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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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wäre Algha am liebsten so schnell wie möglich nach Korunn aufgebrochen, um sich ihren Freunden aus der Schule anzuschließen. Zu diesem Schritt konnte sie sich jedoch nicht durchringen, da Shila sie gebeten hatte zu bleiben.
    Nach dem Angriff des Nekromanten, als ihrer beider Leben an einem seidenen Faden hing, hatte sich ihr Verhältnis zueinander immerhin etwas gebessert.
    »Hast du Rayl gesehen?«, wollte Shila wissen, die gerade einen Brief versiegelte.
    »Nein«, sagte Algha, die den Flug eines rötlichen Vogels beobachtete, der die verschneite Gegend nach Beute absuchte. »Ich glaube, er ist gestern in die Stadt geritten und noch nicht zurückgekehrt.«
    »Er …« Shilas Stimme zitterte, wie es ihr nach dem Überfall häufig passierte. Sie fuhr jedoch mit einiger Mühe fort: »… er verbringt zu viel Zeit in den Schenken.«
    »Das hindert ihn aber nicht daran, uns zu helfen«, entgegnete Algha diplomatisch.
    »Der Blitz des Imperiums«,
bemerkte Shila und wedelte mit dem bläulichen Brief. »Der Kommandant hat ebenfalls ein solches Schreiben erhalten. Der Rat mag uns abgeschrieben haben, auf die Armee können wir jedoch zählen. Vor der Stadt wird ein Regiment einquartiert, in den alten Kasernen. Es wird bereits in zwei, drei Wochen hier sein.«
    Algha lächelte. Das war die erste gute Nachricht an diesem Tag.
    »Wunderbar«, rief sie aus. »Aber jetzt werde ich dich wieder allein lassen.«
    »Ja, reden wir ein anderes Mal weiter.«
    An der Tür blieb Algha jedoch noch einmal stehen.
    »Sag mal«, wandte sie sich an Shila, »glaubst du, man kann die zwölf Dreifachknoten am Segelnden Ahornblatt in der siebten Schlinge des Geflechts zerreißen?«
    »Spielst du auf den Strom an, der die lichten Funken miteinander verbindet?«, hakte Shila nach. »Ja, ich denke, das ist möglich, zumindest wenn du durchschaust, was dein Gegner vorhat und du seinen Angriff abwehren kannst. Aber darauf muss man vorbereitet sein.«
    »Und wenn du schon gefesselt bist?«
    »Dann wohl nicht. Die Sdisser unterbinden in dem Fall alle Versuche, den Funken anzurufen. Wie kommst du denn auf diese Fragen?«
    »Ach, aus keinem besonderen Grund«, wiegelte Algha ab. »Pure Neugier, wenn du so willst. Also, bis später.«
    Sie verließ den Raum, ging die Treppe hinunter und wollte sich in ihr Zimmer begeben. Seit drei Tagen quälte sie nun jener Traum, in dem die Sdisserin sie von ihrem Funken abschnitt, sodass sie keine Möglichkeit mehr hatte, sich zur Wehr zu setzen. Sie hörte lediglich das triumphierende Gelächter der Alten, bis ihr eigener panischer Schrei sie, Algha, aus dem Schlaf riss.
    Sie hatte schon mit unzähligen Varianten versucht, den feindlichen Zauber zu durchbrechen, konnte ihren Funken aber einfach nicht anrufen. Dabei war sich Algha sicher, dass des Rätsels Lösung im Grunde auf der Hand lag – auch wenn sie nach wie vor im Dunkeln tappte.
    Der Morgen war klar und frostig. Algha stand auf dem Wehrgang und blickte ängstlich über die Brüstung, um zu beobachten, wie das Tor auf der Südseite geschlossen wurde. Der Kommandant hatte den Befehl erhalten, fortan niemanden, der aus dieser Richtung kam, einzulassen. Deshalb wurden sämtliche Patrouillen, die auf der Straße zwischen Loska und Burg Donnerhauer Dienst schoben, in die Festung zurückbeordert und der Weg dichtgemacht.
    Nach Alghas Ansicht hätten sie sich freilich schon vor zwei Wochen zu diesem Schritt durchringen sollen, denn seitdem war kein einziger Flüchtling mehr über die Straße gekommen.
    »Sei gegrüßt!«, rief Rayl, während er von hinten auf sie zueilte. Als Algha erschauderte, umfasste er ihre Taille, um ihr sanft Halt zu bieten.
    »Du hast mich zu Tode erschreckt«, murmelte sie. »Wo bist du in den letzten beiden Tagen eigentlich gewesen?«
    »In der Stadt. Dort wird heute ein Fest gefeiert. Deshalb hat man mich gebeten, bei einigen Vorbereitungen behilflich zu sein. Was machen deine Hände?«
    »Danke der Nachfrage. Ehrlich gesagt, habe ich die Wunden längst vergessen.«
    Der Zauber, mit dem sie den Nekromanten verwundet hatte, hatte Brandblasen auf ihren Händen hinterlassen, sodass sie ihre schmerzenden Finger einige Tage nur mit Mühe zu bewegen vermocht hatte. Aber die Blasen waren schnell zurückgegangen, und ihre Finger verfügten inzwischen wieder über die alte Geschmeidigkeit.
    »Wunderbar«, erwiderte Rayl strahlend. »Übrigens bin ich nur deinetwegen in die Burg zurückgekommen. Hast du vielleicht Lust auf einen kleinen

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