Sturm ueber Cleybourne Castle
Hose und ein offenes Hemd, das er sich offensichtlich in aller Eile über den Kopf gezogen hatte. Auch Lady Westhampton war aufgewacht und kam, in ein warmes Négligé gehüllt und mit einem Öllämpchen in der Hand, aus ihrem Zimmer.
„Was um alles in der Welt geht hier vor?" rief Cleybourne schon von weitem.
„Ein Fremder war im Kinderzimmer", berichtete Jessica hastig. „Ich habe ihn in die Flucht geschlagen. Ich ..."
Plötzlich stockte sie mitten im Satz, denn sie hatte bemerkt, wie der Blick des Duke fast magisch von ihrer Gestalt angezogen wurde. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass ihr Nachthemd völlig durchweicht war und wahrscheinlich wie eine zweite durchsichtige Haut an ihrem Körper klebte, sodass jede Einzelheit zu erkennen war. „Ich ... hmm ..." Cleybourne schien sich von der Betrachtung des reizvollen Bildes, das Jessica in diesem Zustand abgab, nicht losreißen zu können, und auch sie selbst war plötzlich zu keiner Bewegung mehr fähig.
„Er ist dorthin gelaufen ! " Gabrielas Ruf schreckte die beiden hoch, und sie wandten nun den Kopf in die Richtung, in die das Mädchen gewiesen hatte. Jessica hatte ihren Verstand nun zumindest so weit wieder beisammen, dass sie das feuchte Hemd vom Körper löste und verlegen murmelte: „Ich sollte mich jetzt lieber umziehen."
Hals über Kopf eilte sie in ihr Schlafzimmer, während der Duke zum rückwärtigen Ausgang lief. Ehe sie die Tür hinter sich schloss, hörte sie noch, wie Rachel zu Gabriela sagte: „Ach, du armes Ding! Du zitterst ja wie Espenlaub. Was ist denn eigentlich vorgegangen?"
Ärgerlich über ihre Gedankenlosigkeit, zog sie das durchweichte Nachthemd aus und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Ihre Wangen brannten wie Feuer. Warum hatte sie das Négligé nur nicht angezogen, bevor sie den Eindringling verfolgte! Sie musste ja den Eindruck einer Dirne gemacht haben, als sie so gut wie nackt vor dem Duke gestanden hatte. Bei der Erinnerung an seinen hungrigen Blick wurden ihr die Knie weich. Er hatte sie angesehen wie noch nie zuvor ein anderer Mann. Ein Schimmer von Leidenschaft und Wildheit hatte in seinen dunklen Augen gelegen.
Und dieser Ausdruck in seiner Miene und in seinem Blick hatten ein Gefühl in ihr wachgerufen, so ... so ...
Sie erschauerte, während sie noch einmal die Wärme in ihrem Leib spürte und die plötzliche Fülle und Empfindsamkeit ihrer Brüste. Dabei schoss ihr wieder die Röte in Wangen und Stirn. Es blieb nur zu hoffen, dass der Duke nichts von der Erregung ahnte, die sein Blick bei ihr ausgelöst hatte.
Wie könnte sie ihm nur jemals wieder gegenübertreten? Aber sie würde es wohl müssen, ja, sie war sogar verpflichtet, umgehend wieder hinauszugehen, denn Cleybourne hatte ja das Recht, eine ausführliche Erklärung von ihr zu verlangen. Und sie musste sich schließlich um Gabriela kümmern. Es war unmöglich, sich für den Rest der Nacht im Zimmer zu verkriechen und darauf zu vertrauen, dass am anderen Tag alles vergessen sein würde.
Entschlossen schlang sie den Gürtel des Morgenmantels fest um ihre Taille, holte tief Luft und betrat das Verbindungszimmer zwischen den beiden Schlafräumen. Doch als sie den Duke darin erblickte, blieb sie sofort stehen. Er hatte einen Leuchter auf den Tisch gestellt und sah sich suchend um. Das leise Klappen der Tür veranlasste ihn jedoch, den Kopf in die Richtung des Geräusches zu wenden.
Seine Reaktion auf Jessicas fast nackten Körper hatte ihn völlig aus der Fassung gebracht. Ein Fremder war in ihr Zimmer eingedrungen und hatte sie zweifellos furchtbar erschreckt, und alles, was er selbst im ersten Augenblick tun konnte, war, tatenlos dazustehen und sie begehrlich anzustarren. Sie musste ihn für einen Flegel oder Lüstling gehalten haben.
Aus diesem Grund war er zurückgekommen, um mit ihr zu sprechen. Er wollte ruhig und beherrscht dabei sein und ihr damit beweisen, dass er alles andere als ein wollüstiger Teufel war, was sie bei seinem Benehmen wahrscheinlich angenommen hatte. Aber schon bei dem ersten Blick schwanden alle seine guten Vorsätze dahin.
In dem kleinen spitzen Ausschnitt, den das Neglige frei ließ, war statt eines weißen Baumwollhemdes die bloße Haut zu sehen. Jessica war unter dem sittsamen Morgenmantel nackt. Allein die Vorstellung ihres unbekleideten Körpers genügte, um ihn zu erregen. Sein Mund wurde so trocken, dass er kein Wort hervorbrachte, und sein einziger Gedanke war, den Gürtel zu lösen und den Mantel beiseite zu
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