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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte.
    Als Dirk mit dem Kopf aus dem Nebel tauchte, sah er bis auf den hellen Strahl des Suchscheinwerfers erst einmal gar nichts, so heftig klatschte ihm der Regen ins Gesicht. Dann erkannte er den massigen, Wärme abstrahlenden Rumpf, den er zuvor in erster Linie gespürt hatte. Der vordere Teil des Flugzeugwracks glühte wie eine Sankt-Martins-Laterne aus Pappmaschee. Es war ein unheimlicher Anblick. Dirk verstand nicht viel von Flugzeugbau, doch ein derartiges Schmoren und Qualmen war noch bei keiner Flugzeugkatastrophe erwähnt worden, von der er je gehört hatte. Nach seiner bisherigen Erfahrung waren die Maschinen schlicht und einfach explodiert, ehe sie sich so weit hätten aufheizen können, dass ihre Hülle zu glühen begann wie ein Spaceshuttle beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
    Was hatte Jurij gesagt? Sein Mädchen ließ ihn nie im Stich. Dirk konnte nur hoffen, dass das auch diesmal zutraf. Denn sonst mussten sie sich um den feindlichen Kugelhagel keine Sorgen mehr machen.
    Er verscheuchte den Gedanken und nahm im selben Moment eine Bewegung wahr. Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit neben dem Hubschrauber und kam ein Stück auf sie zu. Der Mann mit dem Nachtsichtgerät, der auf sie aufmerksam geworden war?
    Bevor Dirk wieder in Deckung gehen konnte, spürte er, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. Er zuckte zusammen und keuchte leise. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre herumgefahren und hätte dem Kerl hinter ihm aus nächster Nähe die volle Ladung verpasst. Verdammt! Schon unter normalen Umständen hasste er es, erschreckt zu werden.
    »Runter mit dir!«, krächzte Jurij in sein Ohr.
    »Auf die Idee wäre ich auch von selbst gekommen«, zischte Dirk. »Aber meinst du nicht, dass sie dich sowieso schon entdeckt haben?« Er drehte sich halb zu Jurij um.
    »Sollen sie doch«, sagte Jurij ungehalten. »Ein alter, verzweifelter Pilot, den es zu seiner sterbenden Maschine zieht – der lohnt doch keine Kugel mehr.«
    »Insbesondere, weil er und alle anderen Überlebenden gleich in die Luft fliegen.«
    »Das werden wir nicht«, widersprach Jurij heftig. »Auf meine Kleine ist Verlass. Selbst im Angesicht des Todes hält sie zu mir.«
    Etwas knackte. Laut, metallisch, bedrohlich. Dirk wandte langsam den Kopf in Richtung des Hubschraubers. Der Scheinwerferstrahl begann plötzlich zu tanzen, zuckte nach oben, als suche er etwas am Himmel, glitt wieder hinab, streifte den Bug der Lisunov, wanderte dann weiter nach hinten und erhellte das zerstörte Flugzeugheck mit seinem Lichtkegel wie eine Sehenswürdigkeit.
    »Die suchen uns«, flüsterte Jurij. »Und jetzt runter mit dir, Jungchen.«
    »Dirk!«, dröhnte eine Stimme aus der Richtung des Hubschraubers. »Sind Sie das? Und war das vorhin Kinah?«
    Dirk erstarrte. Die Stimme klang blechern, wie aus einem Megafon. Wahrscheinlich benutzte der Sprecher jedoch ein Mikrofon, das über einen Verstärker den Außenlautsprecher des Hubschraubers zum Scheppern brachte. Aber woher kannte der Kerl seinen Namen?
    »Jan!«, schrie Kinah.
    Jan? Jan Olowski, der Mann, den er in der einstürzenden Grotte zurückgelassen hatte? Der hätte tot sein müssen, erschlagen von Tonnen scharfkantigen Gesteins?
    »Kinah!«, tönte es blechern. »Um Himmels willen! Sag deinen Freunden, sie sollen den Unsinn lassen. Sie sollen sich sofort von dem Maschinengewehr zurückziehen!«
    »Also doch«, knurrte Biermann. »Sie haben uns entdeckt. Der Tanz geht los.«
    »Handelt bitte nicht voreilig«, fuhr der Mann fort. »Wir haben nicht die Absicht, euch anzugreifen. Wir wollen nur mit euch reden.«
    »Natürlich«, murmelte Biermann verbittert. »Die hatten bestimmt auch nie die Absicht, Janette umzubringen.«
    »Jetzt werden sie ja sehen, was sie davon haben«, ergänzte Rastalocke.
    »Nicht!«, brüllte Kinah. Dirk bezweifelte, dass sie den kurzen Wortwechsel zwischen den beiden Männern mitbekommen hatte, aber gewiss ahnte sie, was in Biermann und John vorging, und fürchtete ihre Reaktion.
    Dirk teilte ihre Angst.
    »Lasst es sein!«, brach es aus ihm heraus. »Hört auf mit dem Mist!«
    »Munitionsgurt?«, fragte John.
    »Liegt perfekt«, antwortete Biermann knapp. »Also los. Damit uns die Arschlöcher nicht zuvorkommen!«
    »Aufhören!«, brüllten Kinah und Dirk gleichzeitig.
    Dirk hörte die raschen Schritte, mit denen Kinah durch den Regen auf den Hubschrauber zulief. Und dann ganz in der Nähe ein metallisches Klicken.
    Die Kontrahenten machten sich

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