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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kaum sein kann, dass Sie nicht wissen, was uns in diesen entlegenen Winkel der Erde geführt hat.«
    »Was soll ich denn wissen?«
    Ventura wandte sich ab und schüttelte den Kopf. »Rhetorische Spielchen wie zu Zeiten des Kalten Krieges. Sie haben zu viele schlechte Spionagefilme gesehen.«
    Mit dieser Äußerung lag Ventura vollkommen falsch. Dirk hasste Spionagefilme. Er war vielmehr ein Fan harter Actionfilme, in denen es ordentlich krachte. Oder war es zumindest gewesen, denn nachdem er aus nächster Nähe miterlebt hatte, wie ein Hubschrauber explodierte und Biermann und Rastalocke elendig verreckten, würde er sich wohl nie wieder guten Gewissens ein Actionspektakel ansehen können.
    »Na schön, ich weiß etwas«, gab er zu. »Falls Sie auf das anspielen, was Kinah Thunderformer nennt.«
    »Sehen Sie«, sagte Ventura zufrieden. »Jetzt sind wir doch schon mal einen Schritt weiter.«
    »Ich kenne eigentlich nur den Namen«, sagte Dirk. »Und ich weiß, dass das eine Art gigantischer Windmaschine ist.«
    »Windmaschine? Meine Güte, was haben Sie denn für Vorstellungen?« Ventura starrte ihn in gespielter Empörung an. »Das ist keine Windmaschine, sondern die schrecklichste Waffe, die sich Menschen je ausgedacht haben.«
    »Schrecklicher als Wasserstoffbomben, die einen nuklearen Winter auslösen? Schrecklicher als biologische Waffen, die ganze Völker dahinraffen? Schrecklicher als chemische Kampfstoffe …«
    »Nein, vermutlich nicht«, unterbrach Ventura seinen empörten Redefluss. »Nicht schrecklicher. Perverser. Endgültiger.«
    Dirk atmete tief aus. Seine anfängliche Befangenheit verwandelte sich langsam in Wut. »Ist ein nuklearer Winter nicht endgültig genug?«
    »Für uns beide vielleicht«, antwortete Ventura ruhig. »Nicht aber für die Menschheit. Sie würde ihn überleben, auch wenn die Weltbevölkerung sehr dezimiert werden würde. Irgendwann würden ein paar Menschen aus den Bunkern und Höhlen hervorkriechen und von vorne anfangen.«
    »Ich verstehe«, sagte Dirk. »Aber wenn der Thunderformer zuschlägt, kann danach niemand mehr irgendwo hervorkriechen. Deshalb sind Sie hinter ihm her.«
    »So ähnlich«, sagte Ventura.
    »Und trotzdem wollen Sie diese Waffe einsetzen?«
    »Einsetzen?« Venturas Stimme wurde scharf. »Sind Sie verrückt? Meine Auftraggeber wollen diese Waffe ganz gewiss nicht einsetzen. Sie wollen sie vernichten, bevor irgendein wahnsinniger Despot oder Anführer von Selbstmordattentätern sie in die Finger bekommt.«
    Während sich Dirk über den schmalen Pfad quälte, der sie an teilweise verschlammten Geröllfeldern vorbei stetig bergan führte, dachte er über Venturas Äußerung nach. In seinen Ohren klang sie nicht gerade überzeugend. Kinah hatte ebenfalls davon gesprochen, wie gefährlich der Thunderformer sei, wenn auch in einem ganz anderen, eher mythologischen Zusammenhang. Sie hatte von alten Mächten gesprochen, die sich ehrgeiziger und verblendeter Menschen bedienten, um ihr Vernichtungswerk zu vollenden. Doch der Thunderformer war sicherlich nicht die einzige perverse Waffe mit endgültiger Wirkung, wie ihn Ventura beschrieben hatte. In den letzten Jahrzehnten war die Menschheit in diesem Punkt erschreckend kreativ gewesen. Wer sich bewusst machte, welch ungeheure Menge von Massenvernichtungswaffen in Bunkern, Arsenalen und Silos lagerte, konnte nur den Eindruck gewinnen, dass die Menschheit mit fieberhaftem Eifer an ihrer eigenen Ausrottung arbeitete – und keine Götter brauchte, die diesen Prozess beschleunigten.
    »Der Thunderformer entfacht einen Sturm«, sagte Dirk. »Das mag furchtbare Auswirkungen haben – aber doch nur in einem begrenzten Rahmen!«
    Ventura zog die Augenbrauen zusammen. »Ich bin kein Wissenschaftler, aber ich habe das ein oder andere aufgeschnappt. So, wie es aussieht, droht durch den Thunderformer eine Kettenreaktion im Wetterhaushalt – oder wie immer man das nennt. Jedenfalls fürchten unsere Experten, dass es zu einer Klimakatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes kommen könnte, wenn diese Waffe eingesetzt würde.«
    »Nicht kommen könnte, es wird dazu kommen!«, ertönte Olowskis Stimme.
    Offensichtlich hatte er ihr Gespräch gehört und sich ein Stück zurückfallen lassen. Dirk starrte ihn an, registrierte dann plötzlich aus den Augenwinkeln eine Bewegung und zog instinktiv den Kopf ein. Neben ihm tauchte ein Schatten auf, der viel größer und massiger war als Kinahs Vertrauter.
    Es war ein Dämon mit rotglühenden Augen.

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