Sturm im Elfenland
Schmerzen«, sagte er. »Deine Hand, Alana.«
Sie schaute nicht auf die Stelle, auf der sein schreckerfüllter Blick ruhte. »Es ist nichts«, sagte sie. »Wir müssen zurück, und ich weiß nicht, wie ich den Weg finden soll.«
Wir müssen zurück. Sie begann es zu spüren. Etwas saugte an ihr, zerrte, ließ sie müde und kraftlos werden. Dies war kein Ort, an dem sie überleben konnten. Wo war der Ausgang aus dieser Welt? Sie konnte sich nicht daran erinnern, und es blieb ihr keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Da war zwar der Anker, Sverre, den sie fest und stark spürte, aber er konnte ihr nicht den Weg hinaus weisen. Er war einfach nur da. Sverre hatte Munir bestimmt erklärt, wie er den Rückweg finden würde, aber in ihrer Angst um Ivaylo hatte sie den Ausführungen des Zwerges nicht gelauscht.
»Gehen wir«, sagte sie. »Hier entlang.« Jede Richtung konnte die richtige sein ‒ oder die falsche. Sie standen auf einer endlosen, schwarz glänzenden Ebene mit einem Boden aus spiegelglatt gebranntem Gestein. Es gab keinen Horizont, keine Erhebungen, nichts, woran das Auge sich orientieren konnte. Nur Schwärze und seltsame Lichter.
»Warte«, sagte Ivaylo nach einer Zeit, die sie schweigend gegangen waren. »Ich glaube nicht, dass ich es schaffe.« Er stützte sich auf ihren Arm, den sie ihm schweigend reichte, und rang nach Luft.
Alana drehte sich zu ihm und legte ihre Arme um ihn. Sie wollte ihn stützen, ihm Kraft und Zuversicht einflößen, die sie selbst nicht empfand. Er erwiderte ihre Umarmung vorsichtig, als hätte er Angst, ihr wehzutun.
»Ich kann mich erinnern«, flüsterte er in Alanas Ohr. »Ich erinnere mich an das, was der Dämon dir getan hat, während er mich ritt. Ich schäme mich so.«
Sie legte den Kopf an seine Schulter, zu erschöpft und von den Schmerzen in ihrer Hand viel zu sehr in Anspruch genommen, um etwas zu erwidern. Eine Weile standen sie so und hielten sich aneinander fest. Alana spürte seinen Atem an ihrer Wange. Sie drückte sich fest an ihn, denn es erschien ihr einen Moment lang, als würde sein ausgezehrter Körper sich in ihren Armen verflüchtigen und nur einen geisterhaften Nebelstreif zurücklassen. Ihr Herz schlug schwer und angstvoll.
»Bleib bei mir«, sagte sie.
»Für immer«, erwiderte er. Ihre Wangen berührten sich. Alana drehte den Kopf und streifte sein Gesicht mit ihren Lippen. Es fühlte sich süß und beruhigend an.
Ivaylos Blick ruhte fragend und groß auf ihrem Gesicht. Sie erwiderte ihn voller Erleichterung. Wie sehr hatte sie der kalte, tote Blick seines Dämonenreiters erschreckt. Aber dies waren ganz und gar lebendige Augen, viel lebendiger als das bleiche Gesicht, aus dem sie schauten.
Er lächelte schwach. »Ich kenne dich inzwischen ganz gut«, sagte er mit einem Anflug seines alten Humors. »Du lässt dich nicht durch ein paar dumme, kleine Hindernisse entmutigen. Wir haben uns in einer fremden Welt verlaufen und ein Dämonenheer ist uns auf den Fersen. Na und? Die erledigen wir doch mit links.«
Alana atmete hastig ein. Dann begann sie zu lachen und Ivaylo fiel darin ein. Die beiden hielten einander fest, umarmten sich lachend in der Finsternis, und jetzt endlich waren es ihre Lippen, die sich fanden.
»Also«, sagte er rau, als sie sich losließen und ein wenig verlegen voneinander abrückten. »Dann lass uns mal überlegen, wie wir hier rausfinden. Kann uns nicht dein Stein den Rückweg weisen?«
»Das könnte er vielleicht«, erwiderte Alana nachdenklich. »Du hast recht, der Stein muss die Lösung sein.« Sie drehte ihren Sternenstein zwischen den Fingern. »Vielleicht kann ich mit meinem Stein ja meinen Anker erreichen.«
»Deinen Anker«, wiederholte Ivaylo verständnislos.
»Ja, Sverre.« Alana winkte ab. »Ich erkläre es dir später. Lass mich jetzt versuchen, ob er mich hört.« Sie hockte sich auf den harten Boden, schaute auf ihren Sternenstein nieder und konzentrierte sich auf die silbernen Fäden darin. Der schwache Glanz der Fädchen verstärkte sich. Alana stellte sich vor, in das Innere ihres Steins zu tauchen und wie eine Fliege im Bernstein neben den silbernen Einschlüssen zu schweben. Es war still und friedlich. »Sverre«, sandte sie einen lauten Gedankenruf aus. »Sverre, ich brauche deine Hilfe!«
Niemand antwortete. Alana sammelte sich erneut und schickte mit aller Kraft einen erneuten Ruf aus. »Sverre!«
Dann wartete sie mit steigender Verzweiflung auf eine Antwort. Hatte sie sich zu weit
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