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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kinah.
    »Wer weiß?« Jans Stimme klang heiser vor Erregung. »Zurzeit könnte der Sturm noch in jede der beiden Richtungen gelenkt werden.«
    »Die Amerikaner und die Russen haben Korea vollkommen willkürlich am achtunddreißigsten Breitengrad geteilt, wenn ich mich recht entsinne. Wie kann man einen Wirbelsturm so präzise steuern, dass er nur bis zur Landesgrenze Zerstörungen anrichtet?«
    »Das kann man natürlich nicht. Aber man kann den Sturm auf wichtige Städte lenken – wie damals bei Katrina und New Orleans. Und wenn er dabei etwas vom Wege abweicht und auch andere Gebiete trifft, dann sind das eben Kollateralschäden, wie sie in jedem Krieg vorkommen.«
    Kinah drehte sich zu Jan um. »Du meinst doch wohl nicht, dass Katrina von irgendwem geschickt worden ist, um New Orleans zu vernichten, oder?«
    Jan lächelte flüchtig. »Nein, obwohl es einige diesbezügliche Thesen gibt, zum Beispiel von meinem Kollegen Scott Stevens, der allen Ernstes behauptet, Katrina wäre von einer japanischen Wetterwaffe erzeugt worden – als späte Rache für die Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Interessanter ist da schon, dass die EU bereits neunzehn-hundertneunundneunzig in ihrem Bericht über Umwelt, Sicherheit und Außenpolitik die HAARP-Anlage der Amerikaner als ein klimabeeinträchtigendes Waffensystem kritisiert hat. Aber diese Anlage ist ein Witz gegen den Thunderformer. Mit ihm könnte es künftig möglich sein, gezielt einzelne Städte oder ganze Gebiete von der Landkarte zu wischen. Und wenn man das beispielsweise mit New York machen würde …«
    Ein paar Sekunden lang schwieg Kinah betroffen. Dann nickte sie und flüsterte: »Die Folgen wären unvorstellbar. Nicht nur für die acht Millionen Einwohner von New York, sondern für die ganzen USA –und für die Welt.«
    »Abgesehen von all dem menschlichen Leid hätte eine solche Katastrophe auch für die Weltwirtschaft verheerende Konsequenzen«, erklärte Jan. »Sie würde nicht nur einen kleinen Dämpfer erhalten wie nach der Zerstörung der Twin Towers, sondern vollkommen zusammenbrechen. Die Börsen und Finanzmärkte würden im Chaos versinken. Überall auf dem Globus würden Existenzen vernichtet werden und Unruhen ausbrechen. Es würde Jahrzehnte dauern, bis sich die Weltwirtschaft halbwegs von diesem Schlag erholt hätte.«
    »Und deiner Meinung nach könnte all das jederzeit geschehen?«, fragte Kinah erschüttert.
    »Aber ja.« Jan spielte nervös mit der Fernbedienung. »New York bietet seine Flanke fast ungeschützt dem Meer und damit auch den Wassermassen dar, die einem Wirbelsturm unweigerlich folgen. Ganz gleich, ob jemand den Thunderformer einsetzt oder ob ein natürlicher Tsunami gegen die nordamerikanische Küste donnert – New York würde hinweggerissen. Aber jetzt sind wir erst einmal in einem ganz anderen Teil der Erde.« Jan drückte erneut auf die Fernbedienung.
    Der Wirbel im Gelben Meer wurde dichter, drehte sich schneller. Grauweiße Räder nahmen Kurs auf das Festland. »An Land wird jetzt Sturmwarnung ausgegeben«, sagte Jan. »In Südkorea auf europäischem Standard und über alle Medien, in Nordkorea gesteuert durch das verknöcherte Regime, das wie üblich viel zu spät reagiert. Meteorologen auf der ganzen Welt versuchen, die Richtung und Stärke des Sturms vorherzusagen. In Südkorea kommt es zu den ersten Panikreaktionen. Menschen an der Westküste verlassen ihre Häuser und fliehen ins Landesinnere. Einige verschanzen sich in ihren Häusern und weigern sich, ihr Eigentum im Stich zu lassen.«
    Die Farbe des Wirbels begann sich zu verändern, wurde zunehmend grau und im Zentrum fast schwarz. Zugleich drehte er sich schneller und schneller … und dann wechselte er die Richtung.
    »Jetzt nimmt der Sturm Kurs auf den Süden und steigert dabei ständig seine Geschwindigkeit. Die Meteorologen sind ratlos, die Politik ist völlig überfordert. Als der Sturm die Küste trifft, gibt es die ersten Toten. Und dann kommt die Flut. Wassermassen branden gegen Deiche an, wälzen sich durch ungeschütztes Terrain, überfluten Dörfer und Küstenstädte. Währenddessen rast der Wirbelsturm auf Seoul zu. In der Hauptstadt Südkoreas bricht eine Massenpanik aus …«
    Kinah beobachtete den Wirbelsturm wie aus einem hoch fliegenden Satelliten, sah nicht das, was sich am Boden abspielte, sondern nur, wie der Sturm über bewohntes Gebiet fegte und die Hauptstadt erreichte. Wo eben noch keine Wolke die Sicht behindert hatte, waren jetzt tiefschwarze

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