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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zurückliegende Zeit, für die wir in unserer Sprache nicht einmal mehr einen Namen haben, stiere einen an.
    Wenn die Nirithen verharrten, büßten sie all ihre Geschmeidigkeit ein. Aber sobald sie wieder einen Schritt machten, den Arm hoben oder den Kopf drehten, stockte einem angesichts der Grazie ihrer Bewegungen der Atem. Sie schienen förmlich von einer Haltung in die nächste überzugleiten, bewegten sich mit der Eleganz von Schlangen, wogten über der Erde wie Nebel.
    Einmal hatte ich das Glück, das mitzuerleben, was die Soldaten eine Explosion nannten. Dabei waberte eines dieser Wesen über den Kamm des Hügels, der unserem Lager am nächsten lag. Gebannt wie alle anderen auch verfolgte ich die Bewegungen. Bis dann die Rauchhülle förmlich von innen auseinandergesprengt wurde und auseinanderdriftete. Unmittelbar vor mir huschte blitzschnell etwas vorbei. Am Hang des toten Berges verdichtete sich die Luft wieder und formte sich erneut zu einem Rauchwesen – das binnen zwei Sekunden dieses ganze riesige Tal durchmessen hatte.
    »Gut, dass wir nicht gegen die kämpfen müssen«, sagte Dreiauge, schob den Helm nach vorn und kratzte sich den Nacken. »Töten kann man diese Kreaturen wahrscheinlich nicht. Denn wie willst du schon körperlosen Rauch umbringen?«
    »Weiß ich nicht, will ich aber auch gar nicht wissen«, antwortete ich ihm. »Aber ich bin genauso froh wie du, dass sie auf unserer Seite stehen.«
    Eine Stunde später kam ein Bote herangesprengt und teilte uns mit, dass wir uns den Fußsoldaten anschließen sollten, die links an der zentralen Verteidigungslinie standen. Wir schnappten uns unsere Sachen und verlagerten uns zu einer Stelle weiter unten am Hang. Dort erwartete uns bereits der bunt zusammengewürfelte Haufen aus knapp achthundert Männern.
    »Bist du der Graue? Der Kommandeur dieser Männer?«, fragte mich ein weißhaariger Alter, der wie eine Krabbe aussah.
    »Nur vorübergehend.«
    »Dann bist du es von jetzt an dauerhaft. Mir wurde gesagt, dass du ein guter Schütze bist und bereits gekämpft hast. Deshalb unterstehen dir jetzt auch unsere Bogenschützen. Hast du einen Stellvertreter?«
    »Ja.«
    »Gut. Wir haben neunzig Schützen. Die Wagen mit den Pfeilen sind hinter dir. In ein paar Stunden werden weitere geliefert. Achte darauf, dass du nicht übers Ohr gehauen wirst und sich das Achtundvierzigste nicht einen Teil der Pfeile unter den Nagel reißt. Das sind die Burschen da drüben, rechts von uns. Sonst kannst du am Ende nämlich mit bloßen Händen auf die Verdammte losgehen, wenn sie hier aufkreuzt. Linkspatsch! Weise den Mann hier ein! Das war’s. Falls es noch Fragen gibt, komm zu mir. Ich bin Oloth. Der Kommandeur dieser kühnen Kerle hier. Du unterstehst mir.«
    »Eine Frage hätte ich jetzt schon. Unsere Einheit untersteht nämlich eigentlich dem Befehl von Mylord Rando …«
    »Der Ritter wird das Kommando in der ersten Linie haben …« Er verstummte und polterte dann: »He! Ilgo! Was schleppst du da für Mist an?! Ins Reich der Tiefe mit dir!«
    Daraufhin vergaß mich Oloth völlig und humpelte zu diesem Ilgo, um ihn lautstark zusammenzustauchen.
    Ich erledigte nun meine Pflichten, sah mir die Pfeile an, lief die Linie ab und stellte zusammen mit meinen Leuten Markierungen auf, die es mir während der Schlacht erleichtern würden, meine Befehle zu geben.
    Die Arbeit war gerade beendet, als der Grokh-ner-Tokh mal wieder einen Spuckanfall kriegte und es Asche vom Himmel regnete. Als mir das erste Teilchen auf die Wange fiel, dachte ich allerdings noch, es sei Schnee. Dann verwandelten sich die
Flocken
jedoch in schwere Flatschen, und wir konnten kaum noch etwas sehen. Dieses seltsame Aschegestöber dauerte zwei Stunden. Dabei legte sich die Asche über die ganze Fläche um uns herum. Die purpurrote Erde wurde zu einer grauen Wüste.
    Obendrein brachte dieser Ascheregen weiteren Gestank mit sich. Wir bekamen kaum noch Luft, die Augen brannten uns allen fürchterlich. Irgendwann drehte jedoch der Wind und alles endete so plötzlich, wie es begonnen hatte.
    »Wenn der laut singende Berg weiter diese Art von Scherzen treibt, dann brauchen wir nicht mal mehr Mithipha«, sagte Typhus, die sich den Schal bis unter die Nase hochgezogen hatte. »Dann verrecken wir hier alle auch ohne ihre Hilfe.«
    »Du würdest diesem Schicksal allerdings zu entgehen wissen, oder?«, stichelte ich.
    »Das versteht sich ja wohl von selbst. Schließlich fange ich gerade ein neues Leben an, das

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