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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kinah. »Ich habe dir von dem Telefonat mit meinem Vater erzählt, davon, dass er erfahren hat, dass die Experimente von Ruanda hierher verlegt worden sind.«
    Dirk trat so nahe an den Abgrund heran, dass sich kleine Steinchen lösten und hinunterfielen – allerdings nicht sehr tief, denn bereits einen Meter unterhalb der Höhlenöffnung begann der Hang wieder sanft anzusteigen. Weiter oben wurde er immer steiler und war fast so gekrümmt wie eine Halfpipe auf einem Skaterplatz.
    »So klar hast du dich nicht ausgedrückt«, stellte er richtig, ohne Kinah anzusehen. »Aber das scheint ja sowieso nicht mehr deine Stärke zu sein. In deiner Münchener Zeit warst du jedenfalls weitaus präziser.« Nun suchte er doch ihren Blick. »Vielleicht können wir ja dazu zurückkehren. Zu der alten Klarheit, meine ich.«
    Kinah nickte, kam jedoch nicht dazu, zu antworten.
    »Besprechen Sie Ihre Beziehungsprobleme ein anderes Mal«, sagte Ventura. »Momentan haben wir Wichtigeres zu tun. Karel!«
    Boxernase trat einen Schritt vor, sodass Licht auf den Lauf seiner Waffe fiel und zuckende Reflexe darüberhuschen ließ.
    »Du gehst diesmal nicht als Erster. Den Vortritt überlassen wir dem Mann, der sich am liebsten mit Frauen streitet. We send Dirk first.«
    Karel sah auf seine Waffe hinab, lud sie durch und nickte. »Okay, boss. Whatever you want.«
    »Augenblick mal!«, sagte Kinah. »Was soll das denn? Warum soll Dirk als Erster gehen? Er ist ja noch nicht einmal bewaffnet!«
    »Eben«, sagte Ventura. »Seine einzige Waffe ist sein großes Mundwerk. Mit dem er uns allen ja immer wieder zeigt, dass er von nichts eine Ahnung hat. Er ist am ehesten entbehrlich.«
    »Entbehrlich?«, empörte sich Kinah. »Sind Sie verrückt? Dirk ist doch kein Kanonenfutter!«
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, erwiderte Ventura kühl. »Ich gehe nur gerne auf Nummer sicher. Was meinen Sie, was passiert, wenn meine Wenigkeit oder Karel als Erster geht und von einem Scharfschützen abgeknallt wird? Glauben Sie, dass Ihr ach so geliebter Dirk dann wüsste, wie er Sie und die anderen aus der Gefahrenzone bringen könnte?«
    »Aber Sie wissen das, wie?«
    »Ja«, antwortete Ventura knapp. »Und damit Ende der Diskussion. Wir haben einen Job zu erledigen. Wir werden den Thunderformer aufspüren und ihn mitnehmen oder vernichten.«
    Dirk wartete nicht länger ab. Er war also entbehrlich. Na schön. Das hörte er nicht zum ersten Mal in seinem Leben. Für gewöhnlich waren es Frauen, die solchen Unsinn von sich gaben, wenn sie eine Beziehung für erledigt hielten. Jetzt hielt offensichtlich Ventura ihn für so gut wie erledigt. Wenn der sich da mal bloß nicht täuschte.
    Dirk ging in die Hocke, stützte sich mit der linken Hand ab und sprang aus der Höhlenöffnung. Als er auf dem harten, aber rutschigen Untergrund aufkam, fuhr ein scharfer Stich durch seinen Fuß. Er balancierte sich aus, atmete tief durch, hob den Fuß an und ließ ihn ein paar Mal kreisen. Der Schmerz ließ sofort nach. Er hatte sich den Fuß also nicht verstaucht.
    Er drehte sich um und sah zu Ventura empor. »Ich mag in Ihren Augen entbehrlich sein. Aber glauben Sie mir: Für meine Kinder bin ich das nicht. Wenn sie irgendwo hier sind, werde ich alles tun, um sie in Sicherheit zu bringen.«
    Ventura starrte mit regloser Miene auf ihn herab. »Solange Sie mir dabei nicht in die Quere kommen und meine Anweisungen befolgen, soll mir das recht sein.«
    Dirk schüttelte den Kopf. »Nein, Sie verstehen mich nicht. Das reicht mir nicht. Ich möchte, dass Sie mir versprechen – dass Sie mir Ihr Wort geben –, dass Sie alles tun werden, um meine Kinder zu retten, wenn es hart auf hart kommt.«
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Weil Sie sich dann darauf verlassen können, dass ich als Erster überall dorthin gehe, wo es gefährlich wird.«
    ***
    Der Wind war höllisch und zerrte mit tausend Händen an ihm, als wollte er ihn packen und fortschleudern. Dirk kroch auf allen vieren vorwärts, um nicht zum Spielball der unberechenbaren Böen zu werden oder auf dem unsicheren Untergrund den Halt zu verlieren. Das Gemisch aus Geröll, Kies und scharfkantigen Splittern unter seinen Händen und Füßen gab immer wieder nach, und einmal war er bereits ein gutes Stück der Strecke zurückgerutscht, die er gerade mühsam hinter sich gebracht hatte. Dabei war eine kleine Lawine auf Kinah, Ventura und die anderen niedergegangen und hatte zu berechtigtem Protest geführt, sodass er eine neue,

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