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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ich Othor traf, der gerade im Buch der Schöpfung las.
    »Gut, dass du kommst«, sagte er. »Ich würde gern mal mit dir reden. Passt es dir?«
    »Ja.«
    »Hast du schon jemals gebetet?«, wollte er wissen, während er das Buch zuschlug.
    »Sehr selten. Das ist dir vermutlich ein Dorn im Auge?«
    »Mir ist nur selten etwas ein Dorn im Auge«, erwiderte er grinsend. »Aber ich würde gern wissen, warum du dich nicht an Meloth wendest?«
    »Ihr Priester drückt es doch so aus: Meloth hat uns allen gewisse Möglichkeiten an die Hand gegeben. Er hat uns mit Willen, Verstand und Kraft ausgestattet, damit wir selbstständig Entscheidungen treffen. Damit wir zum Guten oder auch zum Bösen streben. Wir sind keine dummen Puppen, mit denen er nur spielt. Er führt uns nicht, sondern wir sind frei, eine Wahl zu treffen. Deshalb bin ich mir sicher, dass es sinnlos wäre, Meloth mit Nichtigkeiten zu behelligen.«
    Er hatte mir aufmerksam zugehört, mit gerunzelter Stirn meine Worte abwägend und die knotigen Finger nachdenklich verschränkt.
    »Du glaubst also nicht an ihn?«, fragte er schließlich.
    »Wie kommst du darauf? Natürlich glaube ich an ihn. Nur, wie gesagt, ich halte es nicht für nötig, mich wegen jeder Kleinigkeit an ihn zu wenden und mal eine Kuh, mal Glück, mal Gesundheit oder einen Sack voller Soren zu erbitten.«
    »Dann bitte nicht für dich. Sondern für andere.«
    »Würde das denn etwas ändern?«
    »Viel, mein ungläubiger Freund«, erwiderte er lächelnd. »Ein Gebet ist eine Angelegenheit, bei der man wissen muss, um was und für wen man bittet. Versuch es nur.«
    »Hier? Jetzt?«
    »Warum nicht? Der Tempel muss in deinem Kopf bestehen, nicht irgendwo auf der Straße. Ein Mensch ist sich selbst Tempel genug, sofern er nur glaubt.«
    »Aber ob das auch für mich zutrifft?«
    »Hast du nicht gerade eben selbst gesagt, du würdest an Meloth glauben? Also … versuch es.«
    Verärgert blickte ich zur Decke hoch und säuselte los: »O, Meloth, wenn du mich hörst, dann schenke Pork und Luk Frohsinn und mache die Welt ein wenig wärmer. Und vergiss bitte auch nicht, die Pässe vom Schnee zu befreien. Sonst verlieren meine Freunde in dieser Burg nämlich schon bald den Verstand.« Danach blickte ich Othor wieder an: »Bist du jetzt glücklich?«
    »Unbedingt«, erklärte er, nach wie vor lächelnd. »Jetzt müssen wir nur noch darauf warten, dass er Zeit hat, sich um deine Bitte zu kümmern.«
    »Ich könnte mir vorstellen«, erwiderte ich, »dass das Mitte Frühling der Fall ist.«
    Doch Meloth hatte schon am nächsten Tag Zeit. Es wurde zwei Wochen eher warm, als Ga-nor prophezeit hatte.
    »Nur gut, dass wir endlich aus dieser Burg rauskommen«, bemerkte Rona, während sie ihre Sachen packte. »Dieser Winter war wirklich endlos.«
    »Da kann ich dir nur zustimmen«, sagte ich, wobei ich neugierig beobachtete, wie Shen vergeblich versuchte, eine Wolldecke einzurollen.
    »Wie viel wir mitnehmen müssen«, meinte Rona, die stirnrunzelnd ihre Sachen begutachtete und entschied, was davon sie zurücklassen konnte. »Aber ohne Pferde sollten wir besser für leichtes Gepäck sorgen.«
    »Deshalb würde ich dir gern helfen.«
    Ich nahm ihr den Rucksack ab, schüttete den Inhalt aus und teilte die Sachen rasch in zwei Haufen.
    »Jetzt muss Shen nichts Überflüssiges mitschleppen«, erklärte ich.
    »Ich helfe ihr sowieso«, stellte dieser klar.
    »Dann hast du es halt ein wenig leichter und wirst dir unterwegs keinen Bruch heben.«
    Er schnaubte bloß, rollte die Decke wieder auf und setzte zu seinem zweiten Versuch an, sie zusammenzurollen, der meiner Ansicht nach aber genauso zum Scheitern verurteilt war wie der erste.
    »Meinst du wirklich, ich bräuchte all das nicht?«, fragte Rona und deutete auf die Habseligkeiten, die ich aussortiert hatte.
    »So ist es«, antwortete ich. »Glaub mir, andernfalls würdest du selbst nach einer Viertelleague Dinge wegschmeißen, allerdings wahllos. Dann könnten dir am Ende die Sachen fehlen, die du tatsächlich brauchst. Wir haben es immer noch mit einer Menge Schnee zu tun, der Weg wird also äußerst anstrengend werden. Das, was ich dir bereitgelegt habe, ist genug, mehr brauchst du nicht. Alles andere könnte dir zum Verhängnis werden.«
    Das sah sie ein. Sie packte die Sachen, die ich für notwendig hielt, in ihren Rucksack. Anschließend erbarmte ich mich Shens und nahm ihm die Decke ab, um sie ordentlich aufzurollen. Er brummte zwar, widersprach aber nicht.
    »Hast

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