Sturm im Elfenland
Der Zauber war schnell ausgeführt, Auberon murmelte einen Dank, und dann folgten wir dem Knappen aus dem Saal und über eine Reihe von Treppen zum Audienzzimmer des Zwergenkönigs.
Kapitel 8
Ivaylo hatte Alana einfach dort stehen lassen, vor Sverres Haus, ohne ihre enttäuschte und gekränkte Miene zu beachten. »Wohin gehst du?«, hatte sie gerufen und »Du musst mir erklären, was das alles bedeutet. Bitte!«
Er konnte nicht mit ihr sprechen. Der Zorn, der in seiner Kehle saß, würgte ihn wie ein böser Dämon, nahm ihm die Luft zum Atmen und ließ ihn die Welt wie durch einen roten Schleier sehen. Er hatte ihn so plötzlich überfallen, dass er durch nichts vorgewarnt worden war.
Alana tat ihm leid, aber er hatte keine Kraft übrig, ihr etwas Besänftigendes, Freundliches zu sagen. Er musste mit seinem Zorndämonen kämpfen, und das tat er besser irgendwo, wo er allein und unbeobachtet war.
Woher war der Dämon so plötzlich gekommen? Gerade noch hatte er sich darüber gefreut, dass Alana einen Sternenstein bekommen hatte und ganz offensichtlich schon gut auf ihn eingestimmt war, da kam es plötzlich über ihn. Seine Hände begannen zu zittern, ihm wurde heiß und dann wieder kalt, das Blut rauschte in seinen Ohren, er hätte jemanden würgen oder schlagen mögen oder etwas zertrümmern ...
Mit einem erstickten Schrei hämmerte er gegen den Baum, unter dessen tief hängenden Ästen er sich verkrochen hatte. Die Fußfessel aus Feensilber, die der Zwerg Sverre trug, war der Grund. Der Sternenstein hing wie ein Mühlstein an seinem Hals. Es war Trond Hammerschlags Zorn, den er spürte und mit dem er nun kämpfen musste.
Ivaylo hechelte wie ein Hund. Er legte sich auf den Rücken und zwang sich dazu, tief und ruhig zu atmen. »Das ist nicht mein Zorn«, sagte er laut. »Geh fort, lass mich los. Ich bin kein Zwerg, ich bin ein Elf!«
Zwergenmagie war dunkel und heiß, wo Elfenmagie hell und kühl war. Ivaylo zitterte vor Hitze und glühte vor Kälte. Der Stein brannte auf seiner Haut. »Das ist nicht mein Zorn«, stöhnte er. Er schloss seine Finger um den Sternenstein und zerrte daran, bis die Kette tief in seinen Nacken einschnitt und er glaubte, seine Knochen knirschen zu hören.
Dann ließ der Sturm nach. Die schwarzen Wolken zerstreuten sich, das weiß glühende Feuer brannte nieder, der Stein lag wieder leicht und kühl in seiner Hand.
Ivaylo stemmte sich auf Hände und Füße und ließ erschöpft den Kopf hängen. Das war der schlimmste Anfall zwergischen Zorns, den er je erlebt hatte. Trond Hammerschlag hatte ihn gewarnt, damals, als er mit dem Stein in der Faust vor Ivaylo stand. »Du bist ein Elf. Ich bin nicht sicher, was dies mit dir anstellen wird. Unsere Magie und eure sind zu unterschiedlich, junger Wolf.«
Ivaylo konnte die ehrliche Sorge in den beherrschten Zügen des Kriegerkönigs erkennen. Er spürte die Hand seines Vaters, die auf seiner Schulter lag und ihn sanft und unerbittlich in Tronds Richtung schob. Es war Farrans Idee gewesen. Seine Rede verfügte über große Überzeugungskunst, die auch hier bei Trond ihre Wirkung nicht verfehlt hatte. Das war Magie, natürlich, was sonst.
Ivaylo schluckte, denn bei der Erinnerung an seinen Vater saßen erneut Trauer und Grimm in seiner Kehle.
Dieses Mal war es sein eigener Zorn, an dem er kaute. Warum hatte er Sverre dazu gebracht, Alana auch einen Sternenstein zu geben? Es war Trond Hammerschlags Name gewesen, der das bewirkt hatte. Und ein wenig Überzeugungskunst, wie sie auch Farran anzuwenden gewusst hatte.
Noch nicht einmal sein Vater hatte ahnen können, welche Wirkung ein so mächtiger Zwergenzauber in der Hand eines Elfen entfaltete. Farran hatte den Stein für sich gewollt, aber Trond Hammerschlag erklärte ihm, dass er schon zu alt war, um einen Sternenstein auf sich einzustimmen. Ein Zwerg erhielt ihn lange vor der Passagefeier, bei der er seine Axt und seinen Namen bekam.
Also war es Ivaylo gewesen, der den Sternenstein bekam. Am Anfang war es ihm leichtgefallen, sich auf den Stein einzustimmen, und Farran hatte vor Stolz geglüht. Aber dann begann das Zwergische gegen das Elfische zu kämpfen ‒ ein Abbild dessen, was in der Welt passierte. Die Zwerge verloren den Krieg (sagten die Elfen), die Elfen zogen sich feige zurück (sagten die Zwerge), und weder Farran noch Ivaylo hatten noch einmal Gelegenheit, den König der Zwerge um Rat zu fragen. Ivaylo und sein Sternenstein mussten sich ohne Hilfe aneinander gewöhnen.
Er
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