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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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notfalls den Rückweg abschnitten. Oder ihn zumindest so lange aufhielten, bis Hilfe eintraf.
    Weil zu dieser Zeit, am Ende des ersten Frühlingsmonats, noch kein junges Grün spross, stand der Wald völlig nackt da. Möglichkeiten, sich zu verstecken, bot er also kaum. Immerhin hatten wir Glück, dass hier dicke Eichen wuchsen, keine kümmerlichen Espen.
    Wir lagen bereits ein paar Stunden auf der Lauer. Die Sonne ging langsam hinter den knorrigen, dicken Ästen unter. Sofort verdichteten sich die Schatten, wurde es schummrig und noch ungemütlicher als zuvor. Starker Wind kam auf und vertrieb die Stille, indem er lärmte wie ein Alter, der sich über ein paar Jungs in seinem Gemüsegarten ärgert.
    »Wer benutzt diesen Pfad eigentlich?«, fragte Dreiauge, ein erfahrener Kämpfer, der bereits kahl wurde. »Für die Armee ist er sowieso zu schmal, und von kleineren Truppen geht keine Gefahr aus.«
    Ich zuckte bloß mit den Achseln. Iltis würde gewusst haben, was er sich bei diesem Auftrag gedacht hatte. Sein siebter Sinn hatte uns bereits mehr als einmal vor ernsthaften Schwierigkeiten bewahrt.
    Der Wind fegte weiter durch die Kronen der Bäume. Nach und nach legten die Soldaten die Bögen zur Seite. Hier lehnte sich jemand gegen einen Stamm, dort unterhielten sich ein paar Männer leise miteinander. Einer der Schwertträger machte sogar ein kleines Nickerchen. In der Eiche, unter der ich stand, saß eine Wacholderdrossel, spreizte die bunten Federn und sah mich mit den schwarzen Perlen ihrer Augen an. Dann beschloss sie, dass ihr der Trubel zu viel wurde, und flog davon.
    Nun stiefelte einer der Soldaten auf mich zu.
    »Kommandeur, bis zum Einbruch der Nacht bleibt nur eine knappe Stunde. Sollten wir da nicht besser die Pferde schon holen?«, fragte er.
    »Nein, dazu ist es noch zu früh«, antwortete ich ihm und zog die warmen Handschuhe aus. »Ein Weilchen müsst ihr schon noch durchhalten.«
    Er nickte und ging zurück auf seinen Posten.
    Ein paar Minuten später kam Yumi, der den Weg überprüft hatte, aufgeregt angeflitzt.
    »Aus, du Hund!«
    »Kriegen wir Besuch?«
    Er bestätigte, dass er genau das gemeint hatte: »Aus, du Hund!«
    »Dreiauge! Die Männer sollen sich bereithalten!«
    »Mist«, murmelte er, während er den Bogen an sich nahm. »Haben sie den Pfad also doch entdeckt …«
    Ich sah zum fahlen Himmel hinauf. Noch zehn, fünfzehn Minuten, und es würde so dunkel sein, dass nur noch jeder vierte Pfeil treffen würde. Vielleicht müssten wir diese Auseinandersetzung völlig blind hinter uns bringen – denn niemand konnte sagen, ob der Mond durch die Wolkendecke brechen würde.
    Als die Kerle dann endlich auftauchten, hatte sich die Finsternis bereits herabgesenkt. Unsere Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Von den mehr als zwei Dutzend Reitern trugen drei weiße Umhänge. Sobald ich die Nekromanten sah, schien in meinem Magen eine wilde Katze loszufuhrwerken. Wenn diese Burschen unserer Armee in den Rücken fielen, dürfte das kein Zuckerschlecken werden. Und wenn wir sie jetzt nicht aufhielten, würden sie uns zusammen mit diesem Wald dem Erdboden gleichmachen.
    Die Nekromanten ritten dicht an uns vorbei. Kapuzen verschatteten ihre Gesichter. In meiner Brust hämmerte es plötzlich schmerzhaft: Ich hatte vergessen weiterzuatmen.
    Kurz darauf legten wir Bogenschützen los. Vierzehn Pfeile durchbohrten die Luft – und verwandelten zwei Nekromanten auf der Stelle in Nadelkissen. Der dritte schaffte es jedoch, eine funkelnde, leuchtend blaue Wand vor sich zu errichten. Chaos brach aus. Die Feinde, die unter Beschuss gerieten, schrien. Wir schürten das Gebrüll noch dadurch, dass wir weiter Pfeil um Pfeil abfeuerten.
    Nun ging der Nekromant zum Gegenangriff über: Fünfzehn Yard von mir entfernt brach etwas knisternd auseinander. Unter unseren Männern erhob sich Geschrei. Quello blies ins Horn. Wir tauschten die Bögen sofort gegen Klingen ein, um den Schwertträgern zu Hilfe zu eilen. Fünf Mann hatten sich auf den Nekromanten gestürzt und setzten alles daran, ihn aus dem Sattel zu holen. Drei von ihnen fielen ihm zum Opfer.
    Ein Nabatorer mit Lanze kam auf mich zugeritten, schaffte es aber nicht, zum Stoß anzusetzen, denn einer der Bogenschützen jagte ihm einen Pfeil in den Hals. Ich sprang zur Seite, brachte mich vor den Hufen des Pferdes in Sicherheit und fing mit der Klinge den Hieb eines Schwerts ab, den ein heranreitender Feind ausführen wollte. Mit der linken Hand trieb ich ihm die

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