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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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verschwammen die Konturen, bis man nicht mehr zu sagen gewusst hätte, wo sich die Augen oder die Lippen befanden. Wenn man den Blick dann kurz abwandte, setzte sich das Bild jedoch wieder zusammen.
    Dieses Phänomen war nicht nur mir aufgefallen. Quäker beispielsweise konnte sich stundenlang damit vergnügen.
    Über dem Grokh-ner-Tokh stieg taubengrauer Rauch auf. Nach ein paar Stunden wurde er dichter, bis der Vulkan schließlich eine Aschewolke in den klaren Himmel spie. Diese schoss weit in die Höhe, wurde dann vom Wind erfasst und nach Südosten getragen, in Richtung der Katuger Berge.
    Der tote, der schweigende und der schlafende Berg, die alle drei niedriger waren als ihr älterer Bruder, sahen auch nicht gerade wie freundliche Hügel aus. Der erste war schwarz, verrußt und durch einen Ausbruch verheert, zu dem es vor wer weiß wie vielen Jahrtausenden gekommen sein musste. Der zweite hatte sich angeblich immer ruhig verhalten, weshalb er in Frieden wachsen konnte und seine drei Brüder heute überragte. Seine Spitze wies die Form der sechszahnigen morassischen Königskrone auf. Der schlafende Berg besaß die flachsten Hänge. Über ihnen stieg an zahlreichen Stellen leichter, rötlicher Rauch auf.
    Wir durchwateten einen schmalen Bach, der unangenehm stank. Bläulicher Schlamm schmatzte unter unseren Stiefeln und kletterte die Beine hoch. Hier standen nur noch gelbe Dornenbüsche und feuerrotes, totes Gras.
    Der Weg wurde immer schmaler und führte an einer Reihe von Obsidiansäulen vorbei.
    »Warum halten wir die Verdammte nicht hier auf? Statt am Grokh-ner-Tokh, meine ich«, sagte Dreiauge. »Das ist doch ein hervorragendes Plätzchen, um diesem Untier in den Hintern zu treten.«
    »Weil sie gut und gern auch einen anderen Weg nehmen könnte«, antwortete ich. »Die breitesten Straßen führen von Norden aus zum Vulkan, nicht von Osten aus. Abgesehen davon: Wie willst du die ganze Armee an diesem schmalen Fleck aufstellen?«
    »Aus, du Hund!«, stimmte mir Yumi zu.
    »Unsere Kommandeure sind klüger als du, Dreiauge«, unterstützte mich auch Quello. »Wenn wir Scharlach hier empfangen, dann wird sie sich nur den Schuh ausziehen und uns alle wie eine lästige Laus erschlagen. Ich persönlich habe aber die Absicht, sie wenigstens noch zu beißen, bevor ich sterbe.«
    Unter unseren Füßen knirschten und zerbrachen feine, schwarze, halb durchscheinende Täfelchen. Ich hob eins auf. Es war scharf wie eine Rasierklinge. Nachdenklich drehte ich es hin und her.
    »Hüte dich vor Obsidian«, erklang da eine vertraute Stimme neben mir. »Abergläubische Menschen behaupten, man müsse diesen Stein nur eine Weile an einer Kette um den Hals tragen – und schon verwandelt man sich in einen ausgemachten Feigling.«
    »Und das glaubst du?«, wollte ich von Typhus wissen.
    »Ich wiederhole nur, was ich gehört habe.«
    »Nur kann man die Nirithen wohl kaum als Feiglinge bezeichnen – obwohl es hier mehr als genug von diesem Zeug gibt.«
    »Auf der anderen Seite würde ich sie aber auch nicht unbedingt als Menschen bezeichnen. Vor allem, da du sie damit beleidigen würdest. Für sie sind wir schließlich eine der letzten Rassen, die in Hara erschienen ist – während sie die Ersten waren.«
    »Ich dachte, die Ersten seien die Ascheseelen gewesen.«
    »Da irrst du. Die Ascheseelen und die Ye-arre sind erst nach der Geburt der Äschernen Jungfrau und ihrer Kinder entstanden.«
    Die Verdammte schien wie ausgewechselt. Da war keine Spur mehr von dem bisherigen Hochmut oder der unterdrückten Wut. Meiner Ansicht nach verhieß das nichts Gutes – selbst wenn es wirklich den Anschein hatte, als freue sie sich, mich wiederzusehen.
    Natürlich erkundigte sie sich prompt, ob ich den Funkentöter auch nicht verloren habe. Nachdem ich auf die Scheide gedeutet hatte, wanderte ihr Blick immer wieder zu der Klinge zurück. Und sprach dabei Bände. Noch häufiger musterte sie übrigens mich, und zwar immer dann, wenn sie meinte, ich bemerke es nicht.
    Nachdem Shen ihr von Lahen erzählt hatte, murmelte sie bei meinem Anblick gern auch mal was. Fast als streite sie mit sich selbst.
    Typhus war mittlerweile die einzige Reiterin unter uns und genoss dieses Privileg sichtlich. Rona, Shen und Mylord Rando waren bereits am frühen Morgen zum Grokh-ner-Tokh aufgebrochen. Sie wurden im Kriegsrat erwartet, in dem die Schlacht geplant werden sollte. Typhus hatte die Einladung jedoch abgelehnt und war bei uns geblieben.
    Rando hatte mir

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