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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ihrer Brust schließlich unerträglich wurde. Ohne jede Vorsichtsmaßnahme tauchte sie auf.
    Bis zum Land brauchte sie nur noch ein paar Züge. Das Boot ließ sich fast nicht mehr erkennen. Allem Anschein nach hatten ihre Häscher sie zudem aus den Augen verloren. Sie kletterte das abschüssige, glitschige und matschige Ufer hoch. Ohne auch nur Atem zu holen, rannte sie zu einigen Büschen, die mit ihren Zweigen nach ihrer feuchten Kleidung griffen. Von dort aus hetzte sie weiter auf einen lichten Wald zu, um einen möglichst großen Abstand zwischen sich und den Fluss zu bringen.
    Erst jetzt erfasste sie ein Zittern, erst jetzt merkte sie, wie eiskalt das Frühlingswasser gewesen war. Ihre Zähne klapperten.
    Wärme!, schrie ihr Körper. Nur ein wenig Wärme! Bitte!
    Sie rannte wild durch die Gegend, um sich wenigstens etwas aufzuwärmen.
    Vorwärts!, sprach sie sich selbst Mut zu. Bleib nicht stehen! Noch reichen deine Kräfte! Sieh zu, dass du den Fluss weit hinter dir lässt! Wenn du das nicht schaffst, finden sie dich!
    Die Bäume huschten nur so an ihr vorbei, die Sträucher zerrissen ihr den Unterrock, die Wurzeln versuchten, ihr ein Bein zu stellen. Einmal gelang ihnen das sogar, und als Algha hinfiel, begrub sie unter sich den Sauerklee, der gerade erst gesprossen war.
    Obwohl sie sich bei dem Sturz die rechte Hand aufgeschlagen hatte, presste sie die Nase kurz an die aromatisch duftende Erde, bevor sie wieder aufsprang und ihre Flucht fortsetzte. Schnaufend und zum Umfallen müde blieb sie erst auf einer sonnendurchfluteten Waldlichtung stehen. Kraftlos ließ sie sich gegen eine durch ein Unwetter entwurzelte Birke sinken. Sie schlang die Arme um die Schultern, um sich auf diese Weise zu wärmen, und lauschte auf das Vogelgezwitscher in den Zweigen, während sie darüber nachgrübelte, wohin sie jetzt gehen sollte. Seit ihrer Flucht war fast eine Stunde vergangen, und mit jeder Minute glaubte sie stärker daran, dass es ihr tatsächlich geglückt war zu entkommen.
    Wenn sie doch bloß nicht von ihrer Gabe abgetrennt wäre! Allein bei dem Gedanken daran stieg neue Verzweiflung in ihr auf. Zu allem Unglück war die Wand im Haus des Schmerzes diesmal wesentlich solider als die, die Dawy damals errichtet hatte. Doch selbst dieses Hindernis hätte sie wohl niederreißen können, hätte Ka ihr nicht einen Armreif am rechten Handgelenk angelegt, der jeden Versuch, einen Zauber zu wirken, unterband.
    Voller Wut blickte sie auf das schwarze Metall des Armreifs. Mit den einzelnen Gliedern glich er dem Schwanz eines Skorpions. Als sie dieses Mistding zum ersten Mal auf ihrer Haut gespürt hatte, hatte ein peinigender Schmerz sie durchfahren, denn der giftige Stachel an der Innenseite hatte sich ihr in die Haut gebohrt. Und da saß er noch heute, wenn er ihr inzwischen auch keine Qualen mehr verursachte.
    Bisher hatte sie noch nie von solchen Artefakten gehört. Sobald sie bloß an einen Zauber dachte, erwärmte sich das Metall, und der Stachel gab etwas Gift in ihr Blut ab. Daraufhin würgte sie ein solcher Brechreiz, dass sie ihren Funken vorübergehend vergaß.
    Da sie jedoch über eine beneidenswerte Sturköpfigkeit verfügte, versuchte sie immer wieder, ihren Funken anzurufen – bis sie darüber irgendwann ohnmächtig wurde. Selbst jener Zauber, der ihr geglückt war, bevor sie Dawy umgebracht hatte, versagte bei diesem Artefakt.
    Nachdem sie mit ihrer Magie gescheitert war, nahm sie sich den Mechanismus vor, mit dem die einzelnen Glieder des Artefakts verbunden waren. Sie kam jedoch nicht hinter das Geheimnis.
    Sicher, es gäbe noch eine andere Möglichkeit: Sie bräuchte sich bloß die Hand abzuhacken. Zu diesem Schritt erkühnte sie sich aber doch nicht.
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie nun eine vage Bewegung wahr. Noch während sie aufsprang, drehte sie sich um, doch auf der Waldlichtung war niemand zu sehen. Das, was sie für eine Bewegung gehalten hatte, war lediglich der Schatten einer Wolke gewesen, die zu einem alten Baumstumpf vorgerückt war. Mit wild hämmerndem Herzen setzte sie sich wieder, noch immer vor Kälte zitternd. Ihre Kleidung wollte kaum trocknen.
    Zu ihrem Glück war der massive Ka nicht unter den Häschern gewesen. In seiner Gesellschaft wäre ihr die Flucht mit Sicherheit nicht so leicht gelungen. Sie hatte keine Ahnung, wohin er geritten war und was er jetzt machte, aber sie dankte dem Schicksal, dass er weit weg war.
    Halt! Da war doch eine Bewegung!
    Sie starrte auf den

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