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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kopf zu. Es war nicht vollkommen dunkel auf der Schattenseite der Maschine. Der Suchscheinwerfer des Hubschraubers leuchtete das Heck aus, zauberte dabei durch jeden Spalt hindurch bizarre Lichtmuster und ließ Regentropfen glitzern. Auch Kinahs Gesicht lag nicht völlig im Dunkeln. Zwei oder drei Lichtfinger tasteten über ihr Profil, sodass es wie zerrissen wirkte – ein Spiegelbild des aufgewühlten Zustands ihrer Seele.
    »Es war schrecklich«, sagte sie leise. »Ich … ich habe alles mit angesehen. Dirk hat versucht, ihr zu helfen. Aber er kam zu spät.«
    »Natürlich kam er zu spät!« Biermann wich zurück – vielleicht, um seine Emotionen zu verbergen, vielleicht aus Angst, er könnte die Kontrolle verlieren und sich auf Dirk stürzen. »Er hat sich doch gar nicht wirklich bemüht, sie zu retten!«
    Kinah öffnete den Mund, um zu protestieren, schüttelte dann jedoch den Kopf. Sie schien zu ahnen, dass Widerspruch das Fass endgültig zum Überlaufen bringen konnte.
    »Wir brauchen einen neuen Plan«, schaltete sich Jurij ein. »Selbst wenn das Cockpit verloren ist … Das bedeutet nicht, dass wir nicht mehr an das Maschinengewehr herankommen. Wenn wir es nicht ins Cockpit schleppen, sondern daneben auf der Schattenseite aufbauen, könnten wir den gleichen Effekt erzielen.«
    »Ja«, sagte Rastalocke ein bisschen zu schnell und zu laut. Offenbar wollte er verhindern, dass Biermann doch noch explodierte. »Das müsste gehen. Kommst du mit, Birdie? Du kennst dich mit dem Ding genauso gut aus wie ich. Außerdem brauchen wir zwei Mann, um das Maschinengewehr zu schleppen.«
    »Ich bin auch dabei.« Jurij räusperte sich. »Obwohl ich fürchte, dass ich keine große Hilfe sein werde.«
    »Du solltest besser hierbleiben, alter Mann«, mischte sich Lubaya ein. »Mit deiner Verletzung ist nicht zu spaßen.«
    »Mit mir ist nicht zu spaßen!«, knurrte Jurij. »Erst recht nicht, nachdem die Kerle uns so lange gejagt haben, dass mein Mädchen jetzt schrottreif ist. Das hätten die besser nicht getan. Die mach ich fertig!«
    Kinah beugte sich vor, bis ihr Mund beinahe Dirks Ohr berührte. »Auch das noch«, wisperte sie. »Schon zwei Verrückte, deren Herz voller Rachedurst ist. Das kann nicht gutgehen!«
    »Was meinst du damit?«, flüsterte Dirk zurück.
    »Sie werden alles Mögliche tun, nur nicht, uns bei der Suche nach unseren Kindern helfen. Wenn das so weitergeht, sorgen sie noch dafür, dass wir alle sterben.«
    »Was schlägst du vor?«, fragte Dirk.
    »Hauen wir ab.«
    »Wir sollen abhauen, obwohl das eigentlich unser Kampf ist?« Den letzten Satz hatte er wohl etwas zu laut ausgesprochen, denn Biermann fuhr zu ihm herum und starrte ihn drohend an.
    »Was gibt es da zu tuscheln?«, donnerte er. »Brütet ihr irgendetwas aus?«
    »Nein«, behauptete Dirk, obwohl das natürlich eine glatte Lüge war und er fürchtete, dass man das seiner Stimme auch anhörte.
    »Das will ich hoffen«, fauchte Biermann. »Abgesehen davon: Du kommst mit. Je mehr Männer, desto größer unsere Erfolgsaussichten.«
    »Aber wieso?«, fragte Kinah. »Ihr seid doch genug, um …«
    »Um was?«, unterbrach sie Biermann schroff. »Um uns auf einen Kampf gegen eine bis an die Zähne bewaffnete Hubschrauberbesatzung einzulassen?«
    »Warum tut ihr das?« Kinah deutete auf den Regen. »Es ist eine finstere Nacht, und der Nebel steigt immer höher. Warum verschwinden wir nicht einfach? Bis die merken, dass wir weg sind, sind wir schon über alle Berge!«
    Biermann trat ein Stück vor. Durch die Lücke zwischen der halb abgerissenen Heckflosse und dem Flugzeugrumpf traf ein Lichtstrahl sein Gesicht und seine vor Zorn blitzenden Augen. »Ich will aber nicht verschwinden. Ich will mir diese Kerle vorknöpfen. Ich will hören, wie sie von einer Maschinengewehrsalve zerfetzt werden. Ich will ihre Schmerzensschreie hören, hören, wie sie sich im Todeskampf winden!«
    »Es ist verständlich, dass du Rache willst«, erwiderte Kinah in einem Tonfall, als spräche sie mit einem trotzigen Kleinkind »Aber vergiss nicht, dass wir in der schwächeren Position sind. Ihr habt doch nicht mal genug Munition für dieses verdammte Maschinengewehr!«
    Biermann trat noch einen Schritt auf sie zu. Dirk rechnete damit, dass er Kinah im nächsten Moment packen und schütteln würde, und bereitete sich darauf vor, einzugreifen. »Ja, wir sind in der schwächeren Position. Das war Janette auch, als der Typ mit der Maschinenpistole sie erwischt hat.«
    »Ja, und

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