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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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Brustkasten klang, rollte mit einem nachhallenden Echo durch die Versammlung.
    Rundum entspannten sich Fäuste, wurden grimmige Blicke durch weniger unfreundliche Mienen ersetzt, knarrte Leder und klirrte Eisen. Ich sah, wie ein jüngerer Zwerg seinen Helm abnahm und sich mit der Hand durch die Locken fuhr, ein anderer griff nach seinem eng gezurrten Gürtel und lockerte ihn.
    »Gehen wir zu Tisch«, rief der Zwergenkönig und erhob sich.
    Wer zu einem Zwergenmahl geht, sollte vorher ein paar Tage fasten und dann vor allem anderen Trinkfestigkeit mitbringen. Es war also gut, dass Auberon seine Eskorte und uns ohne größere Pausen hatte durchreiten lassen; ich war hungrig wie ein Bär. Und was das andere betraf ‒ nun, wozu habe ich meine Fähigkeiten?
    Die Köche des Zwergenkönigs hatten sich wahrlich überschlagen, uns ein Mahl zu servieren, das eines Staatsbesuchs würdig war. Ich schaute auf die nicht enden wollende Parade an Schüsseln, Platten und Schalen, die an der langen Tafel vorbeigetragen wurde, und fragte mich, wann die Küche damit begonnen haben mochte, all das vorzubereiten. Das konnte doch nicht innerhalb der (hierfür!) kurzen Zeit geschehen sein, die wir im Thronsaal auf Trond Hammerschlag gewartet hatten.
    Auberon schmunzelte. Er neigte sich zu mir und flüsterte: »Seine Spione sind anscheinend immer noch die besten im ganzen Elfenreich.« Dann stand er auf, hob seinen Becher und hielt eine Rede zu Ehren unseres Gastgebers, während der man die Hunde unter dem Tisch atmen hören konnte, so gebannt lauschten die Zwerge meinem König.
    Trond Hammerschlag erwiderte dies mit wohlgesetzten, wenn auch kurzen Worten, und dann hob das Tafeln an. Geschirr und Becher klapperten, Messer kratzten über den Steintisch, lautes Gelächter, Rülpsen, das Scharren von Stühlen und die über allem liegende schreckliche Dudelsackmusik ließen jede Unterhaltung zu einem Um-die-Wette-Schreien entarten. Die Luft wurde dick und schwer vom Rauch der Feuer und der Pfeifen, die diese unzivilisierten Höhlenbewohner sogar während des Essens zu entzünden pflegten.
    Nach dem vierten oder sechsten Becher des stark gewürzten Rotweins bemerkte ich, dass mein Kopf zu schwimmen begann und mein Geist sich nur noch teilweise in meinem Körper befand. Ich erhob mich also, musste mich für einen kurzen Moment an der Tischkante festhalten und entschuldigte mich mit einer Geste bei Trond Hammerschlag. Der nickte mir wohlwollend zu und bedeutete einem Diener, er möge mir zeigen, wo die gewissen Örtlichkeiten sich befanden.
    Während der junge Diener, ein bartloses Kind fast noch, auf dem Weg an der Tafel entlang zu mir war, beugte ich mich über Auberon und fragte gedämpft: »Geht es noch?«
    Er sah zu mir auf und nickte müde. »Sobald du zurück bist«, erwiderte er.
    Vor der Tür entließ ich den Diener und lehnte mich für einige Atemzüge an eine der Fensteröffnungen. Tronds Festung war tief in den Fels gebaut, aber durch ein ausgeklügeltes Belüftungssystem wurde der gesamte Komplex mit frischer Luft versorgt, und diese genoss ich jetzt wie ein kühlendes Bad in der Mittagshitze. Aus dem Fenster konnte ich hinabblicken auf einen weiten Platz, der von unzähligen Feuern und Fackeln erhellt wurde. Tag und Nacht gab es hier unten nicht, und das Treiben unter mir glich dem emsigen Mittagsbetrieb auf einem der großen Marktplätze in der Hauptstadt des Elfenreiches. Ich sah Tavernen, die Tische und Stühle auf den Platz gestellt hatten, daneben Stände mit Waren und Lebensmitteln, dort hinten war eine Schmiede, durch deren geöffnete Tür ich den stämmigen Schmied bei der Arbeit beobachten konnte.
    Mit einem letzten, tiefen Atemzug trat ich von der Fensteröffnung fort und zog mich in den Schatten daneben zurück. Ich schloss die Augen, sammelte meinen Geist, der sich, beflügelt vom Genuss des Würzweins, durchaus erfolgreich eine Weile dagegen wehrte, und wandte dann einen Zauber zur Ernüchterung und Klärung an. Die Nebel hoben sich, der Schwindel schwand, ich holte noch einmal tief Luft und tauchte zurück in die dumpfe Hitze des Festsaals.
    Auberon empfing mich ungeduldig, neben ihm stand wartend ein Zwerg in der dunkelgrünen Uniform der königlichen Knappen. »Er will nun mit uns sprechen«, sagte Auberon.
    Ich nahm mit der Entschuldigung, ich sei entsetzlich durstig, wieder neben ihm Platz und griff zur Bemäntelung dessen, was ich vorhatte, nach einem Wasserkrug, wofür ich mich vorbeugen und ihn berühren musste.

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