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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Herz pumpte kein Blut mehr, während ihr Hirn in einem Todeskampf lag, unfähig, ihr den Weg zu ihrem Funken aufzuzeigen. Mit einem Mal senkte sich indes tiefe, undurchdringliche, klirrende, zärtliche, stockfinstere Dunkelheit auf sie herab. Wie … erstaunlich, überraschend und angenehm diese Finsternis doch war! Wenn sie doch nur für immer in ihr bleiben könnte …
    Einige scharfe Ohrfeigen holten sie jedoch in die Wirklichkeit zurück.
    »Wach auf!«, verlangte Axt und verpasste ihr einen weiteren Schlag. »Das war erst der Anfang.«
    Im Unterschied zu Krächz, der gelangweilt auf seinem Hocker saß, genoss er die Prozedur sichtlich.
    Algha schrie aus voller Kehle. Sie durchfuhr ein solch heftiger Schmerz, dass sie abermals fast das Bewusstsein verlor.
    »Sag mir, wo der Heiler ist«, wiederholte Dawy. »Warum schützt du ihn? Was bedeutet er dir?«
    Sie konnte nicht sprechen. Die Zunge gehorchte ihr nicht, der Zauber wollte ihr nicht glücken, die Wand des Hauses war allzu fest.
    »In ein paar Stunden kommt mein Bruder. Glaub mir, alles, was du jetzt durchmachst, wird dir wie eine sanfte Morgenbrise vorkommen im Vergleich zu dem, was er dann mit dir anstellt.«
    »Hau doch … ab …«, brüllte sie zwischen den einzelnen Schmerzensschreien. »Zusammen mit deinem … widerwärtigen … Bruder!«
    »Was für ein stures Frauenzimmer aber auch!«, begeisterte sich Krächz nun doch. »Alle anderen haben schon nach dem zweiten …«
    Den Rest des Satzes verschluckte die Stille. Algha flog durch dichte Schlehen, deren spitze Dornen ihr den Körper in Fetzen rissen, über den Hang einer Schlucht hinaus. In einem stummen Schrei packte sie den Zauber, der ihr zu entgleiten drohte, und versuchte wieder und wieder, das Haus des Schmerzes zu stürmen.
    Ich darf jetzt nicht ohnmächtig werden!, schärfte sie sich ein. Denn dann müsste ich noch einmal ganz von vorn anfangen!
    Und da schlug sie durch die Mauer, sodass ihr Arm bis zum Ellbogen im Innern des Hauses steckte. Ihre Finger umspielte die vertraute Wärme. Ohne ihre Freude oder Überraschung auch nur eine Sekunde zu genießen, sprang Algha beherzt in die Flamme hinein. Das Hindernis stürzte krachend in sich zusammen – und ihr Funken loderte auf. Als Algha sah, wie dem Nekromanten vor Verblüffung die Augen aus den Höhlen traten, holte sie zum Schlag aus.
    Dawy wollte noch zur Seite hechten, wurde aber durch das Dach aus dem Haus katapultiert. Axt, den – da Algha blindlings wütete – die größte Wucht des Schlages traf, wurde der Kopf vom Körper gerissen. Der Rumpf landete an der gegenüberliegenden Wand, wo er zu einem Berg verkohlter Knochen zerfiel. An ihnen entzündeten sich die bestickten, nicht gerade sauberen Küchenhandtücher.
    Algha stieß einen Triumphschrei aus. Sie verspürte keinerlei Schmerz mehr. In ihrem Rausch völlig vergessend, dass sie eigentlich an die Bank gefesselt war, wollte sie schon aufspringen. Rasch wirkte sie einen Zauber, um die Schnüre loszuwerden. Unterdessen ging die Wand, an der die Handtücher bereits brannten, in Flammen auf, ganz so, als bestünde sie aus Stroh. Krächz wälzte sich mittlerweile mit blutüberströmtem Gesicht auf dem Boden. In seinem Oberarm steckte ein spitzer Span, ansonsten war er jedoch mit heiler Haut davongekommen.
    Prompt blitzte in seiner Hand ein Messer auf. Algha war die Fesseln nun los. Sie setzte sich auf und griff Krächz, der vor ihr in Richtung Tür zurückwich, mit einem Lieblingszauber Ronas an. Den hatte ihre Schwester ihr beigebracht, als sie, Algha, gerade die dritte Stufe erreicht hatte. Der silbrig funkelnde Froststrudel traf Krächz in der Brust, schlängelte sich von dort aus weiter zum Boden und zu den Wänden, dabei alles, was er berührte, in glasklares Eis verwandelnd.
    Als Algha sich von der Bank erheben wollte, sackte sie vornüber auf die Tischplatte. Ihre Beine verweigerten ihr den Dienst, der Boden unter ihr schwankte. Rauch ließ sie husten, und die Hitze der Flammen, die bereits einen großen Teil des Hauses erfasst hatten, benahm ihr den Atem. Sie schnappte sich Krächz’ Jacke, umrundete seine starre Eisfigur und stürzte ins Freie.
    Die Hunde bellten. Im Widerschein der Flammen bemerkte sie Dawy, der mühselig davonstapfte.
    »Hier geblieben, du Vieh!« zischte Algha und eilte dem Nekromanten nach.
    Jede Müdigkeit war verflogen, genauer gesagt, in Hass ertrunken. In einem Hass auf alles, wofür dieser Kerl stand: den Angriff auf die Schule im

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