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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Regenbogental, das ungewisse Schicksal der Herrin Gilara, Daggs und Mithas, den Tod aller Schreitenden in der Schule, den Überfall in Burg Donnerhauer, den Tod von Thirra, den Verrat Rayls und dafür, wie man sie in der letzten Woche behandelt hatte.
    Sobald Dawy den Schnee hinter sich knirschen hörte, drehte er sich Algha zu und schlug mit einem Zauber auf sie ein. Diese spürte jedoch eine solch grenzenlose Kraft in sich, dass sie das Geflecht geradezu spielend abwehrte und zum Gegenangriff ausholte. Leider verfehlte sie ihren Feind jedoch um zehn Schritt.
    Daraufhin brachte Dawy fertig, was unmöglich schien: Er flackerte kurz auf, wurde fast unsichtbar, bewegte sich immer schneller und vollführte einen Sprung von fünf Yard. Beim Landen geriet er jedoch ins Straucheln und fiel schwer zu Boden. Gleichwohl sprang er noch einmal, diesmal jedoch so ungeschickt, dass Alghas Zauber ihn einholte, ihm den Arm unterm Ellbogen abriss, dann weiterflog und die Scheune am anderen Ende des Hofs vernichtete.
    Dawy stolperte trotz allem weiter, bot aber einen entsetzlichen Anblick. Der Widerschein des Feuers erhellte sein bleiches Gesicht mit den aufgeschlagenen Lippen, das schwarze Haar hing ihm wirr in die Stirn, seine Augen loderten vor Hass.
    »Meinem Bruder entkommst du nicht!«, spie er aus.
    Nach diesen Worten wurde er dunkler. Sein unverletzter Arm bog sich und überzog sich mit Schuppen, das Gesicht verlor jeden erkennbaren Zug. Algha wartete die endgültige Transformation des Äußeren jedoch nicht ab. Ihr Funken strahlte wie die Sonne. Aus ihr schoss ein Lichtstrahl, der den Körper des Nekromanten in unzählige Teile zerriss.
    Da Algha fürchtete, ihr Funken würde sie gleich von innen verbrennen, sollte sie ihn noch weiter in Anspruch nehmen, dämmte sie ihn. Was sie bisher vollbracht hatte, das hatten ihr ihre Träume verraten. Sie waren also tatsächlich prophetisch gewesen.
    Grausamer Schmerz und tiefe Müdigkeit begruben sie nun wie ein schwerer Riese unter sich. Sie stöhnte und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Tränen waren inzwischen jedoch versiegt. Mittlerweile hegte sie nur noch einen Wunsch: sich auf der Stelle fallen zu lassen und einzuschlafen. Aber sie wusste, dass sie sterben würde, gäbe sie dieser Versuchung nach. Dann würde entweder die Kälte oder Dawys Bruder, der irgendwo in der Nähe sein musste, sie umbringen.
    Deshalb stürzte sie, leise vor Schmerzen wimmernd und unablässig hustend, davon.

Kapitel
9
    Es schneite schon wieder. Der Schnee legte sich in einer dicken Decke in die Schießscharten und begrub den Wehrgang unter sich, der sich ohnehin bereits mit etlichen Schneewehen schmückte. Wenn wir das Tor und den Hof nicht jeden Tag gefegt hätten, dann hätten wir keinen Fuß mehr vor die Tür setzen können.
    Ich stand vorm Heulenden Turm, der heute jedoch schwieg, denn es ging kein Wind. Überhaupt war die Nacht merkwürdig ruhig. Alle schliefen seit Langem, selbst Typhus, die sich vorher noch ein heißes Bad gegönnt hatte. Ich fand allerdings keinen Schlaf mehr, nachdem mich der Traum von dem Apfelgarten und Lahen geweckt hatte. Den Verlust meines Augensterns verkraftete ich noch immer nicht. Würde es vielleicht nie …
    Nachdem ich mich eine geschlagene Stunde im Bett gewälzt hatte, war ich fluchend aufgestanden, hatte mich angezogen und war in den Hof gestapft. Jetzt kletterte ich zum Wehrgang hoch. Der Frost biss mir in Nase und Ohren, und obwohl ich mit den Zähnen klapperte, wollte ich trotzdem nicht ins Warme zurück.
    Mit einem Mal hörte ich das Schlagen von Flügeln. Ein großer schwarzer Rabe landete auf der Brüstung. Er spreizte die ölig schimmernden Flügel und starrte mich ausgesprochen feindselig an. Dennoch verjagte ich ihn nicht, schließlich hatte er mir ja nichts getan. Wenn er da hocken wollte, bitte.
    Als ich mich umdrehte, stellte ich den Kragen auf und bedauerte, meine Fäustlinge auf dem Bett liegen gelassen zu haben. Da erklang ein leises Frauenlachen. Die schwarzen Federn wurden von einer plötzlich aufkommenden Windböe erfasst und zogen als traurige Wolke davon. Statt des Vogels stand nun eine Frau vor mir. Mit dem Raben verband sie einzig und allein die Haarfarbe, die genauso schwarz war wie die Nacht, die uns umgab.
    Trotz des Winters trug sie ein blaues schulterfreies Kleid, als könnte ihr die Kälte gar nichts anhaben. Die Portraits der Verdammten, die Lahen mir im Turm der Schreitenden in Alsgara gezeigt hatte, hatte ich noch

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