Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill,
Vom Netzwerk:
dumpfe Echos zurück. Die Halle war leer, aber durch einen der Gänge, die hierher in die Tiefe führten, kamen Leute.
    Dann fand er sich umringt von düsteren, breitschultrigen Gestalten, die allesamt einen guten Kopf kleiner waren als er. Sie trugen Rüstungen aus derbem Leder und Eisen, Helme, Äxte und Armbrüste, er sah Schwerter, die in abgegriffenen Scheiden steckten, blanke Messer und Morgensterne, Streithämmer, Kusen und Helmbarten. Bei dem Anblick von so vielen auf einem Fleck versammelten Waffen wurde ihm ganz bange.
    Die Blicke, die ihn trafen, waren unfreundlich. »Was willst du, Spitzohr?«, fragte einer der Bärtigen. »Du bist hier nicht erwünscht.«
    Der Kreis zog sich enger um ihn. Er roch die Ausdünstungen der Zwerge, die schwer und dumpf waren. Leder und Rauch, Metall und Stein. Wenn er hätte fliehen können, dann hätte er es jetzt getan. Was wollte er hier? Dies war finsterstes Feindesland, die Halle des Zwergenkönigs in der Kronfeste.
    »Sag schon, was willst du?« Noch enger drängten sich die Leiber um ihn. So klein sie auch waren, die schiere Kraft und dunkle Wut, die von den Zwergenkriegern ausging, nahmen ihm den Atem.
    »Lasst ihn«, übertönte eine Stimme das zornige Grollen der Zwerge. »Er ist mein Gast.«
    Der Kreis öffnete sich für den Sprecher, einen recht groß gewachsenen Zwerg in dunklem Leder. Sein grau melierter Bart war sauber gekämmt und geflochten, vor seinen Schläfen baumelten zwei dünne Zöpfe und er trug weder Helm noch Waffen. Dennoch umgab ihn eine Aura von Gefahr und großer Macht.
    Niemand hatte Ivaylo zuvor gesagt, wie er sich zu benehmen hatte, aber er sank ohne zu zögern auf ein Knie und neigte den Kopf.
    Dann spürte er eine schwere Hand auf seiner Schulter.
    »Steh auf, junger Elf«, sagte Trond Hammerschlag. »Sei willkommen in meiner Halle.«
     
    Ivaylo stöhnte und warf sich herum. So hatte es sich abgespielt und auch wieder nicht. Wo war sein Vater? Er sank wieder unter die Oberfläche des Traumes.
     
    »Du gehörst also zu den Rebellen«, sagte der König. Ivaylo hörte sich die Frage bejahen.
    Das hat er meinen Vater gefragt. Wo ist Farran?
    »Die Feinde meines Feindes sind meine Freunde«, fuhr Trond Hammerschlag mit einem ironischen Lächeln fort. »So heißt es doch, nicht wahr, Elf?«
    »Und die Feinde meines Freundes sind auch meine Feinde«, ergänzte Ivaylo. »Wir haben gute gemeinsame Feinde, König der Zwerge.«
     
    Das hat Farran zu ihm gesagt. Und dann hatte der Zwergenkönig ihm auf den Rücken geschlagen und uns eingeladen, das Mahl mit ihm zu nehmen.
    Rebellen. Er hatte seinen Vater fragen wollen, was Trond Hammerschlag damit gemeint hatte, aber er hatte es vergessen. Der Besuch in der Thronfeste war zu aufregend gewesen. Die Blicke der Zwerge, die während des ganzen Mahles stumm und mit mühsam gezügelter Feindseligkeit auf ihm ruhten, schwer wie Gewichte. Die gedämpfte Unterhaltung zwischen Trond und Farran, von der er unter all dem Essenslärm und den lauten Gesprächen, dem Rufen und Gelächter der Zwergengesellschaft nur Bruchstücke verstehen konnte. Sein Unbehagen, mit dem er aß und trank.
    Er rollte sich zusammen und erstickte ein Stöhnen in seiner Decke. Er stand in einer kleinen Kammer, in der es drückend warm war. Der König stand mit dem Rücken zu ihm vor einem hoch auflodernden Kaminfeuer und hantierte darin herum. Ivaylo hörte die rollenden, grollenden Silben des Gesangs, den er intonierte. Das musste die alte Zwergensprache sein, die nur noch benutzt wurde, um Zauber zu weben und Rituale abzuhalten. Farran hatte ihm davon erzählt. Ivaylos Gedanken schweiften ab, und deshalb überrumpelte ihn der König, als er sich plötzlich umwandte und ihm etwas entgegenhielt. Ivaylo griff danach und schrie auf. Er wollte das Ding fallen lassen, das ihm die Hand versengte, aber es ging nicht. Wie festgebrannt klebte der kleine, rot glühende Stein in seiner Handfläche.
    »Stern und Stein«, intonierte der König. »Stein und Stern. Hitze und Kälte, Feuer und Eis.«
    Der Schmerz in seiner Hand war so groß, dass Ivaylo schwarz vor Augen wurde. Er schmeckte Blut, das von seiner zerbissenen Lippe kam. Er konnte nicht sagen, ob der Stein glühend heiß oder dampfend kalt war ‒ oder gar beides gleichzeitig. Ivaylos Beine gaben unter ihm nach, Hände packten ihn und hielten ihn aufrecht. »Halte nur noch einen Moment durch«, flüsterte jemand in sein Ohr. Farran? Der König?
    Der heiß-kalte Stein wurde mit einem Mal so

Weitere Kostenlose Bücher