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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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langsam, aber sicher vor sich hin«, sprach John Dirks heimliche Befürchtung laut aus. »Früher oder später fliegt sie in die Luft. Und wir mit ihr.«
    »Wenn wir dann noch da sind«, warf Kinah ein. »Wieso gehen die das Risiko ein, dass wir ihnen in letzter Sekunde entfliehen? Sie könnten uns doch gleich erledigen.«
    »Natürlich könnten sie das«, sagte Jurij, streckte den Kopf vor und spähte am Heck seiner übel zugerichteten Maschine vorbei zum Hubschrauber hinüber. »Aber dann würde man unsere Körper von Schüssen durchsiebt vorfinden.«
    »Und was würde das für einen Unterschied machen?«, wollte Kinah verärgert wissen.
    »Es gibt auch hier Polizisten und Forensiker, stell dir vor.« Jurijs Stimme war rau wie ein Reibeisen, und seine Bewegungen wirkten eckig, als bereite ihm die Wunde in seinem Oberarm große Schmerzen. »Wenn man uns neben einem explodierten Flugzeugwrack findet, wird man das Ganze sehr schnell als Unfall abtun. Aber wenn wir mit Blei vollgepumpt sind, wird auch der einfältigste Polizist auf die Idee kommen, dass man uns überfallen hat. Und dann wird man nach Schuldigen suchen. Schon alleine deshalb, weil ihr keine Einheimischen, sondern Touristen seid«, brummte Jurij. »Tote Touristen sind schlecht fürs Geschäft. Wenn die Medien Wind davon bekommen, dass devisenstarke Europäer hier nicht nur Opfer von Flugzeugabstürzen, sondern auch abgeknallt werden wie räudige Hunde, tut das diesem Land wirtschaftlich richtig weh.«
    »Und das soll uns schützen?«
    »Nur, solange die Typen im Hubschrauber glauben, dass meine Lisunov uns in den Tod reißt«, antwortete Jurij heiser. »Aber das wird sie nicht tun. Sie hat mich noch nie im Stich gelassen.«
    »Es gibt für alles ein erstes Mal«, sagte Kinah scharf. »Oder hast du vor uns schon mal Passagiere im Stich gelassen?«
    »Wo denkst du hin?« Jurij wich zurück und seufzte. »Tut mir leid, dass ich dich nicht gleich befreit habe, Mädchen. Ich wollte erst nach den anderen sehen.«
    »Das hast du ja sehr ausgiebig getan«, fuhr ihn Kinah an. »In der Zwischenzeit hättest du auch ruhig mal nach mir und Dirk sehen können.«
    »Stimmt. Aber keine Sorge, ich hätte euch schon rechtzeitig rausgeholt. Wir haben nämlich einen Plan.«
    »Einen Plan zum kollektiven Selbstmord, nehme ich an«, schnappte Kinah. »Von einem Angriff auf den Hubschrauber halte ich nämlich gar nichts. Die haben doch alle Trümpfe in der Hand!«
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Biermann. »Wie sieht es im Cockpit aus?«
    »Wieso?«
    »Wenn wir uns durch die Frachtluke an Bord schleichen, kriegen die Typen im Hubschrauber nichts davon mit«, antwortete Jurij anstelle von Biermann. »Dann müssen wir nur noch ins Cockpit – und haben den Hubschrauber im direkten Schussfeld.«
    »Im Patronengurt des Maschinengewehrs stecken noch ein paar Schuss Munition«, ergänzte Rastalocke. »Die Waffe war gar nicht leergeschossen, wie ich zuerst geglaubt habe, sondern hat nur geklemmt. Die kriege ich schon wieder flott. Dann montieren wir sie ab, tragen sie nach vorne – und schon können wir den Typen eine böse Überraschung bereiten!«
    »Toller Plan«, murmelte Dirk. »Vorausgesetzt, ihr habt Asbestanzüge und Sauerstoffmasken. Im Cockpit ist nämlich die Hölle los.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Biermann so angriffslustig, als hätte Dirk ihn gerade übel beleidigt.
    »Das soll heißen, dass wir in letzter Sekunde entkommen sind.«
    Kinah rückte von Biermann ab und näher an Dirk heran. Ihre Hand streifte seinen Oberschenkel, fand seine Hand und umklammerte sie. Dirk hatte keine Ahnung, ob sie damit lediglich auf Biermanns Ausbruch reagierte oder wirklich seine Nähe suchte, doch darauf kam es auch nicht an. Sie verhielt sich so, als wären sie noch – oder wieder – ein Paar, und das war alles, was für ihn zählte.
    Der fürchterliche Regen, der eiskalt auf sie niederprasselte, diese verfahrene, eigentlich ausweglose Situation – gemeinsam mit Kinah war all das viel leichter zu ertragen.
    »Und jetzt muss ich Dirk erst mal verarzten«, fuhr Kinah fort. »Er hat nämlich eine blutende Kopfwunde.«
    »Ja, kümmere dich um seine kleine Kopfwunde«, schnaubte Biermann. »So, wie er sich um Janettes Wunde gekümmert hat, als die Kugel sie erwischte, die eigentlich ihm galt. Hat er Janette vielleicht mit einem Schubs hinausbefördert, damit er ihre Schmerzensschreie nicht mehr hören musste?«
    Dirk spürte, dass Kinah sich versteifte, und wandte ihr den

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