Sturm im Elfenland
Elfenwelt, die ihr den Weg wies, folgend. Schritt für Schritt gingen sie voran, ohne dass sich ihre Umgebung merklich veränderte. Alana dachte mit Grauen an den langen Fall, der sie hierher gebracht hatte. Wie sollten sie es schaffen, diese Strecke zurückzulegen? Ivaylo wurde mit jedem Schritt schwächer und auch ihre Kräfte schwanden spürbar. Das Geschrei, die Rufe, das Klirren von Waffen und das Trappeln von Füßen und Hufen, das sie verfolgte, wurde lauter und lauter. Sie schaute zurück und sah eine Staubwolke, die sich unaufhaltsam näherte.
»Sverre«, sandte sie einen Hilferuf. »Ich fürchte, wir schaffen es nicht!«
Sie erhielt keine hörbare Antwort. Aber nach einer Weile, in der sie lauschte und wartete, während sie sich mit Ivaylo, der sich immer schwerer auf sie stützte, voranschleppte, spürte sie, wie ihr von außen neue Kraft und Zuversicht zuwuchsen. Der Zug an der unsichtbaren Leine verstärkte sich und half ihr voran.
»Dort vorne«, sagte Ivaylo. Er hatte sich schon eine Weile stumm und mit hängendem Kopf neben ihr hergeschleppt, aber jetzt hob er das Gesicht wie ein Wolf, der Witterung aufnimmt. Alana folgte seinem Blick. Er hatte recht, dort erhob sich etwas aus der endlosen Eintönigkeit der schwarzen Ebene. Es flimmerte, verging und tauchte wieder auf, tanzte vor ihren Augen wie eine Lufterscheinung, aber es war immer wieder auch deutlich zu erkennen.
»Siehst du auch so etwas wie ein Tor?«, fragte Alana.
Ivaylo nickte. Sie standen eine Weile da und beobachteten die flimmernde, sich ständig verändernde Erscheinung in der Ferne. Dann bemerkte Alana, dass der stete Strom an Kraft, der ihr von außen zufloss, schwächer zu werden begann. »Wir müssen weiter«, drängte sie und sie setzten sich stolpernd wieder in Bewegung. Alana hörte Ivaylos keuchenden, pfeifenden Atem und musste an sich halten, um nicht vor lauter Schwäche, Angst und Mitleid mit ihm in Tränen auszubrechen.
Das flimmernde Tor rückte langsam näher. Es war wirklich ein Portal, dachte Alana. Mattes Licht schimmerte zwischen den scharfen, flackernden Rändern. »Gleich haben wir es geschafft«, flüsterte Alana. Sie wusste nicht, ob sie Ivaylo oder sich selbst damit Mut zusprechen wollte.
Aber dann geschah es. Ivaylo brach ohne Vorwarnung beim nächsten Schritt zusammen und fiel vornüber auf Hände und Knie. Sie konnte ihn nicht halten, ihre Hände lösten sich voneinander und der Kontakt der Steine brach ab.
Die Verbindung zu Sverre riss, das Tor flackerte auf und erlosch. Und während Alana noch nach Ivaylo griff, dabei ihre verletzte Hand vergaß und damit hart gegen seine Schulter stieß, sodass ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen schossen, hörte sie wieder das unheilvolle Heulen und Bellen, als wäre ihnen eine wilde Meute auf der Spur – aber dieses Mal war der infernalische Lärm ganz nah.
Alana fuhr herum und erstarrte vor Schreck. Die Dämonenhorde, die auf sie zugestürmt kam, bot einen Anblick, der ihr Blut gefrieren ließ. Sie sah Reißzähne und geifernde Mäuler, Wesen mit einer Unzahl von Köpfen, tückische Facettenaugen und lange, nach ihr peitschende Tentakel, aber auch Klauen, die Messer und Speere umklammerten, und seltsame, vielbeinige Wesen, die anderen Dämonen als Reittiere dienten.
»Geh weiter, Alana«, sagte Ivaylo und kam mühsam wieder auf die Füße. »Ich versuche, sie aufzuhalten.«
»Ich lasse dich nicht alleine zurück»
»Lauf schon«, rief er. »Rette dich. Sie wollen mich – siehst du dort vorne meinen Reiter?« Er machte einen taumelnden Schritt auf die heranstürmende Horde zu.
»Dein Stein«, schrie Alana. Mit einer schnellen Bewegung griff sie nach seiner Hand, fasste den Stein und brachte ihn erneut mit dem ihren in Berührung.
Die Stimmen der Steine erklangen laut und wild. Ihr Gesang brachte Verwirrung in die angreifende Horde. Die Reittiere brachen aus und galoppierten zur Seite davon, einige warfen ihre Reiter ab und trampelten auf ihnen herum oder bissen ihnen Köpfe und Glieder ab. Die meisten der verfolgenden Dämonen wurden vom entstandenen Chaos aufgehalten. Nur einer Handvoll gelang es, die tobende und rasende Meute zu umlaufen und weiter hinter Alana und Ivaylo herzusetzen.
»Schnell«, sagte sie zu sich selbst und rief nach Sverre. Ihre Hand war schweißnass, und sie hatte Mühe, die beiden Steine und Ivaylos Hand festzuhalten.
Dann waren die ersten Verfolger bei ihnen und fielen über sie her. Alana riss die Hände hoch und wehrte den
Weitere Kostenlose Bücher