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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nervös. »Mittlerweile kann man selbst mit Menschen telefonieren, die mitten im Busch stecken. Sie müssen sich nur in der Nähe eines Handymastes befinden …«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach Dirk sie.
    Kinah setzte das Messer wieder an, doch diesmal waren ihre Bewegungen ungelenk, und das kleine Stück, das sie abschnitt, flog in hohem Bogen davon. »Mein Vater wollte nicht, dass ich meinen eigenen Sohn besuche, kannst du dir das vorstellen?«
    »Und ob«, erwiderte Dirk grimmig »Ich kann mir so einiges vorstellen, seitdem ich weiß, dass meine Frau mir sechzehn Jahre lang verschwiegen hat, dass ich einen Sohn habe.«
    Kinah starrte auf das Messer und legte es dann langsam neben sich. »Ja, diese Bemerkung habe ich wohl verdient. Aber das ändert nichts daran, dass Noah unser beider Sohn ist. Und ich bin mir ganz sicher, dass er seine Eltern gerade jetzt braucht.« Mit diesen Worten blickte sie wieder auf und Dirk eindringlich in die Augen.
    Dirk hätte eine ganze Menge dazu sagen können. Er betrachtete die traurigen Überreste des Hasen, das wenige Fleisch und die zweite Keule, die Kinah noch nicht abgetrennt hatte. Wütend riss er an der Keule, brach sie aus dem Gelenk und warf sie zu den anderen Fleischstücken auf den Boden. »Verdammt noch mal, Kinah! Wieso habe ich dauernd das Gefühl, dass du um den heißen Brei herumredest? Hattest du nun Funkkontakt mit deinem Vater oder nicht?«
    »Viel einfacher«, sagte Kinah. »Er hat mich angerufen.«
    »Aha.« Dirk atmete tief aus. »So etwas habe ich mir schon gedacht. Er ruft dich an, und du änderst sofort alle Pläne. Natürlich, ohne mit mir darüber zu sprechen!«
    »Das stimmt nicht, und außerdem übertreibst du«, sagte Kinah, was an sich schon ein Widerspruch war. »Immerhin habe ich bei diesem Telefonat etwas erfahren, das alles viel einfacher macht.«
    »Und?« Dirk konnte nicht verhindern, dass er vor Ungeduld immer lauter wurde. »Das wäre?«
    »Wir müssen gar nicht nach Ruanda. Mein Vater hat … Dinge in Erfahrung gebracht.« Kinahs Miene verfinsterte sich. »Daraufhin hat er etwas getan, was er noch nie in seinem Leben getan hat: Er ist in ein Flugzeug gestiegen.«
    »Hatte er einen angenehmen Flug?«
    »Was?«
    »Ich frage mich, wann du endlich zum Punkt kommst«, herrschte Dirk sie an.
    »Aber das tue ich doch.« Kinah wechselte einen Blick mit Lubaya. »Ich habe Jurij gebeten, uns dahin zu fliegen, wo wir jetzt sind, weil mit ein bisschen Glück inzwischen auch mein Vater und Noah hier angekommen sind.«
    »Dein Vater hat Noah mitgebracht?«
    Kinah nickte.
    »Und wo ist er?«
    »Wie gesagt: mit ein bisschen Glück ganz in der Nähe.«
    Dirk sah sich unwillkürlich um, entdeckte jedoch lediglich Jurij, der aus der Höhle geschlendert kam, den Flachmann und die inzwischen mit Quellwasser gefüllte Wodkaflasche in den Händen.
    »So nah nun auch wieder nicht«, sagte Kinah, die seinen Blick bemerkt hatte.
    Er starrte sie an. »Du hast von Jurij verlangt, den Kurs zu ändern? Warum hast du das mir gegenüber mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt?«
    »Es hat sich einfach nicht ergeben«, verteidigte sich Kinah.
    »Die ganze Geschichte stimmt doch hinten und vorne nicht!« Dirk drehte das Gesicht aus dem Wind, der ihn wie zur Unterstreichung seiner Worte heftig umfauchte. »Wir waren einander im Flugzeug sehr nahe, Kinah – so nahe, dass kein Platz war, uns irgendetwas vorzumachen. Und du weißt ganz genau, wie wichtig meine Kinder für mich sind. Ich will Akuyi wiederhaben, ich will Noah endlich kennenlernen! Wie kannst du mir verschweigen, was du über sie weißt? Wie konntest du mir ein Telefonat mit deinem Vater verheimlichen und hinter meinem Rücken eine Vereinbarung mit Jurij treffen?«
    »Was ist mit mir?« Jurij hatte offensichtlich seinen Namen gehört. Er blieb einen Moment lang unschlüssig vor ihnen stehen und ließ sich dann nieder.
    Dirk ignorierte ihn. Er hatte sich in Rage geredet. »Ganz zu schweigen davon, dass ich dich überhaupt nicht habe telefonieren sehen. Wann soll denn dieses ominöse Telefonat stattgefunden haben?«
    »Während des Luftkampfs«, antwortete Kinah hastig. »Ich habe meinen Vater kaum verstanden. Die Verbindung war schlecht. Außerdem fing das Maschinengewehr an zu rattern. Ich dachte, wir würden jeden Moment abstürzen!«
    »Daran hätte auch nicht viel gefehlt«, sagte Jurij düster. »Und vielleicht wäre das sogar besser gewesen. Dann hätte ich den ganzen Mist wenigstens hinter mir.«
    Kinah warf ihm

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