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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kilometer entfernt. Und wann wir endlich losfahren können! Zur Not auch ohne John.«
    »Das würde ich ungern«, sagte Biermann. »John ist der beste Fahrer, den ich kenne. Und das kann gerade auf den teilweise sehr schlecht ausgebauten Straßen und Pisten hier von entscheidendem Vorteil sein.«
    »Wir wollen doch kein Rennen fahren!«
    »Das wohl kaum.« Biermann begann die Karte umständlich zusammenzufalten. »Aber es kann zu Situationen kommen, in denen wir auf einen erstklassigen Fahrer angewiesen sind. Zumal dieses Al Afra ein ziemlich heißes Pflaster ist. In letzter Zeit hat es sich dem Tourismus geöffnet …«
    »Das interessiert mich nicht.«
    »… und mit den Touristen sind auch ein paar Männer mit nicht ganz astreiner Vergangenheit dort aufgetaucht.«
    »Wovon reden Sie?«, fragte Dirk ungeduldig. Jetzt, da er auf der Karte gesehen hatte, wo Kinah laut Biermann zumindest zeitweilig gewohnt hatte, hielt ihn nichts mehr. »Hat sich etwa die marokkanische Mafia in dem Dorf einquartiert?«
    »Nun ja … etwas in der Art.« Biermann beugte sich vor und ließ die Karte in seiner Tasche verschwinden. »Ich bin mir da nicht ganz sicher. Marokko ist ein prowestliches Königreich, in dem die Gegensätze regieren. Hier wird in großem Stil Hanf angebaut und Haschisch exportiert.« Er zündete sich umständlich eine Zigarette an. »Und trotzdem will die EU eine Freihandelszone mit Marokko gründen.«
    »Das Stichwort hieß Mafia«, sagte Dirk. »Das Zeug, das John raucht, interessiert mich in diesem Zusammenhang einen Scheißdreck.«
    »Um dieses Zeug geht es auch nicht«, beharrte Biermann. »Sondern um organisierte Kriminalität und ihre Ausläufer, die mittlerweile auch Al Afra erreicht haben.«
    »Von mir aus können die dort treiben, was sie wollen«, sagte Dirk heftig. »Ich will jetzt los. Und wenn wir dieses Nest erreicht haben, sehen wir weiter.«
    Biermann starrte an Dirk vorbei in Richtung Tür und grinste plötzlich breit. »Das trifft sich gut. Dort kommen unsere beiden verlorengegangenen Schäfchen.«
    Dirk drehte sich auf seinem Stuhl um. Zuerst sah er nur Rastalocke, der mit ausladenden Schritten und gerunzelter Stirn auf sie zusteuerte. Doch diesem eilte eine große schlanke Frau mit langen blonden Haaren und temperamentvoll blitzenden Augen nach, und zwar so schnell, dass sie ihn eingeholt hatte, als er den Tisch erreichte.
    »Von wegen Schäfchen«, knurrte John, nickte Dirk kurz zu und zog sich einen Stuhl heran. »Was macht ihr eigentlich schon hier?« Seine ausholende Handbewegung ließ die Kerze wild aufflackern und brachte sie fast zum Erlöschen. »Soweit ich mitbekommen habe, stecken die Passagiere eures bilderbuchreifen Flugs noch an der Gepäckausgabe fest.«
    »Du kennst mich ja …« Biermann deutete auf den Platz neben sich. »Hier ist noch ein Platz frei, Janette.«
    Die Angesprochene sah auf Biermann hinab und stemmte die Hände in die Hüften. »Hast du mal wieder der Versuchung nicht widerstehen können, das Schicksal herauszufordern, Birdie? Und wie siehst du überhaupt aus? Bist du in eine Schlägerei geraten?«
    »Nein, nein«, wehrte Biermann ab. »Diesmal bin ich komplett unschuldig. Es war Dirk Gallwynd – das ist übrigens der Typ, der mir mit sauertöpfischem Gesicht gegenübersitzt, und das ist Janette Klein –, der die Götter mit seinem dummen Statistikgeschwafel herausgefordert und damit beinahe eine Katastrophe ausgelöst hat.«
    Janette runzelte die Stirn, und Dirk gleich mit, wenn auch wahrscheinlich aus einem völlig anderen Grund. Er verstand Biermanns plötzliche Wandlung nicht. Eben noch wäre er als finsterer, in die Jahre gekommener Bodyguard durchgegangen oder als rechte Hand eines Gangsterbosses, doch jetzt strahlte er auf einmal eine Jugendlichkeit und Unbekümmertheit aus, die Dirk mehr als befremdlich fand.
    »Statistikgeschwafel, aha«, sagte Janette, während sie sich neben Biermann setzte. »Um welche Art von Statistik handelt es sich denn dabei, Dirk? Ich darf Sie doch Dirk nennen, oder?«
    Dirk nickte automatisch. Janette war eine Frau, die er am liebsten gleich geduzt hätte, während Biermann zu der Sorte Mensch gehörte, für die ein ›Sie‹ gar nicht distanziert genug war. »Wenn ich Sie dafür Janette nennen darf?«
    Janette nickte, und Biermanns unbekümmertes Grinsen erstarb, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Er sah Dirk einen Lidschlag lang beinahe hasserfüllt an, dann hatte er sich wieder in der Gewalt, griff nach seinem

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