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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einen schiefen Blick zu. »Ich habe Sie doch ordentlich bezahlt, oder?«
    »Ordentlich bezahlt dafür, dass ich das Atlasgebirge nicht überquere, sondern an seinem Rand entlang Richtung Ägypten fliege«, brummte Jurij.
    Dirk musterte ihn stirnrunzelnd. Ägypten? Das Atlasgebirge nicht überquert? Wovon zum Teufel redete der alte Narr?
    Bevor er eine entsprechende Frage stellen konnte, beugte sich Jurij vor und knurrte: »Aber nicht ordentlich bezahlt dafür, dass meine Maschine zerstört und ausgebrannt ist!«
    »Ein dermaßen altes Flugzeug kann doch nicht mehr so viel wert sein«, sagte Kinah mit einem nervösen Seitenblick auf Dirk. »Wenn diese Sache vorbei ist, finden wir schon eine Lösung.«
    Jurij hielt die Hände vor das Feuer, als würde er trotz der Wärme frieren. Sie zitterten stärker als zuvor an der Quelle. »Ein dermaßen altes Flugzeug gibt es gar nicht mehr, zumindest nicht auf dem freien Markt. Es ist unersetzlich.«
    »Aber es gibt doch …«
    »Schluss damit!«, mischte sich Dirk ein. »Du kannst sicher sein, Jurij, dass wir eine Lösung finden. Aber nicht jetzt. Jetzt geht es erst einmal um ganz andere Dinge. Ich würde zum Beispiel gerne wissen, warum wir Richtung Ägypten geflogen sind!«
    Jurij riss seinen Blick von den im Wind tanzenden Flammen los und sah Dirk direkt an. »Die Frage mag berechtigt sein, trotzdem könnte deine Frau mal in ihren Brustbeutel schauen, ob nicht noch ein paar Scheine darin sind. Nur für alle Fälle. Wir könnten ja getrennt werden. Am Ende stößt einem von uns womöglich sogar etwas zu!«
    »Das lässt sich leider nicht ausschließen«, ertönte plötzlich Venturas Stimme. Dirk schrak beinahe zusammen, beherrschte sich jedoch im letzten Moment und blieb noch ein paar Sekunden lang in unveränderter Haltung sitzen, bevor er sich betont langsam aufrichtete und zu dem Araber umdrehte.
    Ventura stand lässig einige Schritte hinter ihm, die Augen von der Ray-Ban verborgen, auf deren spiegelnder Oberfläche Dirk sich selbst zu erkennen glaubte. Er hatte keine Ahnung, wie lange der Araber ihnen schon zugehört hatte, war sich jedoch ziemlich sicher, woher er gekommen war: von dort, wo sie bei der ersten Suche nach einem Weg von einer Vielzahl vermeintlicher Höhleneingänge genarrt worden waren, die schon nach der nächsten Biegung vor einer Felswand endeten oder gefährlich steil tiefer in das Labyrinth führten.
    »Wir brechen sofort auf«, verkündete Ventura. »Jan und ich haben einen Weg gefunden, der uns in das Tal bringt. In das Tal, in dem unsere Gegner mit dem Thunderformer herumspielen – falls unsere Vermutungen stimmen.« Er zog kaum merklich die Augenbrauen hoch. »Vielleicht finden Sie dort auch Ihre Kinder, Gallwynd.«

Kapitel 33
    Es wäre maßlos untertrieben gewesen, Dirk als übermotiviert zu bezeichnen. Er war körperlich eindeutig in schlechterer Verfassung als Ventura, Karel und Jan, trotzdem drängte er immer wieder danach, sich an die Spitze der kleinen Gruppe zu setzen, und suchte mit den Augen angestrengt sämtliche Winkel ab, die der Lichtstrahl von Karels Gewehrlampe der Dunkelheit entriss. Eine Vielzahl verschiedenster Geräusche drang aus allen Richtungen auf sie ein: das Heulen des Windes, der durch die Gänge fegte und sich an unsichtbaren Felsgraten und -vorsprüngen brach, das unregelmäßige Tropfen von Wasser, ein helles Klicken und Kollern, als ginge irgendwo in diesem gigantischen Höhlensystem ununterbrochen eine kleine Steinlawine nieder, und darüber hinaus noch andere, unheimliche Laute, die Dirk nicht identifizieren konnte. Mitunter meinte er, Stimmen zu hören, vielleicht sogar Schritte und weit entfernt das Rattern einer Maschine. Doch wann immer er stehen blieb, um zu lauschen, vernahm er außer den Geräuschen, die die anderen verursachten, nichts als den Wind, das Wasser und das Kollern von Geröll.
    »Wir sollten mal eine Pause machen«, quengelte Jurij ein ganzes Stück hinter ihm. »Mir geht langsam die Puste aus. Vor allem, weil ich keinen einzigen Schluck Wodka mehr habe, um mich zu stärken!«
    »Wie Sie wollen«, hörte Dirk Ventura antworten, der wie üblich die Nachhut bildete. Die Stimme des Arabers klang eigenartig hohl und hatte ein leises Echo. »Sie können gerne eine Pause einlegen, wenn Sie sich zutrauen, anschließend alleine hier herauszukommen.«
    Jurij quengelte weiter, aber so verhalten, dass Dirk kein Wort verstand. Bis der alte Mann, nachdem sie ein paar Minuten lang in dumpfem Trott in der

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