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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erklärte Biermann. »Er gilt als einer der sichersten Flughäfen in der Region. Schließlich wurde er absichtlich dreißig Kilometer weit im Landesinneren gebaut, weit weg von den Luftturbulenzen an der Küste.«
    »Das habe ich gemerkt«, sagte Dirk bitter. Dann hob er den Kopf und sah Biermann durchdringend an, wobei er bewusst die verkrusteten Augenbrauen sowie das breite Pflaster ignorierte, das sich quer über dessen Stirn zog, als wolle es die Spur eines Schwertstreichs verbergen. »Woher kommt es eigentlich, dass Sie sich hier so gut auskennen?«
    »Ich war schon oft in Afrika. Daher weiß ich auch, dass viele Flugrouten auf diesem Kontinent in der Hand russischer Piloten sind, die ihre schrottreifen Kisten mit viel Improvisationstalent in der Luft halten – solange es gut geht. Aber häufig geht es nicht gut.« Biermann knallte den Café Latte mit lautem Scheppern auf den Tisch. »All diese Unfälle und Abstürze tauchen wahrscheinlich noch nicht einmal in den Statistiken über Flugzeugunfälle auf, die Sie so leidenschaftlich studieren. Aber sie gehören nun einmal zum schwarzen Kontinent, genau wie die vielen bewaffneten Konflikte, für die sich in Europa kaum jemand interessiert.«
    »Solange Sie nicht vorhaben, mich an Bord einer solchen Maschine zu lotsen, soll es mir recht sein.« Dirk begann ungeduldig die juckende Narbe an seinem rechten Handgelenk zu massieren, die kleine Erinnerung an einen Rattenbiss, die zu ihm gehörte, seitdem er denken konnte. »Also, bevor wir noch mehr Zeit mit sinnlosem Geschwafel verschwenden: Wie kommen wir jetzt weiter? Wo steckt Ihr vorzüglicher Chauffeur? Wollten wir uns nicht hier mit ihm treffen?«
    »Allerdings. Aber warten Sie …« Biermann stellte seine Reisetasche auf den Tisch, zog den Reißverschluss auf und begann, in ihr herumzukramen. »Irgendwo muss doch mein Handy sein.«
    »Vielleicht können Sie mir in der Zwischenzeit eine Frage beantworten«, sagte Dirk scharf. »Wo steckt Akuyi? Und wie finde ich Kinah?«
    »Keine Ahnung, wo Ihre Tochter steckt.« Biermanns lädierter Kopf tauchte fast vollständig in die Tasche ein. Dann hatte er endlich gefunden, was er suchte, und zog das Handy hervor. »Zumindest jetzt noch nicht. Aber mit etwas Glück werden wir noch heute Ihrer Frau gegenüberstehen …« Er schaltete das Handy ein und drückte ein paar Tasten. »Doch dazu brauchen wir einen Wagen. Und den müsste John mittlerweile schon längst gemietet haben.«
    »Wo finden wir Kinah?« Dirk umklammerte sein eigenes Handgelenk, als müsse er sich daran festhalten. »Ich will endlich wissen, wo sie ist, verdammt noch mal!«
    »Ja, gleich.« Biermann warf einen misstrauischen Blick auf das Handy und schüttelte dann den Kopf. »Also, entweder funktioniert hier das Mobilfunknetz nicht richtig, oder John hat sein Handy nicht eingeschaltet.«
    »Kinah interessiert mich im Augenblick weitaus mehr als dieser grasrauchende Autofreak!«
    Biermann sah kurz auf und nickte dann. »Natürlich. Warten Sie …« Er stellte die Tasche wieder unter den Tisch, legte das Handy beiseite und deutete mit dem Zeigefinger auf die Karte. »Hier ist Casablanca. Und hier ungefähr …« – er fuhr die Küstenregion entlang, bis er an einem Punkt kurz unterhalb von Casablanca angekommen war –»dürfte Ihre Frau ein zweites Zuhause gefunden haben.«
    Ein zweites Zuhause … Das saß. Dirk kratzte derart fest über das Andenken an die Ratte, dass es wehtat.
    »Es kann natürlich sein, dass Ihre Frau im Augenblick nicht da ist. Aber dann werden wir Menschen treffen, die sie kennen und uns weiterhelfen können.«
    »Wie zum Beispiel diesen Ventura!«
    »Das will ich nicht hoffen.« Biermann beugte sich ein Stück vor, eine Bewegung, die den Zipfel seiner Krawatte wie einen rot-grünen Blitz über die Karte fegen ließ. »Aber ich kann Sie wenigstens in einer Hinsicht beruhigen: Im Zusammenhang mit Al Afra bin ich nicht auf den Namen Ventura gestoßen.«
    »Al Afra?«
    »So heißt das Fischerdorf, in dem Kinah nach meinen Informationen während der Musikproduktion gewohnt hat.« Biermann zog seine Krawatte beiseite, bevor sie unangenehme Bekanntschaft mit der Kerze machen konnte. »Das bedeutet aber nicht, dass sich dort auch das Studio befindet. Es könnte durchaus auch in Casablanca oder im Hinterland sein.«
    Dirk überging den Einwand mit einer Handbewegung. »Das ist doch alles nebensächlich. Mich interessiert im Augenblick nur, dass sie womöglich hier ist … oder wenige

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