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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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sah den Ring und verstummte.
    Ich hob meine Hand und deutete auf die beiden Buchen. »Geht dorthin.« Der Katzenstern leuchtete in grellem Grün auf.
     
    Die Zeremonie der Verbannung erfordert ein kühles Herz und einen klaren Kopf. Ich musste mich sammeln und meinen Geist beruhigen, ehe ich ans Werk gehen konnte. Der Rat hatte entschieden, Farran und Audra hinzurichten, aber ich hatte ihm mein Leben für sie geboten. Und weil Auberon sich für mich verwendete, hatte der Rat mein Pfand angenommen und das Todesurteil umgewandelt.
    Audra und Farran zu bannen, konnte mich mein Leben kosten, denn für diesen Zauber musste ich die Urkräfte anrufen, die schwerer zu bändigen waren als jede andere Magie. Aber im Angesicht der beiden Verurteilten war mir das so gleichgültig wie ein Staubkorn, das im Sonnenlicht tanzt und mit einem Windstoß vergeht.
    Farran und Audra hielten sich an den Händen, während ich den Schutzkreis um uns zog. Das war eigentlich unnötig, denn niemand war in unserer Nähe, den der Zauber hätte verletzen können. Aber ich hatte es so gelernt, und es war mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich es ganz automatisch tat, während meine Gedanken sich bereits mit dem Bann beschäftigten, den ich nun wirken musste.
    Der Schutzkreis war gezogen, und die Stille, die plötzlich herrschte, zeigte mir, dass er lückenlos geschlossen war. Keiner von uns würde ihn jetzt noch verlassen können, außer ich brach den Kreis – und sei es durch meinen Tod.
    Deshalb trat ich zu Audra und ihrem Mann und löste ihre Fesseln. Ich hielt Audras Hand fest in der meinen und sagte: »Verzeih mir. Ich habe nicht mehr für dich erreichen können als dies hier.«
    »Bring es zu Ende«, rief Farran. »Quäle sie und mich nicht länger, Munir, Zauberer des Königs, Auberons Speichellecker, treuer Knecht des Tyrannen!« Er hob in einer verzweifelten Geste die Hand, als erwäge er, einen Zauber gegen mich zu schicken, aber er wusste, dass mein Schutzkreis makellos war und dass sein Versuch wirkungslos bleiben würde.
    »Lass ihn, Farran«, sagte Audra. »Er hat für uns getan, was er konnte.« Sie stand sehr aufrecht da, hatte ihren Kopf stolz erhoben und sah mich zum ersten Mal nicht verzweifelt oder ängstlich an, sondern ernst und ruhig. Das war die Audra, die ich kannte, nicht das weinende, sich an Farran klammernde Wesen. Ich verneigte mich zum Abschied vor ihr.
    Sie nickte unmerklich. »Ivaylo«, sagte sie.
    »Ich halte mein Versprechen«, erwiderte ich. »Sorge dich nicht.«
    Dann hob ich meine Hände, rief Erde und Himmel, Wasser und Sonnenlicht an.
    Der Mondstein begann milchig zu leuchten, und der Katzenstern sandte grüne Blitze aus. Das dichte Laub der Zwillingsbuche rauschte laut, obwohl kein Lüftchen sich regte, und ihre Äste bewegten sich in einem Sturm, der nicht in unserer Welt wehte.
    Auberons Ring strahlte inzwischen so hell, dass ich meine Hand nicht mehr sehen konnte. Ich kniff die Augen zusammen, die zu tränen begannen. Die Buchen leuchteten in grellem Weiß vor einem nachtschwarzen Hintergrund.
    Der Sturm war bei uns, peitschte die Äste, zerrte an meinen Kleidern, riss mir den Atem von den Lippen, pfiff und heulte mit ohrenbetäubender Lautstärke. Ich stemmte mich gegen seine Gewalt und brüllte die Worte der Verbannung gegen das Heulen und Toben: »Der Erdboden weicht vor euren Schritten. Die Luft verweigert sich eurem Atem. Sonne und Mond leuchten euch nicht mehr. Der Regen benetzt euch nicht, kein Wasser erquickt eure Kehlen. Sommer und Winter kennen euch nicht mehr, die Zeit geht an euch vorüber. Keines Elfen Auge soll euch erblicken, keines Elfen Ohr hört eure Stimmen. Ihr seid verstoßen aus dieser Welt, bis ich euch in Auberons Namen von dem Zauber erlöse. Farran und Audra, seid verbannt!«
    Ich rief mit allerletzter Kraft die Zwillingsbuche an. Farran und Audra standen reglos und starr, ihre Augen blickten ins Nichts, sie atmeten nicht.
    Mein Herz stockte, als die Rinde der Bäume sich beiseiterollte wie weicher Stoff und das Herz der Buchen freilegte. Die beiden Elfen wurden hineingesogen, verschmolzen mit dem Holz, bis ich nur noch ihre bleichen, starren Gesichter erkennen konnte. Dann schob die Rinde sich langsam unerbittlich über ihnen zusammen und schloss sich wieder ohne ein Zeichen der Beschädigung.
    Von einem Lidschlag zum nächsten erstarb der Sturm, und Sonnenlicht spielte durch das grüne Laub. Auberons Ring erlosch.
    Ich ließ meine Hand sinken, die kalt und taub

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