Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
Doch dann sagte sie sich, dass es wohl kaum möglich sein würde, den unwillkommenen Gästen in den nächsten Tagen immer aus dem Wege zu gehen. Wenn sie jetzt nicht hinuntergingen, liefen sie Gefahr, dass Vesey plötzlich im Kinderzimmer erscheinen würde, um Gaby zu begrüßen. Das jedoch musste um jeden Preis verhindert werden, denn dort hatte sie nicht die Möglichkeit, das Mädchen jederzeit an die Hand zu nehmen und zu gehen. So erhob sie sich denn widerwillig und machte sich mit Gabriela auf den Weg in den Blauen Salon.
    Zu ihrer Erleichterung tauchte wenige Augenblicke später auch der Hausherr dort auf. Offensichtlich hatte Baxter ihm von ihrem Besuch bei dem Ehepaar Vesey berichtet.
    Mit kühler Miene sah er sich im Zimmer um, und Vesey, der gerade dabei war, näher an Gaby heranzurücken, sank erschrocken in seinen Stuhl zurück. Jessica warf Cleybourne einen trotzigen Blick zu, während Gabriela ängstlich auf dem Sofa hockte und nicht wagte, den Kopf zu heben. Mit spöttischem Vergnügen beobachtete Leona die Reaktion der anderen Anwesenden, lächelte dann dem Hausherrn vertraulich zu und veränderte dabei ihre Lage auf der Chaiselongue noch ein wenig zu ihren Gunsten.
    „Richard", sagte sie mit einer aufreizend kehligen Stimme, „was sind Sie doch für ein ungezogener Junge, mich den ganzen Tag über allein zu lassen."
    „Das kann man doch wohl kaum ,allein' nennen", erwiderte Cleybourne, während er von einem zum anderen blickte. „Miss Maitland, Gabriela, Vesey."
    Während seiner Worte zupfte Gaby ihre Gouvernante schüchtern am Ärmel und fragte leise: „Darf ich mich jetzt entschuldigen? Ich möchte gern meine Lektion beenden."
    „Aber selbstverständlich, mein Liebling."
    Als das Mädchen hastig aufsprang und aus dem Zimmer lief, erhob sich auch Jessica. „Ich sollte jetzt auch gehen. Bitte, entschuldigen Sie mich."
    „Nein, nein, warten Sie." Cleybourne schnitt ihr den Weg ab. „Bleiben Sie. Ich, eh ...
    Ich möchte mit Miss Carstairs reden."
    Überrascht starrte Jessica ihn an und fand in ihrer Verwirrung keine passende Antwort. Wortlos setzte sie sich wieder hin.
    Der Duke aber eilte dem Mädchen nach und holte es am Fuße der Treppe ein. „Miss Car... Gabriela! Warte doch."
    Wie erstarrt blieb Gabriela stehen, den Fuß bereits auf der untersten Stufe. Doch dann entsann sie sich ihrer guten Erziehung, wandte sich um und machte einen Knicks. „Sie wünschen, Euer Gnaden?"
    „Es schien mir, als hättest du den Raum wegen mir verlassen", begann Cleybourne zögernd.
    „War das unhöflich? Dann tut es mir Leid." Unsicher sah Gaby zu ihm auf. „Ich wollte das nicht. Ich dachte nur, meine Anwesenheit wäre Ihnen unangenehm."
    „Das hatte ich befürchtet", seufzte der Duke bekümmert. „Und ich bedaure sehr, dass ich einen solchen Eindruck bei dir hervorgerufen habe." Er schwieg eine Weile und fügte dann ein wenig steif hinzu: „Ich bin dir nachgelaufen, um mich deshalb bei dir zu entschuldigen."
    „Wirklich?" rief Gabriela erstaunt.
    „Ja. Ja, es ist mir klar geworden, dass ich mich heute Morgen sehr unfreundlich dir gegenüber benommen habe. Aber ich war so überrascht, dich zu sehen, und wusste nicht, was ich sagen sollte. Seitdem habe ich darüber nachgedacht und bin dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass ich dir ja irgendwie wie ein Ungeheuer vorkommen muss."
    „Oh nein, keineswegs", versicherte Gabriela eifrig. „Zuerst habe ich allerdings geglaubt, dass Sie mich nicht mögen. Aber dann hat mir Miss Jessica alles erklärt." Also das ist ihr Name - Jessica. Er passte zu ihr. Jessica. Vergeblich versuchte der Duke, diesen Namen wieder aus seinem Gedächtnis zu tilgen.
    „Ja, hat sie das? Und was hat Miss Jessica dir erzählt?"
    „Sie sagte mir, dass Sie mich weggeben wollen, weil es das Beste für mich wäre -dass mein Vormund ein verheirateter Mann sein sollte, dessen Frau mich dann in die Gesellschaft einführen könnte."
    „Genauso ist es." Erleichtert seufzte Cleybourne, während er sich zugleich darüber wunderte, dass sich die Gouvernante seine Argumente zu Eigen gemacht hatte. „Du brauchst eine Frau an deiner Seite, wenn du erwachsen wirst."
    Verstohlen musterte er das Mädchen. Bisher hatte er nur flüchtige Blicke aus der Ferne auf Gabriela geworfen, denn er wollte sie ja gar nicht sehen. Doch nun konnte er seine Augen nicht mehr von ihr abwenden.
    Sie war älter, als Alana jetzt wäre. Seine eigene Tochter würde jetzt fast sieben sein -also ungefähr halb so alt

Weitere Kostenlose Bücher