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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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im Einzelnen", sagte er, weniger aus Neugier als aus dem Wunsch heraus, das Thema zu wechseln.
    Jessica zögerte und sah ihn unsicher an. Die wenigen Menschen, die früher mit ihr über diese Angelegenheit gesprochen hatten, taten es immer aus Sensationslust. Sie wollten Stoff für ihre Klatschgeschichten haben und weideten sich an ihrem Kummer. Cleybourne aber machte den Eindruck ehrlicher Anteilnahme. Sie schluckte heftig, denn ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. „Ich ...", begann sie und musste dann erst noch einmal tief Atem holen. „Die Sache war sehr unklar. Ich weiß nur, dass er aus der Armee ausgestoßen worden ist, aber niemand sagte mir, warum. Natürlich drangen Gerüchte zu mir. Sie besagten, er sei in hochverräterische Aktivitäten verwickelt gewesen."
    Mit blitzenden Augen schüttelte sie den Kopf. „Aber das glaube ich nicht! Ich weiß, dass er nie etwas getan hätte, was seinem Vaterland zum Schaden gereichen würde.
    Er war Soldat durch und durch - ehrlich und treu, und er hätte England bis zum letzten Blutstropfen verteidigt." Mit einer heftigen Bewegung wischte sie sich über die Augen: „Ich habe ihn mehrmals gefragt, aber er hat mir nie gesagt, was man ihm vorgeworfen hat. Die Leute erzählten sich die schlimmsten Sachen, und ich war sehr wütend darüber. Ich wollte, dass er die Gründe aufdeckt und beweist, dass er kein Verräter ist - dass er nichts Schlechtes getan hat. Er schwor mir auch, dass er weder die Armee noch England verraten habe und dass es ihm sehr wehtue, mir Schmerz zugefügt zu haben. Und er sah dabei so traurig und so betroffen aus, dass ich aufhörte, ihn zu bedrängen. Ich sagte ihm stattdessen, dass ich ihm glaube und vertraue -, und das tue ich auch heute noch. Ich weiß, dass er schuldlos ist. Es war ein Irrtum. Es musste ein Irrtum gewesen sein."
    Jessica hielt inne, weil ihr die Stimme vor Erregung versagte. Tröstend legte Richard seine Hand auf ihre Schulter. Diese Geste des Mitgefühls aber war zu viel für Jessica. Nun konnte sie die Tränen nicht mehr länger zurückhalten, so sehr sie sich auch bemühte. Ihr Körper wurde von wildem Schluchzen geschüttelt, durch das sich ihr lange zurückgehaltener Kummer endlich Bahn brach.
    „Jessica ..." Impulsiv nahm Richard sie in den Arm und drückte sie sanft an sich. Sie presste ihr Gesicht an seine Brust und ließ den Tränen freien Lauf.
    Das tröstliche Gefühl seiner Nähe und seiner Wärme ließ ihre Gemütsbewegung nach und nach abklingen. Erschöpft von ihrem Tränenausbruch, verharrte sie noch eine Weile an ihn gelehnt, gestützt von seiner Kraft und umgeben von seiner Fürsorge.
    Schließlich löste sie sich wieder von ihm, wischte mit den Fingerspitzen die letzten Tränenspuren aus den Augenwinkeln und sagte, beschämt von ihrer Schwäche: „Verzeihen Sie bitte. Es war sehr unvernünftig von mir."
    „Nein, das war es ganz und gar nicht. Es gibt überhaupt keinen Grund, sich zu entschuldigen."
    Aber Jessica schüttelte nur den Kopf, ohne Richard anzusehen. Sie wusste, dass es ein Fehler gewesen war, sich dem Gefühl von Sicherheit und Ruhe in seinen Armen hinzugehen. Natürlich war er sehr freundlich zu ihr gewesen. Doch es wäre unsinnig, sich auch weiterhin auf ihn zu verlassen, genauso wie es Torheit gewesen war, in der vergangenen Nacht seinen lustvollen Zärtlichkeiten nachzugeben.
    „Es liegt ja so lange zurück", murmelte sie, während sie über ihr Haar strich, den Kragen ihres Kleides zurechtzog und unsichtbare Stäubchen von ihrem Rock schüttelte, um Zeit zu gewinnen und sich wieder sammeln zu können. End-I ich fand sie den Mut, Cleybourne in die Augen zu blicken. „Ich sollte nicht so töricht sein und immer wieder daran denken", sagte sie gefasst. „Und es gehört sich auch nicht, dass ich Sie mit diesen alten Geschichten belästige."
    „Sie haben mich nicht be... "
    „Ich bin sehr müde", unterbrach sie Cleybourne hastig. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen könnten, würde ich mich gern in mein Zimmer zurückziehen."
    Richard streifte sie mit einem unwilligen Blick, machte dann aber eine höfliche Verbeugung. „Selbstverständlich, wie Sie wünschen, Miss Maitland."
    Wortlos wandte Jessica sich um und verließ den Raum. Von Schritt zu Schritt wurde ihr Gang schneller, und als sie den Flur erreicht hatte, der zu ihrem Zimmer führte, rannte sie fast. Atemlos schloss sie die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Ja, sie war gerannt. Sie war weggelaufen vor einer Gefahr,

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