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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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Weise austoben zu können. Auf diese Gelegenheit habe ich seit ein paar Stunden gewartet."
    Nun konnte Jessica ein Lächeln nicht unterdrücken. „Ich verstehe", murmelte sie, „und bedaure es."
    „Das ist nicht nötig." Richard zuckte mit den Schultern. „Ich ... ich hätte heute nicht so herumschreien sollen. Aber die vielen Leute im Haus gehen mir auf die Nerven."
    „Es ist mir sehr unangenehm, dass Sie diesen Auftritt beobachtet haben."
    „Machen Sie sich doch darüber keine Gedanken. Ich hätte den Kerl gleich hinauswerfen sollen, als Sie mir sagten, wer er ist. Glauben Sie, er könnte der Eindringling sein?" fügte er mit hoffnungsvoller Miene hinzu.
    „Da muss ich Sie leider enttäuschen", erwiderte Jessica lachend. „Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Mr. Talbot den Mut dazu hätte. Warum sollte er in Ihrem Arbeitszimmer herumschleichen? Um etwas zu stehlen? Er ist zwar kein überaus vermögender Mann, aber er hat alles, was er zu einem angenehmen Leben braucht."
    „Ich glaube auch, dass er für ein solches Unternehmen zu einfältig ist", sagte Richard bedauernd.
    „Zu einfältig", wiederholte Jessica amüsiert. „Sind Sie da nicht ein wenig zu streng mit ihm? Sie kennen ihn doch gar nicht."
    „Ich muss ihn gar nicht näher kennen. Seine Dummheit liegt doch auf der Hand. Aus Angst vor einem Skandal hat er die Verlobung mit Ihnen gelöst. Nur ein Schwachkopf kann so etwas tun."
    Mit betonter Verwunderung zog Jessica die Augenbrauen hoch. „Ich hätte nie vermutet, dass Sie einen Mann als Schwachkopf bezeichnen, der sich von mir trennt. Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich in Ihren Augen doch der größte Plagegeist, der Ihnen je begegnet ist."
    „Ach, fangen Sie doch nicht an, mich mit meinen eigenen Worten schlagen zu wollen", erwiderte Richard in gespielt strengem Ton. „Sie bereiten wirklich ungeheuren Ärger. Aber Sie sind auch schön und leidenschaftlich." Als ihn ungewollt die Erinnerung an die vergangene Nacht durchströmte, hielt er inne. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und seine Augen wurden dunkel vor Erregung. Hastig wandte er den Blick ab.
    Doch Jessica hatte den Ausdruck in seinen Augen bereits bemerkt, und eine Glutwelle erfasste sie dabei. „Er strebte eine Karriere in der Armee an", sagte sie tonlos. „Und er konnte es sich deshalb nicht erlauben, Familienbande an einen in Unehren entlassenen Offizier zu knüpfen."
    „Jeder Mann, der seine Karriere über die Liebe einer Frau stellt, ist ein Narr", widersprach Richard, „denn alles andere ist ein Nichts daneben." Noch immer vermied er es, Jessica anzusehen. „Offensichtlich hat er es inzwischen auch bereut."
    „Das weiß ich nicht. Diese Angelegenheit verwirrt mich, Erlich gesagt, etwas. Ich habe ihn schließlich zehn Jahre nicht mehr gesehen, und ich kann eigentlich nicht glauben, dass er sein Verhalten die ganze Zeit bereut hat. Warum hat er sich dann nicht früher mit mir in Verbindung gesetzt?" gleichgültig hob Jessica die Schulter. „Vielleicht langweilt er sich nur, weil er nichts zu tun hat und mit lauter fremden Menschen zusammen ist."
    „Aha, und deshalb versucht er, eine Dame zu kompromittieren?" fuhr Richard auf. „Ihre Zuneigung wiederzugewinnen? Alles aus Langeweile? Wenn dem so ist, hätten Sie mich nicht zurückhalten sollen."
    „Ich sagte ja, dass ich es nicht genau weiß. Aber es fällt mir eben schwer zu glauben, dass er mich immer noch liebt." Jessica streifte Richard mit einem raschen Blick, bevor sie hinzufügte: „Er ist ein ganz anderer Mensch als Sie."
    „Besten Dank. Ich würde es auch nicht besonders schätzen, mit Talbot auf eine Stufe gestellt zu werden. Er ist ein Wurm."
    „Gewiss", erwiderte Jessica mit einem leichten Lächeln. „Aber ich meinte eigentlich, dass er kein Mann von tiefen Gefühlen ist und von ... von Redlichkeit."
    Ihre Worte taten Richard gut, denn er hatte sich den ganzen Tag über eigentlich nicht als einen redlichen Menschen mit tiefen Gefühlen gesehen, sondern vielmehr als einen Mann voller nackter Begierde, schuldbeladen und treulos. Die Achtung in Jessicas Ton war sehr tröstlich für ihn - aber auch erregend, wie neuerdings alles, was mit ihr zusammenhing. „Ich danke Ihnen", sagte er steif. Jahrelang hatte er sich von der Welt ausgeschlossen gefühlt, und nun auf einmal schien es ihm, als sei er fast zu lebensvoll, offen für jede Freude und jeden Schmerz.
    „Ich kann mich nicht mehr genau an den Skandal um Ihren Vater erinnern, zumindest nicht

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