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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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glauben, der Sommer ist ausgebrochen.«
    Niemand antwortete ihm, was Nadel jedoch auch gar nicht erwartet hatte. Zufrieden zog er ein Messer aus dem Stiefelschaft, kniff die Augen zusammen, da ihn die sich im Fluss spiegelnde Sonne blendete, und fing an, das Messer in die Luft zu werfen.
    Algha, die mit dem Rücken gegen ein Eichenfass voller Regenwasser lehnte, verfolgte mit hasserfülltem Blick, wie sich die Klinge dreimal in der Luft drehte und flach auf dem Handteller des Kerls landete, nur um dann wieder zum Himmel aufzusteigen. Das Messerwerfen war eine von Nadels liebsten Beschäftigungen, und häufig ließ er zwei oder drei Klingen zugleich durch die Luft kreisen.
    »Irgendwie sind die reichlich lange weg«, brummte der andere ihrer beiden Aufpasser.
    »Was machst du deswegen so ein Fass auf, Hiram?! Wir haben doch alle Zeit der Welt.«
    »Du bist noch neu bei uns, Kumpel, schreib dir daher für die Zukunft eins hinter die Ohren: Herr Ka entschuldigt eine Verspätung nur, wenn es dafür
triftige
Gründe gibt. Andernfalls könnte er äußerst unzufrieden werden.«
    »Ich werd’s mir merken … Kumpel.«
    Daraufhin breitete sich Schweigen aus.
    »Kann ich etwas Wasser bekommen?«, fragte Algha in die Stille hinein.
    Hiram, ein vierzigjähriger Mann aus der Goldenen Mark, der etwas zur Fülle neigte und sich Bart wie Brauen mit Henna aus Syn färbte, sah sie an und lächelte, dabei seine schlechten Zähne entblößend.
    »Aber klar«, sagte er, stand auf, ging zu ihr und hielt ihr eine schwere Wasserflasche hin.
    »Wohl bekomm’s!«
    Algha drehte den festen Verschluss mit einiger Mühe auf, trank etwas und gab ihm die Flasche zurück.
    »Da sind sie«, teilte Nadel Hiram nun mit und steckte das Messer in den Stiefelschaft zurück.
    »Das seh ich auch«, knurrte Hiram.
    Daraufhin richtete Algha den Blick auf den Fluss. Hinter einer Biegung war ein Boot aufgetaucht, in dem drei Menschen saßen.
    »Wer ist da bei ihnen?«, fragte Nadel.
    »Reg dich nicht schon wieder auf. Das wird schon alles seine Richtigkeit haben.«
    »Ich bin die Ruhe selbst«, erwiderte er. »Und das trotz der Sperenzchen unserer feinen Dame hier.«
    »Die wird sie in Zukunft sein lassen«, versprach Hiram mit einem Blick auf Algha. »Ganz bestimmt. Ich kann mich doch auf dich verlassen, oder, meine Schöne?«
    Obwohl die Worte Algha erschaudern ließen, nickte sie.
    »Wunderbar! Man möchte ja fast nicht glauben, dass du eine Schreitende bist«, stellte Hiram fest und schickte ihr einen Luftkuss zu.
    Sie fluchte leise.
    Vor drei Tagen hatte sie es gewagt, eine kleine Reitereinheit um Hilfe zu bitten. Die Folge davon war, dass ihre Aufpasser acht Soldaten und sechs Zeugen umgebracht hatten. Das war ihr eine Lehre gewesen. Danach hatte sie nie wieder versucht, jemanden anzusprechen. Das würde ja doch kein gutes Ende nehmen, sondern brächte nur unschuldigen Menschen den Tod.
    Einer der beiden Männer im Boot – die reinste Säufervisage, Algha hatte ihn bisher noch nie gesehen – legte das Ruder weg, sprang ins Wasser, packte den Bug des Bootes und zog es ans Ufer.
    »Steigt ein!«, rief Nayl, einer von Alghas Peinigern, vom Heck aus.
    »Wir kommen«, sagte Hiram, packte Algha unterm Arm und führte sie zum Fluss.
    Seine stählernen Finger bohrten sich ihr schmerzhaft ins Fleisch, sodass sie leise stöhnte und gegen den Wunsch ankämpfte, dem Kerl vors Knie zu treten.
    »Hilf der Frau beim Einsteigen, Nadel«, verlangte Nayl.
    Mithilfe der beiden Meuchelmörder kletterte Algha ins Boot.
    »Setz dich auf die Bank«, befahl ihr Hiram.
    »Nadel, du sitzt am Bug«, kommandierte Nayl weiter. »Hiram, wir beide rudern.«
    Nun wandte sich die Säufervisage an die Gruppe: »Ich krieg noch was für den Kahn.«
    Daraufhin fingerte Gritha, eine kleine, schwarzhaarige Frau mit unangenehm schmalen Lippen, aber schönen braunen Augen, in der Tasche ihres Rocks herum und warf dem Bootsbesitzer, der offenbar nicht mit ihnen weiterfahren würde, einige Münzen vor die Füße.
    »So war’s abgemacht«, brummte dieser und steckte das Geld mit einer flinken Bewegung in seine Hosentasche.
    Nadel stieß das Boot ins Wasser und sprang anschließend hinein, wobei er Algha nass spritzte. Nayl und Hiram ruderten los, Gritha ließ die Finger gelangweilt durch die Wellen gleiten.
    »Hätten wir den Burschen nicht besser kaltgemacht?«, wandte sich Nadel an Nayl, wobei er sich vielsagend mit dem Finger über die Kehle fuhr. »Wozu Zeugen zurücklassen?«
    »Halt

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