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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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abnehmen?"
    „Danke", erwiderte die Dame freundlich, ließ den Mantel von den Schultern gleiten und übergab ihn dem Diener. Das smaragdgrüne Kleid, das darunter zum Vorschein gekommen war, betonte die Farbe ihrer Augen auf eine sehr attraktive Weise.
    Mit einer Stimme, die so kalt und farblos war wie die letzten winterlichen Blätter an den Bäumen, wandte sie sich nun an die malerisch hingebettete Leona. „Nun, Lady Vesey, ich muss schon sagen, dass es keine geringe Überraschung für mich ist, Sie hier zu finden." Dann streifte sie den dazugehörigen Ehemann mit einem gleichgültigen Blick und nickte kurz. „Lord Vesey."
    Schließlich drehte sie sich auch zu Jessica um. „Guten Tag. Ich bin Lady Rachel Westhampton, die Schwägerin des Duke", erklärte sie betont sachlich.
    „Sehr erfreut. Ich bin Jessica Maitland."
    „Sie ist die Gouvernante." Lady Vesey rümpfte bei diesen Worten die Nase.
    „Eine Gouvernante?" fragte Lady Westhampton erstaunt.
    „Ja, mein Zögling ist das Mündel des Duke", erwiderte Jessica.
    Ein wenig ratlos blickte die Besucherin auf Lady Vesey. Leona zuckte mit den Schultern. „Das ist in der Tat so. Im Übrigen ist das Mädchen eine entfernte Verwandte von Lord Vesey."
    „Aha, ich verstehe", behauptete Rachel, obwohl man ihrem Ton deutlich anmerkte, dass das genaue Gegenteil der Fall war. „Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen, Miss Maitland, wenngleich ich ein wenig überrascht bin, wie ich gestehen muss. Richard hat mir nie erzählt, dass er ein Mündel hat."
    „Ich danke Ihnen. Ich fühle mich sehr geehrt. Der Duke hat Sie mir gegenüber bereits mit größter Hochachtung erwähnt, und Miss Carstairs, mein Zögling, steht erst seit wenigen Tagen unter seiner Vormundschaft."
    „Dann ist er also nach Cleybourne Castle gekommen, um sein Mündel in Empfang zu nehmen." Lady Westhampton schien etwas erleichtert zu sein. „Er hatte mir geschrieben, dass er wieder dorthin zurückgehen wolle, aber keinen Grund dafür angegeben."
    „Er hatte uns ja eigentlich gar nicht erwartet", warf Jessica ein. „Er war ein enger Freund von Miss Carstairs' Vater, der aber leider verstorben ist."
    „Oh, heißt das, die Kleine ist Roddy Carstairs' Tochter?"
    „Ja."
    „Aber Roddy ist doch schon seit Jahren tot."
    „Das ist richtig. Als Gabrielas Eltern starben, wurde sie zunächst in die Vormundschaft ihres Großonkels, General Streathern, gegeben. Für den Fall, dass der alte Herr dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen sein sollte oder ebenfalls das Zeitliche segnete, war dann der Duke als Vormund vorgesehen."
    „Aha."
    „Seit sechs Jahren bin ich im Hause General Streatherns Gabrielas Gouvernante. Bedauerlicherweise ist der General vor wenigen Tagen in die Ewigkeit abberufen worden."
    „Oh, das tut mir Leid." Lady Westhampton ging zum Sofa und nahm neben Jessica Platz. „Das arme Kind."
    Jessica nickte freundlich. Die unerwartete Besucherin wurde ihr allmählich sympathisch. „Es war in der Tat eine harte Zeit für die Kleine. General Streathern stand ihr so nahe wie ein leiblicher Großvater." Ausführlich berichtete sie von dem letzten Willen des Verstorbenen und seinem ausdrücklichen Wunsch, Gabriela so schnell wie möglich der Obhut des Duke zu übergeben.
    „Richard ist also jetzt ihr Vormund." Rachel machte einen zufriedenen Eindruck. „Ich glaube, das wird sehr gut für ihn sein."
    „Ich hoffe es auch", murmelte Jessica unschlüssig.
    Einen Augenblick lang stutzte Lady Westhampton bei diesem zweifelnden Ton, wandte sich dann jedoch wieder den übrigen Anwesenden zu. „Dann ... dann sind Sie wohl alle vier zusammen hierher gefahren?"
    Leona schniefte sehr wenig damenhaft. „Keineswegs. Wir sind natürlich in unserer eigenen Kutsche gekommen."
    „Wir hatten uns verfahren und endeten schließlich hier in Cleybourne Castle", ergänzte Lord Vesey.
    „Ja, das war ein erstaunlicher Zufall", fügte Jessica hinzu.
    „Das scheint mir auch so."
    „Und heute Morgen ist Lady Vesey die Treppe hinuntergefallen und hat sich den Knöchel verletzt", berichtete Jessica weiter.
    „Deshalb mussten wir natürlich noch hier bleiben", mischte Vesey sich ein. „Die arme Leona konnte doch in ihrem bedauernswerten Zustand nicht reisen." „Zweifellos." Entgegen ihrer Behauptung warf Lady Westhampton einen misstrauischen Blick auf Leonas zur Schau gestellten Fuß.
    Hastig zog Lady Vesey den Rocksaum bis über die Fußsohle hinab. „Ich habe sehr starke Schmerzen", sagte sie weinerlich.

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