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Sturm: Roman (German Edition)

Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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alle umbringen?«
    »Nein, ganz sicher nicht.« Janettes Stimme klang wie das Fauchen einer Katze. »Aber ich halte es für kompletten Schwachsinn, jetzt einfach so durch die Nacht zu fahren.«
    »Wir fahren ja nicht einfach so durch die Nacht«, widersprach Biermann und faltete raschelnd die Straßenkarte zusammen. »Ich will einfach nur einen Platz finden, wo wir uns ungestört ausruhen können.«
    »Ach ja?« Janette klopfte ungeduldig auf das Lenkrad und starrte den neben ihr sitzenden Biermann wütend an. »Schon mal was von einem Café gehört?«
    »Ja«, brummte der stämmige Mann. »Und auch schon mal Ventura in einem Café gesehen.«
    »Mach dich nicht lächerlich!«, zischte Janette. »Mr. Schniegelmann kann schließlich nicht überall sein, und er hat auch keine fünftausend Zwillingsbrüder, die landauf, landab in jeder Hotelbar und jedem Café sitzen. Also schau in die blöde Karte und sag mir, wo wir es uns für ein paar Stunden gemütlich machen können.«
    Biermann seufzte. »Ich habe dir doch erklärt, warum wir uns hier nirgends sehen lassen sollten.«
    »Du hast versucht, es mir zu erklären«, widersprach Janette finster. »Aber das ist doch Blödsinn!«
    »Birdie hat recht«, mischte sich John ein. »Wir sollten uns so bedeckt halten wie möglich.« Er kletterte über die Rückenlehne, ließ sich neben Dirk auf den Ledersitz fallen und fummelte mit etwas herum, das Dirk ein erstauntes Keuchen entlockte. »In Deutschland braucht man für so etwas einen Waffenschein, und hier liegt sie einfach bei der Campingausrüstung.«
    »Eine Pistole?«, ächzte Dirk. »Gehört die in Marokko etwa zur Grundausstattung eines Geländewagens?«
    »Das ist eine ganz spezielle Pistole«, antwortete John. »Und zwar eine Signalpistole.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Rastalocke zuckte mit den Schultern. »Eigentlich ist so ein Ding für Segler gedacht, die in Seenot geraten. Aber wenn man irgendwo in der Wüste liegen bleibt, kann es natürlich auch sehr nützlich sein. Und deswegen wird es wohl mit in die Roamer-Ausrüstung gepackt.«
    »Ich weiß nicht …« Dirk ließ den Blätterstapel sinken. »Mit so etwas kann man sich doch nicht auf ein Feuergefecht einlassen!«
    »Das haben wir ja auch nicht vor«, sagte Biermann. »Aber Signalpistole gegen Schrotflinte ist gar nicht mal so schlecht. Natürlich nur, um ein Gleichgewicht der Kräfte herzustellen, nicht, um sich gegenseitig Löcher in den Pelz zu brennen.«
    »Was man mit dem Ding aber durchaus könnte«, warf Rastalocke ein. »Und wenn der Typ noch einmal auf Janette schießt –«
    »Wirst du den Teufel tun und zurückschießen, wenn er wieder absichtlich danebenzielt.« Biermann fuhr in seinem Sitz herum und starrte John eindringlich an. »Hast du verstanden?«
    »Natürlich. Ich meine ja nur …«
    »Keine Bruce-Willis-Nummer, ja?«, sagte Biermann scharf. »Ganz abgesehen davon wird der Typ keine Gelegenheit mehr bekommen, auf Janette zu schießen. Bei solchen Aktionen bleibt sie ab sofort im Auto.«
    »Einen Teufel werd ich!«, protestierte Janette. »Wenn ihr drei euren Spaß habt, will ich auch dabei sein.«
    »Keine Chance.« Biermann wandte sich zu ihr. »Ich habe auf der Karte einen kleinen Seitenweg entdeckt, oberhalb der Felsdurchfahrt, die zu den Bungalows führt. Dort wartest du auf uns. Und falls etwas Unvorhergesehenes passiert, piepse ich dich kurz per Handy an. Dann kannst du uns raushauen.«
    »Ausgerechnet Janette soll uns raushauen?« Rastalocke wiegte abschätzig den Kopf. »Na, ich weiß nicht …«
    »Bleib du doch im Auto, Süßer«, sagte Janette bissig. »Und ich begleite die Herren zur Schatzsuche in die Grotte.«
    »Von wegen!«, schimpfte Rastalocke. »Warum habe ich dich wohl überhaupt ans Steuer gelassen, he?«
    »Damit sich Janette schon mal mit dem Wagen vertraut machen kann«, antwortete Biermann an ihrer Stelle. »Und jetzt Schluss mit der Diskussion. Wir warten bis Mitternacht, dann fahren wir wieder zurück.«
    »Bis dahin habe ich das hier hoffentlich durchgelesen«, sagte Dirk und hielt den Papierstapel hoch. »Ich könnte allerdings ein bisschen Hilfe gebrauchen, bis jetzt habe ich nämlich noch kein einziges deutsches Wort entdeckt.«
    »Aber Sie sind sicher, dass es die Handschrift Ihrer Frau ist?«
    »Ja, ich bin sicher«, antwortete Dirk heftig. »Auch wenn ich nur die französischen Songtexte einigermaßen kapiere …«
    »Sie können Französisch?«, fragte Janette überrascht.
    »Keine Spur.« Dirk lächelte.

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