Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
Vom Netzwerk:
Mit diesen Worten drehte er sich um und rannte davon.
    Alana rief ihm noch einige Schimpfworte hinterher, für die sie ordentlich Ärger bekommen hätte, wenn ihre Mutter sie gehört hätte, und stieß ihre Freundin auffordernd an. Doch Garnet war ganz still. »Lass ihn doch in Frieden«, sagte sie nur. »Tut er dir denn nicht wenigstens ein bisschen leid?«
    Alana schnaubte. Ihr Gesicht bewölkte sich. »Doch«, gab sie patzig zurück. »Er tut mir ja leid. Aber er benimmt sich die ganze Zeit so ekelhaft, dass ich darüber nur noch wütender auf ihn werde.«
    »Na, du bist ja auch nicht sonderlich nett zu ihm«, wandte Garnet ein.
    »Das würde doch nichts ändern. Du bist nett zu ihm ‒ benimmt er sich dir gegenüber auch nur ein Stückchen anders?«
    Garnet schüttelte den Kopf. »Nein«, gab sie zu. »Aber ich glaube, dass er einfach schrecklich unglücklich ist. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn deine Eltern so etwas Schreckliches getan hätten?«
    Beide schwiegen und dachten darüber nach.
    »Ja, sicher, das wäre schlimm«, sagte Alana nach einer Weile. »Aber deswegen muss er trotzdem nicht immer so unausstehlich sein!«
    »Und was ist nun mit seinen Eltern passiert?«, fragte Garnet.
    Alana hob die Schultern. »Keine Ahnung«, sagte sie. »Bestimmt sind sie hingerichtet worden. Oder für alle Zeit in einen finsteren Kerker gesperrt, nur mit Ratten und Spinnen als Gesellschaft.« Ihre Augen funkelten. »Stell dir vor, wie schlimm das ist.«
    Garnet schüttelte sich. »Danke, das möchte ich mir lieber nicht vorstellen.« Sie runzelte die Stirn. »Warum bist du eigentlich so wütend auf ihn? Er hat dir doch nichts getan.«
    Alana wollte etwas Bissiges erwidern, aber dann sah sie in die betrübten Augen ihrer Freundin und seufzte. »Es dreht sich alles um ihn, weil er doch so bedauernswert und so traurig ist. Sie kümmern sich um ihn oder um Aindru, den Begabten, den Klugen, den Fleißigen. Ich bin bloß Alana, die nichts Besonderes ist oder kann. Erramun ist der Einzige, der mich nicht behandelt, als wäre ich nur ein hübscher Gegenstand.«
    Garnet legte ihr den Arm um die Schultern. »Das stimmt doch nicht«, sagte sie. »Du bist etwas ganz Besonderes.«
    Alana schniefte. »Ich weiß selbst, was ich bin. Wenn ich wenigstens Heilkräfte hätte wie Aindru.« Sie schüttelte die Melancholie ab wie einen lästigen Hund und lächelte Garnet breit an. »Was machen wir jetzt? Sollen wir die Teichnymphe suchen gehen?«
    »Es gibt keine Teichnymphe in diesem Tümpel, nur Frösche«, brummelte Garnet, aber sie stand bereitwillig auf.
    In der Abenddämmerung kamen sie auf ihr Gespräch vom Nachmittag zurück. Alana schaukelte auf dem untersten Ast der Weide und Garnet hockte auf dem umgedrehten Korb.
    »Wir müssen ja nun irgendwie mit ihm auskommen«, sagte Garnet in ihrer sachlichen Art.
    Alana musterte sie mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen. »Du bist ja bloß verschossen in ihn. Ich sage dir was, Garnet: Das liegt nur daran, dass außer Aindru und ihm kein anderer Junge hier wohnt. Und Aindru ist wirklich niemand zum Verlieben.«
    Garnets Lachen klang ein wenig gezwungen. »Du redest manchmal wirklich dummes Zeug. Warum sollte ich in Ivaylo verschossen sein? Er kann mich genauso wenig leiden wie dich.«
    »Das tut mir leid«, erwiderte Alana. »Ehrlich, Garnet. Auch wenn ich ihn nicht mag.«
    Sie schaute zum Himmel und sprang auf den Boden. »Ich muss los. Erramun wollte Aindru und mich sprechen.« Sie schnitt eine Grimasse. »Wahrscheinlich wegen Ivaylo. Es dreht sich ja immer alles um Ivaylo! Bringst du den Korb zurück? Du bist ein Schatz!«
    Sie winkte ihrer Freundin zu und lief davon. Garnet rupfte mit den Zehen noch gedankenverloren ein wenig Moos aus, dann stand sie auch auf, nahm den leeren Korb unter den Arm und folgte Alana langsam zum Haus.
     
    Erramun saß am Fenster. Er las in einem Buch und nippte dabei an einem Becher, aus dem es nach Minze und Salbei roch. Als Alana ins Zimmer stürmte, schaute er auf, und einen Moment lang erschien ihr sein Gesicht so fremd, dass sie sich erschreckte. Dann wich der ferne Blick aus seinen Augen, er lächelte sie an und deutete auf den Sessel gegenüber dem seinen. »Wir warten noch auf deinen Bruder«, sagte er. »Nimm dir Tee und ein Buch. Wie war dein Tag?«
    »Nett«, sagte Alana und griff nach dem Band mit Erzählungen aus den Ostlanden, den sie gerade las.
    Erramun wartete, ob sie noch etwas sagen wollte, dann nickte er und vertiefte sich

Weitere Kostenlose Bücher