Sturm im Elfenland
schüttelte die Erinnerungen ab. Gleich morgen früh würde er mit Alana sprechen. Sie musste erfahren, wie man mit einem Sternenstein umging. Es war dämmrig geworden, er musste länger unter diesem Baum gelegen haben, als er dachte. Ivaylo legte seine Hand auf die glatte Rinde und sagte: »Danke, dass du mich behütet hast.«
Langsam und in Gedanken versunken ging er am Haus des Zwerges vorbei, ohne den Blick vom Weg zu wenden. Deshalb schrak er zusammen, als eine Stimme ihn aus der Nähe leise ansprach: »He, Junge.«
Sverre Eisenhand saß auf der Bank vor seiner Schmiede und hatte einen halb geleerten Humpen neben sich stehen. Er paffte seine Pfeife und nickte Ivaylo auffordernd zu. »Setz dich her«, er klopfte auf den Platz neben sich.
Ivaylo zögerte, spürte dem Zorn nach, der aber tatsächlich aus seinem Gemüt verschwunden war, ohne eine Spur zu hinterlassen, und folgte dann der Einladung.
Sverre musterte ihn eindringlich. Seine buschigen Brauen sträubten sich ein wenig und aus seinem Blick sprach heitere Verwunderung. Ivaylo erwiderte den Blick nicht ohne Sorge.
Sverre schob seine Pfeife von einem in den anderen Mundwinkel, kreuzte die Arme vor der Brust und grunzte behaglich. Elf und Zwerg schwiegen und sahen zu, wie die Dämmerung zur Nacht wurde.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte der Zwerg unvermittelt.
»Was meinst du?« Ivaylo wand sich unbehaglich.
Sverre paffte eine Wolke in die Luft und sah ihr mit zusammengekniffenen Augen nach. »Wie hast du mich dazu gebracht, dem Elfchen einen Sternenstein zu geben?«
Ivaylo sah Sverre mit aller Unschuld an, die er in seinen Blick zu legen vermochte. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Der Zwerg lachte dröhnend und klopfte Ivaylo aufs Knie. »Du kannst vielleicht die kleine Elfe für dumm verkaufen, mein Junge. Mit mir gelingt dir das nicht, habe ich recht?« Er beugte sich vor und griff nach Ivaylos Kehle. Der Junge wich zurück, aber Sverre hatte schon seine Finger um die Kette geschlossen. Er zog den Sternenstein hervor und hielt ihn einige Atemzüge lang fest.
Dann verfinsterte sich Sverres Miene. Er ließ den Stein los, als hätte er sich an ihm verbrannt, und fragte: »Hast du ihn gestohlen?«
Ivaylo schnappte nach Luft. »Nein, natürlich nicht«, erwiderte er empört. »Trond Hammerschlag gab mir den Stein und hat ihn mir mit seinen eigenen Händen umgelegt.«
Sverre schüttelte den Kopf. Seine Pfeife lag vergessen neben ihm auf der Bank. »Warum sollte Trond das getan haben? Er liebt euch Elfen ebenso wenig wie ich.« Sverre spuckte aus. Dann kniff er die Augen zusammen, als würde er in grelles Licht blicken. »Womit wir wieder bei meiner ersten Frage wären: Wie hast du es angestellt, mir den Stein abzuschmeicheln?«
Ivaylo legte schutzsuchend seine Hand über den Sternenstein. »Ich habe ein wenig nachgeholfen«, gab er widerwillig zu.
»Nachgeholfen«, echote der Zwerg mit verblüffter Miene. Einen Moment lang wurde sie leer, als hätte ein Windstoß alle Gefühle aus seinem Gesicht gepustet. Dann schlug sich der Zwerg aufs Knie und brüllte: »Du hast mich mit deiner verfluchten Elfenmagie verhext, du Bengel! Habe ich recht?«
Ivaylo sprang auf. Er war sich sicher, dass er im nächsten Moment die Faust des Zwerges zu spüren bekommen würde.
Aber Sverre überraschte ihn. Er nahm den Bierkrug, grinste und sagte: »Nun setz dich wieder hin. Ich kann dich später immer noch dafür umbringen.«
Unbehaglich ließ sich Ivaylo wieder neben dem Zwerg nieder. Sverre trank den Humpen leer und wischte sich den Mund trocken. »Was hast du mit dem Mädchen vor?«
Ivaylo zuckte die Achseln. »Nichts, warum?«
»Du hast ihr einen bösen Streich gespielt. Ist sie dir so verhasst?«
Der Junge senkte den Kopf. Seine Finger zupften am Stoff seiner Hose, prüften die Dicke, strichen ihn glatt. Er antwortete nicht.
»He«, sagte Sverre erstaunlich sanft, »vielleicht habe ich ja auch nicht recht.« Er stieß Ivaylo an. »Du trägst den Stein ja auch und bist noch bei Verstand. Jedenfalls nehme ich das an.«
Ivaylo seufzte. »Ich dachte, es wäre eine gute Idee«, verteidigte er sich. Es klang wie eine schwache Ausrede, fand er selbst.
»Eine gute Idee.« Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Junge, es war schon keine besonders gute Idee, dir so einen Stein zu geben. Was hat Trond Hammerschlag da nur geritten?« Dann schien es ihm zu dämmern. Er warf Ivaylo einen vorwurfsvollen Blick zu, und Ivaylo räusperte sich unbehaglich.
»Wer hatte
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