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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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fort: »Es gibt ein Wissensgebiet, in dem ich euch noch von Nutzen wäre, und es ist der Wunsch eures Vaters, dass ich euch darin ab jetzt ausschließlich unterrichte.« Er pausierte und sah sie der Reihe nach an. Auf Ivaylo verweilte sein Blick einen Wimpernschlag länger, und er nickte, als hätte der Junge ihm etwas gesagt. »Es ist die alte Kunst«, sagte Erramun.
    Alana verstand nicht gleich, was der Lehrer damit meinte, aber sie sah, wie Ivaylo den Kopf hochriss, als hätte er einen lauten Ruf gehört, und auch Aindru sich im Sitz aufrichtete.
    »Aber es ist verboten«, sagte Aindru.
    Ivaylo schnaubte verächtlich.
    Erramun legte einen Finger an den Mund und lächelte verschmitzt. »Es ist verboten, die alte Kunst auszuüben«, sagte er. »Aber es war niemals die Rede davon, dass man sie nicht erlernen oder lehren darf.«
    Alana hielt den Atem an. Erramun sprach von der verbotenen Elfenmagie? Aber das konnte doch nicht sein, Gondiar würde doch niemals gegen Auberons Wort verstoßen!
    Erramun nickte, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Wir tun nichts Verbotenes«, sagte er ernst. »Die alte Kunst ist wertvoll. Noch nicht einmal Auberon kann wirklich wollen, dass unser Volk sie vergisst, und das würde unweigerlich passieren, wenn kein Elf sie mehr erlernt. Es ist ja heute schon so, dass mehr und mehr davon verloren geht.« Er nickte Ivaylo zu, der flüchtig lächelte. Alana sah es mit Verblüffung. Das war das erste Mal, dass das Gesicht des Jungen einen anderen als den üblichen mürrischen oder zornigen Ausdruck zeigte. Das hätte Garnet gefallen, dachte sie.
    »Und Vater wünscht, dass wir uns damit beschäftigen?«, fragte Aindru. Er klang ungläubig.
    Erramun nickte ernst. »Du wirst ja von deiner Mutter schon in einem Bereich der alten Kunst unterwiesen«, erwiderte er. »Gondiar ist der Meinung, dass es deinen Fähigkeiten als Heiler nur zuträglich sein kann, wenn du mehr als nur die Heilkunst erlernst.«
    »Und Ivaylo?«, fragte Aindru, der gleichzeitig erstaunt und fasziniert dreinblickte.
    Alana schaute den fremden Jungen an, der sich mit undeutbarer Miene im Sessel zurückgelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
    Erramun lächelte. »Ivaylo ist nicht ganz unbewandert in den alten Künsten«, erwiderte er. Dann sah er Alana an, und auch Aindru wandte sich ihr zu. Alana spürte, dass ihr Hitze ins Gesicht stieg, weil ihr Bruder sie so mitleidig anschaute.
    »Ich bin dann wohl überflüssig«, sagte sie und machte Anstalten, sich zu erheben.
    Erramun hielt sie mit einer Handbewegung zurück. »Warte, Alana«, sagte er. Seine Augen lächelten ihr zu, obwohl sein Gesicht ernst blieb. »Lauf nicht weg. Du magst über keine besondere Begabung verfügen, aber das ist kein Grund, sich nicht mit der alten Kunst zu beschäftigen. Auch Unbegabte können Magie bewirken. Das siehst du daran, dass du Feenlichter entzünden kannst. Jemand, der über keinerlei magische Fähigkeiten verfügt ‒ wie zum Beispiel ein Mensch ‒ könnte das nicht.«
    Alana senkte den Kopf. »Das ist wenig genug«, sagte sie. »Ich würde euch nur stören oder aufhalten.« Sie spürte, dass ihr die Tränen kamen, und blinzelte sie heftig weg. Bloß nicht vor Ivaylo losweinen!
    »Das würdest du nicht«, rief Aindru, und auch Erramun brummte zustimmend. Alana schniefte kurz und setzte dann ihr strahlendstes Lächeln auf. Erramun nickte ihr zu.
    »Wir fangen also morgen mit dem Unterricht an«, sagte er und hob mahnend die Hand. »Eins ist noch wichtig. Versprecht mir, dass ihr mit niemandem darüber redet. Außerhalb dieses Raumes darf kein Wort darüber fallen.« Er musterte sie eindringlich. »Versteht ihr, es darf kein falscher Verdacht aufkommen. Das ist eurem Vater sehr wichtig. Ein Gerücht hat sich schnell verbreitet, und es ist sehr schwer, so etwas dann wieder aus der Welt zu schaffen.«
    Alana runzelte die Stirn. »Mit niemandem? Aber mit unseren Eltern oder mit Garnet können wir doch bestimmt ...«
    »Mit niemandem!«, wiederholte Erramun scharf. »Die Anweisung kommt von Gondiar. Selbst wenn er persönlich euch nach dem Fortgang eurer Studien fragt, sollt ihr nicht über die wahre Natur des Unterrichts sprechen. Es hat zu schnell jemand etwas Falsches aufgeschnappt und weitergetragen.«
    Aindru schüttelte den Kopf. »Du hast gerade gesagt, der Unterricht wäre nicht verboten.«
    »Das ist er auch nicht. Aber böse Zungen könnten verbreiten, dass Gondiars Haushalt, seine eigenen Kinder, sich mit verbotenen

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