Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
dagegen eine Situation, die sich gut mit der im Imperium vergleichen lässt. Nur hatten wir uns eben nach Sdiss zurückgezogen, da ist Morassien sehr weit weg …«
    »Trotzdem … Warum habt ihr diesen Krieg ausgerechnet jetzt angefangen?«
    Zum ersten Mal im Laufe des Gesprächs sah Typhus uns beide an. »Was soll diese Frage, Shen? Bist du wirklich solch ein glücklicher Narr, das nicht zu wissen? Wir haben diesen Krieg angefangen, weil uns diese dummen Schreitenden nicht ins Land gelassen haben. In den fünfhundert Jahren seit dem Dunklen Aufstand hat uns nicht eine der Mütter im Turm eingeladen, das Imperium zu besuchen.«
    »Was dich aber hoffentlich nicht wundert«, mischte ich mich nun ein.
    »An alldem ist ausschließlich Soritha schuld. Sie hat den Funken verraten …«
    »Schieb die Schuld an dieser Misere nicht anderen in die Schuhe!«, fiel ihr Shen ins Wort. »Ihr seid schließlich auch nicht besser.«
    Dem widersprach sie nicht.
    »Warum habt ihr nicht einfach ein paar Funkenträger entführt? Das hätte immerhin eine geringere Zahl an Opfern bedeutet und wäre allemal besser gewesen als dieser Krieg.«
    »Was für ein Vorschlag aus deinem Munde!«, höhnte Typhus. »Aber stell dir vor, das haben wir sogar getan. Nur hat uns selbst das nicht weitergebracht! Auch in dem Fall haben wir nämlich bloß dunkle Magier herangezogen.«
    »Aber du hast doch gesagt, dass in unserem Land …«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber Talki hatte recht, als sie vor dreihundert Jahren behauptet hat, dass wir uns dem Dunkel schon zu weit überlassen und darüber das Licht vergessen haben. Wir haben das Gleichgewicht verloren, jene kaum sichtbare Grenze, die dafür sorgt, dass beide Schalen der Waage auf einer Höhe liegen. Deshalb sind wir außerstande, graue Funkenträger auszubilden.«
    »Und worauf hofft ihr dann jetzt?«
    »Auf Funkenträger wie dich. Wenn wir solchen wie dir alles beibringen, werden eure Schüler vielleicht einmal unser Ideal erreichen. Alle Hoffnungen liegen auf der nächsten Generation.«
    »Klingt so, als würdet ihr Hühner oder Pferde züchten!«, sagte ich lachend.
    »In dieser Frage unterscheiden sich Menschen kaum von Hühnern oder Pferden«, entgegnete Typhus ernst. »Denk nur an Ghinorha. Sie hat bei deiner Frau hervorragende Arbeit geleistet und so vollbracht, woran wir gescheitert sind. Damit ist der erste Schritt getan.«
    »Nur habt ihr Lahen nicht in die Finger gekriegt!«
    »Dafür habe ich die zweite Generation, vertreten durch einen gewissen Heiler. Und sogar schon eine dritte, in Gestalt einer jungen Schreitenden, um deren Ausbildung sich besagter Heiler verdient gemacht hat. Beide tragen inzwischen einen grauen Funken in sich, an dem es nicht das Geringste auszusetzen gibt. Ghinorha war eine kluge Frau, deren Verstand, Gewitztheit und Scharfsinn ich allen Respekt zolle. Sie hat erreicht, wovon sie immer geträumt hat. Sie hat die Saat in die Erde gebracht, jetzt fahre ich die Ernte ein. Und mit etwas Glück haben wir bald reich bestellte Felder.«
    »Aber wie ist es der Verdammten Cholera gelungen, bei Lahen den dunklen Funken zu wecken und ihn dann mit dem lichten in der richtigen Weise zu mischen?«, wollte ich wissen. »Was hat sie anders gemacht als ihr?«
    »Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Ghinorhas Gabe muss sich verändert haben, nachdem sie in den Sümpfen geblieben ist.«
    »Ob sie sich vom Dunkel losgesagt hat?«, fragte ich.
    »Dergleichen ist nicht möglich«, antwortete Typhus. »Was auch immer dort geschehen sein mag, es ist ihr gelungen, in Lahen beide Funken in der Weise zu verschmelzen, die zu dem gewünschten Ergebnis geführt hat.«
    »Aber weder Rona noch ich werden euch als Zuchtpferde dienen«, erklärte Shen. »Ich habe nämlich keinesfalls die Absicht, dir zu helfen, deine grandiosen Pläne zu verwirklichen.«
    »Ach, komm schon, Shen! Du bist noch jung und dumm, aber beides wird sich mit der Zeit verlieren, glaub mir. Dann wirst du einsehen, dass ich recht habe. Denn schon heute spürst du, was es heißt, einen grauen Funken in sich zu tragen. Oder etwa nicht? Vergiss also die Verdammten. Alenari, Ley und Mithipha, meine ich. Vergiss Rona, Lahen und mich. Wir alle spielen überhaupt keine Rolle. Wichtig ist einzig der Funken, den man erneuern kann. Und
muss.
Du bist der erste Mann seit dem Tod des Skulptors, der die Möglichkeit hat, der Welt das zurückzugeben, was sie nach dem Großen Niedergang verloren hat.«
    Ich schnaubte.
    War

Weitere Kostenlose Bücher