollen leben und Krieger gebären, aber nicht in Schlachten sterben. Du hast offenbar immer
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