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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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mit Mühe dem Angriff der Ascheseelen stand, die uns aus der Luft den Rest geben wollten.
    Am Ende waren wir noch hundertsechsunddreißig Mann. Wir wollten auf keinen Fall aufgeben, aber auch um keinen Preis krepieren.
    Deshalb gingen wir das Risiko ein, uns zu den Sümpfen der Ödnis zurückzuziehen – und hofften auf ein Wunder.

Kapitel
11
    Die Kuppel des kleinen Tempels schmückten Darstellungen von Heiligen und Begebenheiten aus dem Buch der Schöpfung. Durch das morassische lilafarbene, violette und smaragdgrüne Buntglas fielen Sonnenstrahlen, die das Gotteshaus in ein geheimnisvolles Licht tauchten. Die Fenster unter der Kuppel waren so angeordnet, dass die Lichtstrahlen, die von oben einfielen, einen Ring um das Altarbecken, in dem es stets ausreichend Quellwasser gab, bildeten.
    Auf die alten, nachgedunkelten und abgescheuerten Bänke segelten Staubkörner nieder. In den schummrigen Wandnischen standen gipserne Figuren von Heiligen. Der Schatten verbarg gnädig die Schäden an ihren Gesichtern, die abgeschlagenen Finger und die Risse in den weit geschnittenen Gewändern. Jetzt, zur Mittagszeit, brannten die Altarlampen nicht, denn der Gottesdienst würde erst am Abend stattfinden, wenn die Priesterinnen ihr Tagesgeschäft erledigt hatten und den Garten, die Werkstätten oder die Bibliothek verließen.
    Aus diesem Grund kam Algha auch in den Genuss, allein an diesem Ort zu sein. Sie konnte sich so lange hier aufhalten, wie sie wollte, auf einer Bank sitzen, die Heiligenbilder betrachten und ihren Gedanken nachhängen, bevor sie sich dann doch wieder unter Menschen mischen musste.
    Erneut hatte ein Albtraum sie heimgesucht. Der wievielte eigentlich, seit sie das Regenbogental verlassen hatte? Inzwischen hatte sie es aufgegeben, sie zu zählen – und begann stattdessen zu verstehen, dass sie auch ihre gute Seite besaßen. Ohne sie wäre sie heute nicht mehr am Leben, hätte sie Dawy in Burg Donnerhauer nicht verletzt und Shila nicht gerettet. Ganz zu schweigen davon, dass ihr die Flucht niemals geglückt wäre …
    Erklären konnte sie sich all das nicht. Es war fast so, als stellten diese Träume ihr Aufgaben, bei denen es darauf ankam, die richtige Lösung für ein Geflecht zu finden. Auf diese Weise sammelte sie neue Erfahrungen und erwarb ein tieferes Verständnis von Zaubern und vom Funken. Schreckte sie das? Im Grunde nicht. Sie hatte gelernt, diese Lektionen dankbar anzunehmen, und aufgehört, Meloth zu bitten, er möge sie vor den Albträumen verschonen.
    Ihr wacher Verstand war von den Rätseln der Sdisser Magie gefesselt, begann, sie zu durchdringen, und gab erst Ruhe, wenn ihr ein Geflecht gelang. Sie musste zahlreiche Rückschläge hinnehmen, trat lange auf der Stelle, wenn sie nach dem Schlüssel für einen Zauber suchte, spielte in Gedanken etliche Varianten durch, erinnerte sich an ihren Unterricht und an alle Regeln, die sie im Regenbogental verinnerlicht hatte. Und oft genug bedauerte sie, dass ihr die dortige Bibliothek nicht zur Verfügung stand.
    Irgendwann nahm sie aber stets die nächste Hürde, wirkte das nötige Geflecht, mit dem sie die Nekromantin täuschte und schließlich tötete … Nur um dann in der nächsten Nacht ein weiteres Duell mit ihr auszutragen.
    Ein einzelner Glockenschlag erklang. Algha riss sich von ihren Überlegungen los und blickte zur Kuppel hoch. Die Sonnenstrahlen fielen nun direkt auf das Altarbecken, wurden jedoch immer wieder gekappt, sobald sich Wolken vor die Sonne schoben. Es war, als blinzelten die Buntglasfenster ihr zu.
    Sie mochte diesen Ort. Ein tiefer Frieden ging von ihm aus. Hier vergaß sie für eine Weile all ihr Leid.
    Missmutig erhob sie sich von der Bank, trat an den Altar heran und tauchte die Hand in das Becken mit Wasser. Über die Tempelwände huschten daraufhin bunte Sonnenflecken. Sie sprach die rituellen Worte, warf einen letzten Blick auf das Zeichen Meloths, drehte sich dann abrupt um und ging zur offenen Tür. Sie musste noch ihre wenigen Habseligkeiten zusammenpacken und sich von den Priesterinnen verabschieden, bevor sie aufbrach.
    Draußen war es längst nicht mehr so eisig wie noch vor wenigen Tagen. Der Schnee war geschmolzen, die Weiden protzten mit ihren silbrigen Knospen, aus dem Boden schob Huflattich die ersten gelben Köpfe hervor. Hinter einer Mauer lagen Gemüsegärten, in denen Saatkrähen zeterten. Ein angenehmer Geruch kündete von Wärme, jungem Grün, künftigen Blumen und Südwind, der schon bald von den

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