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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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Ruhe musste ich mir gönnen, bevor ich den letzten Schritt tat. Ich legte meinen Kopf an Auberons Schulter und er umschloss ihn mit beiden Händen. Die königliche Magie floss durch sie in mich hinein und badete meinen geschundenen Geist in Kühle, Ruhe und mildem Frieden.
    Dann atmete ich ein und wieder aus, spülte den metallischblutigen Geschmack mit einem Schluck Wasser aus meinem Mund und richtete mich auf, um das Tor wieder zu schließen, das klaffende Loch in unserer Realität zu heilen.
    Dies war ein mühsames Werk, wenig eindrucksvoll, und ähnelte eher der groben Arbeit eines Flickschusters als einem kunstvollen Handwerk. Schwer atmend, mit zitternden Armen und Beinen, sank ich schließlich vor dem geschlossenen Tor in die Hocke und barg mein Gesicht in den Händen.
    Das Tor lag vor mir auf dem Boden. Es war still und blass, seine Augen hatte es geschlossen und die Lippen leicht geöffnet. Ich konnte nicht erkennen, ob es atmete, und war zu erschöpft, um nachzusehen.
    »Auberon?«, flüsterte ich und er kam zu mir und kniete neben uns nieder. Auch er hatte all seine Energie in das Werk der Heilung gegeben und seine Bewegungen waren müde und kraftlos.
    Er blickte auf das Tor nieder, und ich sah, wie seine Kiefermuskeln arbeiteten. »Ich wusste nicht, dass sie Kinder dafür nehmen«, sagte er.
    »Wenn sie begabt sind, sind sie ebenso gute Tore wie Erwachsene. Nein, besser, denn sie sind leichter zu lenken.« Meine Stimme war genauso grimmig wie sein Gesicht.
    Er legte seine Hand behutsam auf die Brust des Mädchens. Er lauschte. Dann schüttelte er den Kopf.
    Ich ließ den Kopf wieder in meine Hände sinken. So müde. Zu müde, um Bedauern oder Zorn zu empfinden. Wir sollten das Kind hier nicht liegen lassen. Aber bevor wir es hinaustrugen, musste ich mich ausruhen.
    Mein König und ich rollten uns auf dem schmutzigen Fußboden zusammen und sanken in betäubten Schlaf.

Kapitel 6

    Die alte Grauweide mit den tief zu Boden hängenden Ästen war einer von Alanas Lieblingsplätzen. Von hier aus war es ein Katzensprung zu dem kleinen Teich, in dem man vor Seerosenblättern das Wasser kaum noch sah. Dort seine Füße in das kalte, moorige Wasser zu hängen und sie in goldbraune, seltsame Fische verwandelt zu sehen, während die heiße Nachmittagssonne auf den Nacken und die bloßen Arme brannte, war ein Vergnügen, das Alana und Garnet mit niemandem außer der besten Freundin teilen mochten.
    Alana ließ den Fuß aus dem Wasser schnellen und schleuderte blitzende Tropfen ins Sonnenlicht. »Siehst du die Teichnymphe?« Sie zeigte mit dem Zeh auf eine Stelle am anderen Ufer des kleinen Gewässers.
    Garnet kniff die Augen zusammen. »Das ist ein Büschel Gras«, widersprach sie.
    »Es bewegt sich aber.«
    »Eine Ente.« Garnet beugte sich vor, bis ihre Haarspitzen ins Wasser hingen. »Es ist eine Ente, ganz klar.« Sie quakte vergnügt zum anderen Ufer hinüber und die Antwort schallte über das Wasser. »Siehst du?«
    Alana grinste. »Es hätte aber genauso gut die Teichnymphe sein können.« Sie plätscherte mit den Zehen. »Mir ist heiß und ich habe Durst. Gehen wir in den Schatten?«
    Garnet stand auf und hielt ihr die Hand hin, um sie hochzuziehen. Die Mädchen liefen zur Grauweide, unter deren dichtem Geäst sie ein Korb mit Obst, Kuchen und einer Flasche Saft erwartete.
    »Hmm«, murmelte Alana nach einer Weile mit vollem Mund. Sie wischte sich die Krümel vom Kinn und leckte die Finger ab. »Nusskuchen ist der leckerste.«
    Garnet aß eine saftig tropfende Birne und war zu beschäftigt, um zu antworten. Sie nickte nur.
    Alana pulte an einem Splitter herum, den sie sich in den Fuß getreten hatte. »Kommst du morgen wieder zum Unterricht? Bitte!«
    Garnet leckte sich den Saft von den Lippen und wischte die Finger im Moos ab. »Warum?«, fragte sie. »Ich wollte morgen Mama mit den Jährlingen helfen.«
    Alana schnitt eine Grimasse. »Dann ist Aindru sicher bei euch? Wegen des Heilzaubers?«
    Garnet nickte und brach ein Stückchen vom Kuchen ab.
    Alana trommelte gegen den Stamm der Weide. »Ich helfe euch«, sagte sie.
    Garnet sah sie verdutzt an. »Du? Du hast doch überhaupt keine Ahnung von Heilzaubern.« Sie lachte. »Du hast so wenig Magie wie ein Schaf, sagt Aindru.«
    Alana richtete sich mit funkelnden Augen auf. »Aindru ist selbst ein Schaf«, erklärte sie. »Ich kann die Jährlinge für euch einfangen.«
    Garnet spuckte ein Stückchen Nussschale aus. »Das mache ich mit Mama. He, was ist los? Du

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