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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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Stein genommen. Und der Dämon mit den hellen Haaren, seine Schwester, gab mir das Brennende, das Versengende, den Schmerz. Ich fiel und fiel durch die Dunkelheit, bis ich mich hier wiederfand. So lange, Alana. So endlos lange ...« Seine Stimme brach in einem Schluchzen.
    Alana hob den Kopf und sah die Tränen, die über Ivaylos abgezehrtes Gesicht liefen. In der kurzen Zeit, die sie hier war, war Ivaylo noch abgezehrter und hohläugiger geworden. Bei ihrem Eintreffen war ihr sein Gesicht schon bleich erschienen wie das eines Todkranken. Aber jetzt erblickte sie straff über die Knochen gespannte Haut, tief in die Höhlen gesunkene Augen, Lippen, die sich scharf von den gebleckten Zähnen zurückzogen ‒ ein Totenschädel, überzogen mit pergamentdünner, totenbleicher Haut. Ivaylo wankte.
    Ihr blieb keine Zeit mehr. Kurz entschlossen griff Alana mitten durch das tobende Feuer nach Ivaylos Hand. Es versengte ihre Haut, verkohlte ihr Fleisch, ließ ihr Blut kochen und verglühen, verbrannte ihre Knochen zu weißglühender Asche, aber sie zuckte nicht zurück. Vor Schmerz schreiend, packte sie mit auflösenden Fingern den Dämonenstein, riss ihn von Ivaylos Hand los und schleuderte ihn von sich.
    Das laute Tosen des Feuers, das sie schon beinahe nicht mehr bemerkt hatte, verstummte mit einem Schlag, der sie beinahe taub machte. Die Flammensäule fiel mit einem wütenden Kreischen in sich zusammen und hinterließ ein blendend weißes Nachbild. Eine riesige, schwarz geflügelte Gestalt brach daraus hervor und schwang sich brüllend in die Luft. Dann hielt die Kreatur inne, dreht sich mit mächtigen Flügelschlägen zu den beiden Elfen und fixierte Alana.
    Der Dämon ließ sich im Sturzflug auf sie hinunterfallen. Ein Gluthauch traf Alana. Glitzernde, blutrote Augen musterten sie tückisch. Der Dämon riss sein Maul auf und der stinkende Atem der Kreatur hüllte Alana ein. Der Anblick der violetten, geifertriefenden Zunge dicht vor ihrem Gesicht ließ sie zurückweichen. Der Dämon gab ein fauchendes Geräusch von sich und schraubte sich dann mit knatternden Schlägen seiner ledrigen Schwingen hoch in die Luft.
    Ivaylo sah dem Dämonenreiter nach. »Er holt seine Leute«, stöhnte er. »Wir müssen uns beeilen.«
    Die überstandene Gefahr und der Schmerz in ihrer verbrannten Hand ließen Alana beinahe ohnmächtig werden. Sie biss sich auf ihre Lippe, bis sie Blut schmeckte, und rang die heranwogende Dunkelheit nieder. Das Summen und Sirren der nahenden Ohnmacht wurde leiser und verklang. Und jetzt erst hörte sie den Gesang der beiden Sternensteine, die sie krampfhaft umklammert hielt, zum ersten Mal so laut und triumphierend, wie er die ganze Zeit unter dem Toben der Feuersäule erklungen war.
    Alana richtete sich auf, denn sie war zu Boden gesunken, und hielt ihren Blick von ihrer schmerztobenden, feuerbrüllenden Hand abgewandt. Sie wollte nicht sehen, was die Flamme des Dämonensteins damit angerichtet hatte. Es fühlte sich entsetzlich an, und sie wusste, dass man das, was sich dort am Ende ihres Armes befand, nicht mehr als Hand erkennen würde. Schaudernd schloss sie für einen kurzen Moment die Augen, dann straffte sie ihre Schultern und sah Ivaylo an.
    Er erwiderte ihren Blick mit einem Nicken, das gleichzeitig Angst und Zuversicht zeigte. »Ich bin frei«, sagte er und machte einen Schritt und dann noch einen in ihre Richtung.
    Alana stieß den angehaltenen Atem aus und hielt ihm ihre unverletzte Hand mit den beiden Sternensteinen entgegen. »Nimm ihn«, sagte sie heiser. Der tobende Schmerz in ihrer Hand zog sich den Arm empor und lähmte ihre Bewegungen. Aber sie musste Ivaylo noch zurückbringen, den ganzen, weiten Weg.
    Er nahm mit vorsichtig ausgestreckten Fingern seinen Stein von ihrer Handfläche. Sie fürchtete, dass der Gesang der Steine abbrechen würde und er wieder in seine Starre verfiel, aber das geschah nicht. Ivaylo hielt seinen Stein fest und seufzte. Dann zog ein schwaches Lächeln über sein totenblasses Gesicht. »Danke«, sagte er. »Aber jetzt lass uns fliehen, ehe mein Dämon mit seiner Armee zurückkehrt!«
    Alana nickte stumm. Der Rückweg. Es überlief sie eiskalt und glühend heiß. Sie war gefallen, viele Ewigkeiten lang. Sie hatte die Feuersäule und Ivaylos Ruf als Orientierung genommen. Wie aber sollte sie jetzt den Weg zurück ins Elfenreich finden?
    Sie fühlte die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen, erst, als Ivaylos Finger sie von ihren Wangen strichen. »Du hast

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