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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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einer unliebsamen Begegnung mit ihnen zu entkommen. Mit einem Mal zügelte ich mein Pferd und schrie Luk etwas zu: Aus dem Dunkel war ein Mann auf den Weg gesprungen.
    »Wir sind’s«, sagte Luk rasch.
    »Und wir sind allein«, fügte ich hinzu.
    »Und?«, fragte Ga-nor. »Ist es wirklich Scharlach?«
    »Ja.«
    »Seid ihr sicher, dass sie euch nicht verfolgt?«
    »Da platzt doch die Kröte!«, knurrte Luk. »Wie willst du das bei diesem Sauwetter wissen?!«
    »Aus, du Hund!«, fiepte Yumi und sprang in die Richtung zurück, aus der wir gerade gekommen waren.
    Ein paar Minuten später erreichten wir eine kleine Laube. Unter dem Vordach warteten Mylord Rando und Algha auf uns.
    Obwohl Shen den Ritter inzwischen von den Folgen des Zaubers der Nekromanten geheilt hatte, war er bei uns geblieben. Meiner Ansicht nach gab es dafür zwei Gründe: Er hatte schnell begriffen, dass der Sieg des Imperiums auch ohne ihn gefestigt werden konnte, während es eine höchst verdienstvolle Aufgabe war, die Welt von der letzten Verdammten zu befreien.
    Und der zweite Grund stand gerade neben Mylord, in seinen riesigen Umhang gehüllt.
    Anfangs hatte uns Algha durchaus Kopfschmerzen bereitet. Sie war stur und geriet jedes Mal außer sich, wenn sie den dunklen Funken Shens und Ronas sah. Vermutlich kostete es sie gewaltige Mühe, ihre Vorbehalte zu überwinden und hinter der Gabe wieder die Menschen zu sehen, die sie kannte. Rona sprach häufig mit ihrer Schwester, keine Ahnung, worüber, aber ohne Frage waren es alles andere als heitere Unterhaltungen.
    Mit der Zeit ertrug Algha die Nähe von zwei Menschen mit einem grauen Funken jedoch recht gut, ein weiterer Beweis dafür, dass sich ein Mensch – oder eine Schreitende – an alles gewöhnen kann, selbst an den dunklen Funken.
    Dank der Liebe zu Rona überwand Algha alle Vorbehalte gegenüber diesem Aspekt der Gabe, die ihr der Turm eingebläut hatte. Und als sie von unserer Entscheidung, Scharlach zu jagen, hörte, warf sie auch die letzten Reste von Misstrauen über Bord und blieb bei uns.
    »Wo sind Rona und Shen?«, wollte ich wissen, als ich absaß.
    »In der Laube. Wir haben nicht vor dem Morgengrauen mit euch gerechnet«, antwortete Algha. »Hat Scharlach den Köder geschluckt?«
    »Lass uns in die Laube gehen«, sagte ich. »Dann erzähle ich euch alles.«
    Eine blasse Sonne, die an eine Seifenblase erinnerte, erhob sich über den Feldern, nur um sich gleich wieder schamhaft hinter den Wolken zu verbergen. Der Regen hatte endgültig aufgehört, nun zog Nebel auf.
    Scharlach war uns nicht gefolgt. Nicht einmal mit ihren geliebten Büchern hatten wir sie aus der Reserve gelockt. Schlimmer noch: Als wir in die Schenke zurückkamen, war die Graue Maus spurlos verschwunden. Thia hatte einmal mehr recht behalten: Scharlach auszutricksen war unmöglich.
    Als wir das leere Nest vorfanden, waren Ga-nor und Mylord Rando die Einzigen, die nicht den Mut sinken ließen. Im Gegenteil, sie legten eine ungeheure Geschäftigkeit an den Tag, mit dem Ergebnis, dass uns einer der hiesigen Hirten in den Wald führte, durch den Scharlach abgezogen war. Ga-nor entdeckte ihre Spuren recht schnell.
    »Die hat einen gewaltigen Vorsprung«, sagte der Hirte. »Nask, ein Mann aus unserem Dorf, zeigt ihr den Weg. Wenn Ihr sie einholen wollt, müsstet Ihr die Pferde gewaltig antreiben und bräuchtet einen Mann, der sich so gut im Wald auskennt wie Nask. Den gibt es aber kein zweites Mal. Ihr würdet euch also verirren. Deshalb solltet Ihr besser über die Felder reiten, da gibt es einen Pfad, der führt am Wald entlang. So müsstet Ihr sie eigentlich in zwei Tagen einholen.«
    »Warum hat sie diesen Pfad dann nicht genommen? Wenn man da so viel schneller vorankommt?«
    »Keine Ahnung, das hat mir die Herrin nicht erklärt.«
    Wir überlegten fieberhaft, ob wir Scharlach noch einholen konnten. Und wenn wir ihr irgendwo am Wald auflauerten, würde sie da überhaupt entlangreiten? Oder würde sie doch noch einen bequemeren Weg finden?
    Ich verfluchte mich dafür, mich darauf eingelassen zu haben, sie mit Büchern zu ködern. Warum hatte ich Scharlach nicht umgebracht, als ich die Gelegenheit dazu gehabt hatte? In der Schenke, mit dem Funkentöter. Ja, schön, im Grunde wusste ich das ganz gut. Shen hatte auf diesem Plan bestanden – und er hatte Gründe, die sogar mich überzeugten …
    Wir jagten zwei Tage lang in einem wahnsinnigen Ritt über die Felder. Ohne Frage wären die Pferde dabei gestorben,

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