Sturm im Elfenland
Decke zu wickeln, hielt er mich auf. Er streckte versöhnlich die Hand aus und sagte: »Kannst du mir vergeben? Ich habe dich schlecht behandelt.«
Ich hatte diesem Blick aus seinen Augen noch nie widerstehen können. Mein Groll schmolz dahin wie Eis in der Sonne, ich ergriff seine Hand und drückte sie. »Vergeben, vergessen, begraben, mein Herr und Gebieter.«
Er hielt meine Hand noch einen Moment lang fest. Wir sahen uns an. Dann nickte er und gab mich frei. Sein Gesicht zeigte einige harte Linien, die ich noch vor ein paar Wochen nicht darin wahrgenommen hatte.
»Du bist erschöpft, mein König«, sagte ich. »Wir sollten endlich wieder nach Hause gehen.«
Er lehnte den Kopf an den Stamm der Buche und blickte empor in ihre Krone. Sterne blinzelten durch das Laub. »Wohl gesprochen, Munir. Aber du vergisst, dass wir nicht einfach nach Hause gehen und den Kopf unter unserem Kissen vergraben können. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen. Das Reich ist in Gefahr.«
Ich biss die Zähne zusammen. Dies war nicht das erste Mal, dass wir darüber sprachen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass es heute nicht wieder zum Streit kommen würde.
»Mein König«, sagte ich so ruhig, wie es mir möglich war, »wir werden der Seuche nicht mehr Herr. Wir sind nur zu zweit, und die Tore brechen überall gleichzeitig auf. Wir müssen uns Unterstützung suchen.«
Auberon seufzte. Der Blick seiner blauen Augen wurde kühler. »Munir, mein Freund«, sagte er mit mühsam gezügelter Ungeduld, die nur zu schnell in hell lodernden Zorn umschlagen konnte, wie ich aus leidvoller Erfahrung wusste, »wir haben schon so oft darüber gesprochen. Woher soll Unterstützung kommen? Ich kann niemandem trauen.«
Ja, wir hatten schon so oft darüber gestritten ‒ denn beim ruhigen Sprechen wollte es bei diesem Thema einfach nicht bleiben.
Ich legte die Hände zusammen und sah meinem König direkt in die Augen. »Auberon«, sagte ich eindringlich, »ich bin der einzige Magier in deinem Reich, der sein Handwerk noch beherrscht ‒ und in deinen Diensten steht und nicht gegen dich arbeitet. Wir beide allein werden der Bedrohung nicht Herr. Du musst erlauben, dass wir andere an unsere Seite holen. Du musst das Verbot aufheben!«
Er fuhr auf, als hätte ihn eine Schlange gebissen. Ich sah den Zorn in seinen Augen brennen, aber ich wandte den Blick nicht von seinem Gesicht. Er war mein König, mein Herr, mein Freund. Dies waren schwere Zeiten, und er verdiente es, dass ich treu an seiner Seite blieb.
Ein wenig davon musste sich ihm mitgeteilt haben, denn die Zornesflamme schwächte sich ab, allerdings ohne ganz zu erlöschen.
»Munir«, begann er mit gezügeltem Grimm zu sprechen, »du selbst weißt am allerbesten, wie wenig wir anderen trauen dürfen. Du hast es am eigenen Leib erfahren, wie auch ich.«
Ich schlug die Augen nicht nieder, aber ich schluckte. Seine folgenden Worte trafen mich wie Messerstiche: »Wem soll ich vertrauen, mein Gefährte? Ich bin umgeben von Verrat und Untreue. In schlaflosen Nächten bin ich mir noch nicht einmal mehr deiner wirklich sicher. Du weißt, warum.«
Ach, Audra! Wenn du nur wüsstest, was du mit deinem unbedachten Tun zerstört hast!
Ich hielt seinem Blick stand und sank auf ein Knie. »Ich war dir immer treu, ich bin es und werde es sein, solange noch der Atem meine Brust hebt«, sagte ich. »Du bist mein König und die Sonne meiner Tage, der Mond meiner Nächte. Wenn dein Volk dich verlässt, werde ich noch immer an deiner Seite sein. Wenn du im Kampf gegen die Dämonen unter ihren Schlägen erzitterst, werde ich dich mit meinem Leib schützen. Wenn du dich auf den Weg ins ewige Land jenseits der See machst, werde ich dich begleiten. Ich bin dein Gefolgsmann bis zum Tod und darüber hinaus.«
Er war der Erste, der den Blick senkte. Ich sah den Schimmer in seinen Augen. »Du redest so sentimentales Zeug wie ein Zwerg«, sagte er ärgerlich, aber er legte mir kurz und fest die Hand auf die Schulter. »Vergib mir erneut, Munir. Ich bin unleidlich und zänkisch. Du hast recht, es wird Zeit, dass wir nach Hause zurückkehren.«
Er hob den Kopf und stieß einen leisen Pfiff aus. Wenig später stand wie aus dem Boden gewachsen eine schweigsame, dunkle Gestalt neben uns.
Die Einzigen, denen mein König immer noch vertraute, waren seine getreuen Jäger, und dieser Jägerin hier, Izar der Flinken, vertraute er so blind, wie er einst auch mir vertraut hatte. Der Gedanke schmeckte bitter auf meiner
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