Sturm: Roman (German Edition)
Handy und starrte auf das Display.
Anscheinend war Biermann eifersüchtig. Das konnte ja heiter werden. Blieb bloß zu hoffen, dass sie nicht stundenlang in einem Wagen durch die Gegend kutschieren mussten und Biermann ihm mit grundloser Eifersucht das Leben schwer machte, während sich Rastalocke einen Joint nach dem anderen reinzog.
Was ihn zum eigentlichen Grund ihres Treffens im Flughafenrestaurant zurückbrachte.
»Sie haben einen Wagen gemietet?«, fragte er John.
»Oh ja, Mann, und was für eine Kiste!« Rastalocke grinste so breit, dass man ihm eine Banane quer in den Mund hätte schieben können. »Ich habe weder Kosten noch Mühen gescheut, um das geilste Teil zu organisieren, das sich hier am Flughafen auftreiben ließ.«
»Lassen Sie mich raten«, sagte Dirk. »Der Wagen ist mindestens dreißig Jahre alt, wird nur noch von Klebeband zusammengehalten und hat schon vor drei Jahren den Auspuff verloren.«
»Ganz im Gegenteil.« Rastalocke strahlte ihn weiter unbekümmert an, griff zu der Kerze und drückte sie beiläufig mit Daumen und Zeigefinger aus. »Ich würde sagen: Lassen Sie sich einfach überraschen.«
»Etwas anderes bleibt mir wohl kaum übrig.« Dirk starrte erst auf die erloschene Kerze und dann auf Rastalockes rußschwarzen Daumen. Dann schob er den Stuhl zurück und stand auf. »Also los. Sehen wir zu, dass wir Al Afra noch vor Sonnenuntergang erreichen.«
Kapitel 5
So schnell kamen sie doch nicht weg, denn sie mussten noch einmal zur Autovermietung, wo ein Betrag von Dirks Kreditkarte abgebucht wurde, der ihn schwindeln machte. Er hatte immer noch keine Ahnung, was für einen Wagen John gemietet hatte, aber nach dem Tagespreis zu urteilen hätte es ein Ferrari sein können.
»Da ist das Wunderding«, sagte Rastalocke, als sie auf den stickig warmen Hof des Vermieters hinaustraten. Er hielt auf ein wahres Ungetüm von Geländewagen zu, groß wie ein Hummer H2, mit gewaltigen Stoßfängern und getönten Scheiben, eine Angeberkarre sondergleichen, neben der Dirks Pajero wie ein bescheidender Zweitwagen ausgesehen hätte. John klickte auf den elektronischen Öffner, und der Wagen schaltete automatisch die Scheinwerfer ein und begann zu blinken wie die Leuchtreklame an einem Bordell.
Dirk blieb abrupt stehen. »Was um Gottes willen ist das?«
»Ein Roamer«, antwortete John stolz. »Eine Spezialanfertigung auf Basis eines Japsen-Geländeschlittens. Mit dieser Ausstattung gibt es weltweit nur ein paar hundert Stück.«
»Ein paar hundert zu viel«, murmelte Dirk, aber John achtete gar nicht auf ihn. Er eilte zu dem Wagen und riss die Fahrertür auf. »Beheizbare Ledersitze, zwei Klimaanlagen, elektrisch verstellbare Pedale, sämtlicher Schnickschnack einschließlich einer in die Ladefläche integrierten Campingausrüstung, dann noch eine Hochleistungsbremsanlage mit 380 Millimeter großen, gelochten und innenbelüfteten Scheiben und 8-Kolben-Festsätteln an der Vorderachse und …«
»Stopp!«, rief Janette, noch bevor Dirk zu Wort kam, und ließ das Taschentuch sinken, in das sie gerade gespuckt hatte, um damit so heftig an Biermanns Augenbrauen herumzureiben, als wolle sie sie komplett wegrubbeln. »Was soll der Unsinn? Kann der Wagen auch geradeaus fahren oder nur bremsen?«
»Gute Bremsen«, sagte John von oben herab, »sind hier überlebenswichtig. Genauso wie die richtige Power unter der Motorhaube –«
»Als es hieß, dass ich für die Mietwagenkosten aufkommen soll, war aber nicht von einem solchen Ungetüm die Rede«, unterbrach ihn Dirk. »Wenn wir die Kiste morgen wieder zurückgeben können, dann okay. Aber länger als zwei Tage kann ich sie mir nicht leisten.«
»Können schon, oder?« Rastalocke blinzelte ihm vertraulich zu. »Aber Sie wollen wohl nicht. Dabei werden Sie noch sehen, welche Vorteile uns der Wagen bringt.«
»Vor allem dabei, unauffällig in ein kleines marokkanisches Fischerdorf zu fahren.«
»Auch dabei.« John warf einen Beifall heischenden Blick zu Biermann, der ein Stück zurückgeblieben war und mittlerweile selbst seine Augenbrauen bearbeitete – ein Anblick, der fast etwas Obszönes hatte. »Wir spielen einfach autovernarrte Touristen. Eine bessere Tarnung kann ich mir nicht vorstellen.«
»Na, ich weiß nicht«, sagte Janette. »Ein Mittelklassewagen würde uns in dieser Hinsicht deutlich bessere Dienste leisten. Vielleicht sollten wir den Wagen einfach umtauschen.«
»Nichts da!«, sagte Dirk. »Uns läuft die Zeit davon. Wenn wir nicht
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