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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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war und sich anfühlte wie ein Stück Holz. Mit einem Schluchzen, das aus meiner Brust hervorbrach, löste ich den Schutzkreis.
    Vögel begannen zu singen, in der Ferne hämmerte ein Specht und es duftete nach würziger Walderde.
    Ich sank auf die Knie und kniete lange vor der Zwillingsbuche, mein Gesicht in den Händen vergraben.
    Endlich zwang ich mich, aufzustehen und zu den wartenden Jägern zurückzukehren.

Kapitel 4

    Alana war enttäuscht und machte kein Hehl daraus. »Er ist langweilig, dumm und schrecklich unhöflich«, beklagte sie sich bei Garnet. »Während des ganzen Essens hat er nur dagesessen und auf seinen Teller gestarrt. Wenn man ihn etwas gefragt hat, hat er ›Ja‹ oder ›Nein‹ gesagt oder gleich gar nicht geantwortet. Aindru hat sich solche Mühe gegeben, ein paar Worte mehr aus ihm herauszuholen oder ihn wenigstens mal zum Lächeln zu bringen, aber hat keine Miene verzogen. Und dieser Blick! Wie ein Wolf, der dir jeden Moment an die Kehle gehen möchte. Und so jemand sitzt von jetzt an immer bei uns am Tisch und wir müssen nett zu ihm sein.« Sie schüttelte sich. »Ich mag ihn nicht leiden, Garnet.«
    Ihre Freundin steckte einen Grashalm zwischen die Zähne und kaute nachdenklich darauf herum. »Ich finde ihn nett.«
    Alana starrte sie sprachlos an. Garnet spuckte den Halm aus, legte sich rücklings in die Wiese und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    »Diese schwarzen Haare«, fuhr Garnet fort. »Sie sind richtig schwarz, nicht bloß dunkelbraun. Hast du gesehen, dass sie im Licht bläulich schimmern wie Gefieder?«
    Alana, die endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte, gluckste ungläubig und sagte: »Du willst mich auf den Arm nehmen, Garnet!«
    Ihre Freundin ließ sich nicht ablenken. »Und dann hat er hellgraue Augen. Zuerst hab ich gedacht, sie wären blau, aber das sind sie nicht. Sie sind ganz hell, richtig eisgrau.« Sie drehte sich auf den Bauch, stützte ihr Kinn in die Hände und sah Alana ernsthaft an. »Er hat so einen unglaublich traurigen Blick.«
    Alana sprang auf. »Ach, geh doch zu deinen Pferden«, rief sie erbost. »Du hast ja keine Ahnung ... Du musst ja nicht freundlich zu ihm sein und ihn den ganzen Tag um dich dulden. Er ist ja nicht dein Cousin! Weißt du, was? Von mir aus kannst du ihn gerne geschenkt haben!« Sie wirbelte herum und rannte davon.
    Auch bei ihrem Bruder, dem Alana kurz darauf ihr Leid klagte, fand sie nicht das erhoffte Echo. Aindru erklärte ihr ernsthaft, erwachsen und, wie sie fand, grässlich von oben herab, dass Ivaylo sich sehr fremd und verlassen fühlen musste und dass sie alle Geduld mit ihm haben sollten, bis er sich eingelebt hatte.
    Alana stampfte mit dem Fuß auf, rief: »Du ... Esel!«, und stürmte aus dem Zimmer.
    Sie wusste nicht, warum sie so wütend war. Ihr neuer Cousin hatte beim Abendessen still am Tisch gesessen, schräg gegenüber, sodass sie ihn gut beobachten konnte. Er hatte sichtlich geistesabwesend in seinem Essen herumgestochert, hatte kein Wort gesagt und niemandem am Tisch auch nur die geringste Beachtung geschenkt.
    Gondiar hatte sich angeregt mit seinem Bibliothekar Erramun über die Bücher unterhalten, die er einige Tage vorher bei einem Händler erstanden hatte. Daina und Garnets Mutter besprachen gedämpft eine Behandlung für den lahmenden Rappen, der ihnen seit einer Woche Sorgen bereitete, und Aindru und Garnet hörten ihnen konzentriert zu. Edur, der Eidmann ihres Vaters, stritt sich mit dem Verwalter über eine Wette, die Edur angeblich verloren hatte, und alle anderen am Tisch waren auch in Gespräche, kleine Dispute oder angeregte Diskussionen verwickelt.
    Nur sie, Alana, saß da und sah von Zeit zu Zeit Ivaylo an, der ihrem Blick konsequent auswich. Sie richtete ein paar Mal das Wort an ihn, aber er schaute auch da nicht auf, murmelte etwas, das sie kaum verstand, und wollte ganz offensichtlich nichts mit ihr oder sonst jemandem am Tisch zu tun haben.
    »So ein eingebildeter Kerl«, schimpfte sie, während sie aus der Tür stürmte. Sie wollte in ihr Zimmer, und der kürzeste Weg dorthin führte quer über den Hof. Alana lief an zwei Dienern vorbei, die einen Korb mit Holz zwischen sich trugen, überholte eine Wäscherin und prallte im vollen Lauf mit einem großen und breitschultrigen Elfen zusammen, der gerade aus der Tür des Wirtschaftstraktes getreten war.
    »Hoppla«, sagte der und fing die taumelnde Alana auf.
    Sie schnappte nach Luft und klammerte sich an seinen Arm. »Was ist

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