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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
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allesamt Gelehrte, wie die Zwerge ihre Magier nannten. Sie traten ein und verteilten sich schweigend und mit gesenkten Blicken hinter und neben dem steinernen Thronsitz.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit auf den Thron. Der höchste Punkt seiner Lehne verschwamm in der Dunkelheit der Halle. Er war aus poliertem Stein und über und über mit allerfeinster und gleichzeitig bösartigster Steinmetzarbeit bedeckt. Drachen, Trolle und Kobolde waren zu erkennen, stilisierte Ranken und Blüten, aber vor und über allem Zwergenfiguren, die Schwerter, Streithämmer und Äxte schwangen und über niedergestreckte Gestalten triumphierten, die jedermann unschwer als Elfen erkennen konnte.
    Die geschwungenen Armlehnen des Thrones waren auf allen vieren kauernde Figuren, die mit gesenkten Köpfen ihre Rücken den Händen des Zwergenkönigs als Ruhebänke darboten. Elfen? Sicherlich. Ebenso wie die Füße des Thrones, hockende Gestalten, die den steinernen Sitz auf ihren Schultern trugen. Elfen.
    Ich blickte meinen König an, erkannte, dass auch er den Thronsitz musterte, mit emporgezogenen Augenbrauen und nachsichtig lächelnd. Ich seufzte. Der Zwergenthron war schon so alt, dass wir Elfen uns an die Beleidigung, die er für unser Volk darstellte, bereits seit Generationen hätten gewöhnen müssen. Und doch ‒ sie wirkte bei jedem unserer Besuche hier frisch und neu, denn wir sahen sie in den Augen der Zwerge, die uns umringten, gespiegelt. Seht nur hin, sagten die Blicke höhnisch. Das seid ihr. Habt ihr auch alle Einzelheiten erkannt? Seht ihr dort den Elfen, der unserem Krieger als bequemer Ruhesitz dient? Und dort, der Elf, der umgekehrt an einem Baum hängt und von einem Schwein abgeleckt wird? Da, ein Elf bettelt darum, sich einem Zwergenkrieger zu Füßen werfen zu dürfen. Dort kredenzt ein Elf unseren Hunden Wasser aus seinen gefesselten Händen. Ist das nicht wirklich komisch?
    Ich zwang mich, den Blick abzuwenden und auf den Gang zu richten, durch den Trond Hammerschlag kommen würde. Immer noch ertönten die Trommeln und diese schrecklichen Jaultöne der Dudelsäcke, die immer so klangen, als würde jemand Schweine erwürgen.
    »Da«, zischte Auberon mir zu. Ich schrak zusammen. Wo, bei allen Dämonen der tausend Höllen, war er hergekommen?
    Auf dem steinernen Sitz thronte Trond Hammerschlag in mitternachtblaues, silberbeschlagenes Leder gewandet, den eisernen Reif mit dem großen Diamanten auf seinem ergrauenden Haar, seinen langen Bart in edelsteinbesetzte Zöpfe geflochten, das wuchtige Drachenzepter in der Faust. Seine Miene war kühl und sein verschatteter Blick nicht zu deuten. Das blakende Fackellicht ließ tausend Schatten über sein Gesicht tanzen.
    Ich verlagerte mein Gewicht, weil meine Füße zu schmerzen begannen. Dies würde nicht der informelle Besuch werden, den wir uns erhofft hatten ‒ Trond Hammerschlag war offenbar finster entschlossen, eine Staatsaktion daraus zu machen. Ich war gespannt, was er an Zugeständnissen von uns erwartete.
    Trond hob die Hand, und das misstönende Gejammer der Dudelsäcke verstummte endlich. »Auberon, König des Elfenvolkes«, sagte er. Es klang nicht besonders freundlich. Zumindest »Willkommen in meiner Halle» oder etwas Ähnliches hätte ich schon zu hören erwartet, auch wenn der Frieden zwischen unseren Völkern noch immer wacklig und unsicher war. Dass Auberon sich hierher begeben hatte, war ein Zeichen seiner Bemühung um Entspannung zwischen unseren Völkern. Das wenigstens hätte Trond doch mit einem ähnlichen Zeichen seines guten Willens anerkennen müssen.
    Auberon nickte dem Zwergenkönig freundlich zu. »Trond Hammerschlag, König des Zwergenvolkes«, sagte er, Tronds Tonfall imitierend.
    Die Zwergenkrieger, die uns umringten, murrten laut. Ich hörte Ausrufe wie »Frechheit« und »Elfenpack«. Auberon zog eine Braue empor, was seinem Gesicht einen mokanten Ausdruck verlieh, ansonsten regte er keinen Muskel.
    Die beiden Könige maßen sich mit Blicken. Keiner von ihnen gab zu erkennen, dass er gewillt war, das Schweigen zu brechen.
    Ich wechselte erneut das Standbein und verfluchte den kalten, harten Boden unter meinen schmerzenden Füßen.
    Endlich, nach einer weiteren Ewigkeit im kalten Luftzug, der die Halle durchwehte, ließ Trond Hammerschlag seine Mundwinkel um eine Winzigkeit nach oben zucken und neigte beinahe unmerklich den Kopf zum Gruß. »Sei mir willkommen, Auberon«, sagte er, und seine tiefe Stimme, die aus einem imposant breiten

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